VOM MAXIMILIAN REICHLIN
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22.01.2014 14:59
Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher – Der beinahe unmögliche Weg nach oben
Die soziale Mobilität in Deutschland ist nicht annähernd so hoch, wie man es sich gerne vorstellt. Diverse Langzeitstudien belegen, dass der Aufstieg für Mitglieder der unteren sozialen Schichten erheblich schwieriger ist, als für diejenigen höherer Schichten. Noch erschreckender ist jedoch, dass die Abstiegschancen für Mittelschichtler mittlerweile größer sind, als ihre Aufstiegschancen. Die Mittelschicht schrumpft, die Unterschicht wächst. Nur die sozial höheren Schichten haben, durch altes Geld, wenig zu befürchten. UNI.DE über den amerikanischen Traum und warum die soziale Mobilität nicht nach seinen Regeln spielt.
Die Bewegung von Personen innerhalb der Struktur sozialer Schichten nennt sich Soziale Mobilität. Damit kann sowohl ein Aufstieg aus einer niedrigeren in eine höre Schicht, oder umgekehrt der soziale Abstieg bezeichnet werden. Ein Indikator dafür ist das Vermögen. Wer daher Karriere macht und Geld verdient, steigt in der sozialen Hierarchie auf. Es ist also möglich, als Mitglied der „Unterschicht“ zu beginnen, und durch harte Arbeit und kluges Ausloten der Möglichkeiten auf dem Treppchen nach oben zu steigen. Vom Tellerwäscher zum Millionär, der amerikanische Traum.
Die USA – Macht und Willkür
Freiheit und Gerechtigkeit werden gegen Macht und Willkür eingetauscht
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Soweit zur Theorie. Die Realität jedoch hat mit dem „american dream“ heute
nicht mehr viel zu tun. Das belegen diverse Langzeitstudien, etwa das Milliardärsranking des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes. Demnach gibt es unter den deutschen Milliardären nur einen einzigen jungen Unternehmer, der selbst für sein Vermögen und dafür für seinen Aufstieg gesorgt hat, den Internetunternehmer Ralph Dommermuth. Die restlichen Vertreter der deutschen Milliardärsliga sind Erben alten Geldes. Nicht verwunderlich, denn die Soziale Mobilität nach oben war in Deutschland niemals so groß, wie in wirtschaftlich vergleichbaren Staaten.
Doch der Trend geht nicht nur hin zu einem schwieriger gewordenen Aufstieg, sondern in den letzten Jahren vermehrt auch zu einem wahrscheinlicheren Abstieg: Die Reallöhne sinken, die soziale Mobilität nimmt ab. Laut einer Langzeitstudie der DIW in den Jahren von 1996 bis 2006 ist es mittlerweile wahrscheinlicher, von der Mittelschicht nach unten „abzurutschen“, als die soziale Leiter aufzusteigen. In den Jahren bis 2000 stiegen nur 9,6 Prozent von der Mittelschicht nach oben auf, ganze 11 Prozent fielen. Noch schlechtere Ergebnisse erbrachte die zweite Phase der Studie von 2000 bis 2006: Zwei Drittel der Personen aus den unteren Schichten hatten den Aufstieg nicht geschafft während auf der anderen Seite zwei Drittel der bereits Wohlhabenden auch wohlhabend blieben. Das Ergebnis: Die Mittelschicht schrumpft, die Unterschicht wächst, die Oberschicht erhärtet sich. Wo die soziale Mobilität fehlt, fehlt auch die Chancengleichheit und die Lücke zwischen arm und reich wächst rapide.
Noch fataler sind die Zahlen aus den USA. Eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlers Tom Hertz von der American University belegt, dass hier die „Verkrustung“ der höheren Schichten noch um einiges größer, die soziale Mobilität noch geringer ist als in den meisten europäischen Ländern. Während sich in Deutschland in 10 Prozent der Fälle das Geld und somit der soziale Status der Eltern auf die Kindern vererbt, kommt Hertz in Amerika auf eine Wahrscheinlichkeit von rund 22 Prozent. Mit den Aufstiegschancen sieht es nicht besser aus: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind aus einer sozial schwächeren Familie in die oberste Gehaltsklasse aufsteigt, beträgt nur ein Prozent, wobei in der Studie selbstverständlich auch Wohnort, Nationalität und Rasse der Kinder berücksichtigt wird. So ist die soziale Mobilität für ein weißes Kind aus der Unter- oder Mittelschicht doppelt so groß, wie die Aufstiegschancen eines schwarzen Kindes aus einer Familie mit vergleichbarem Einkommen. Auch hier steht fest: Der amerikanische Traum geht in den meisten Fällen nicht auf, die soziale Mobilität wird verhindert. Tellerwäscher bleiben Tellerwäscher, Millionäre bleiben Millionäre.