Wikipedia definiert Videokunst prägnanter: „Die Videokunst ist eine Form der Medienkunst, die sich der Projektion als Medium der künstlerischen Aussage bedient. Die Videokunst entstand in den frühen 1960er-Jahren in Deutschland und Amerika“. Unter die Medienkunst wiederum fallen künstlerische Arbeiten mit „Film, Videos, Holographien, Internet, Computer, Mobiltelefonie, Spielen unter anderem“.
Ein Pionier dieses Genres im musealen Kontext war der aus Korea stammende Nam June Paik, dessen Frühwerk vor allem eine medienkritische Haltung spiegelte. In einer seiner bekanntesten Arbeiten, die zugleich auch als skulpturales Werk lesbar ist, setzte er eine Buddha-Figur vor einen Fernsehapparat und nannte die Arbeit „TV-Buddha“ (1974). Eine Arbeit, die in den 1970er Jahren noch als subversiv und progressiv galt und in der Jetzt-Zeit wohl eher banal erscheint: Fernsehen als quasi-Ersatzreligion. Näher an der eigentlich von ihm kritisierten Medien-Wirkung - da selbst eher eine spektakuläre Revue - muss man seinen Beitrag zur documenta 6 (1977) "Video Jungle", eine raumfüllende Installation mit 30 Monitoren, einordnen.
Hier kündigte sich schon der Wandel von einer einstmals provokanten oder subversiven Wirkweise hin zu einem eher müdes Gähnen erweckenden Moment oder dem Verlangen nach immer stärkeren Reizen als Reaktion der Betrachter/-innen an. Einem wohl in allen Bereichen der Kunst, Film und Musik mit eingenommen, beobachtetes Rezeptionsverhalten. Dies ist, wenn man so will, in geistig-intellektueller Hinsicht ein evolutionärer Ablauf, der es gleichzeitig der zeitgenössischen Kunst nicht leicht macht, wenn sie intendiert polit- oder gesellschaftskritische Arbeiten zu machen, die durch ebendiese Provokation aufwecken soll oder zumindest irritieren möchte. Eines der logischen Resultate daraus ist, dass sie mit den Jahren konzeptueller wurde und somit auch immer schwerer zugänglich wurde. Erhebt man als künstlerisch Tätige/-r nicht den Anspruch kritisch zu sein, so hat man oftmals ein einfacheres Spiel sich auszudrücken. L´art pour l´art schleicht sich ein.
Zurück zur Videokunst. Was dieses Genre so reizvoll und auch teilweise überfordernd macht, ist das schier endlos und überall zur Verfügung stehende Material. Man ist nicht unbedingt darauf angewiesen, selbst zur Kamera zu greifen, sich um Schauspieler/-innen zu bemühen oder sich sonst irgendwie außer Haus zu bewegen. Man kann einfach vom dunklen Zimmer aus auf die endlosen Weiten des Netzes, TVs oder der Printmedien zurückgreifen und sich die Inhalte oder Bilder aneignen: So genannte Mash-ups bieten sich an, also Neukombinationen der Found Footage, Kombinationen oder Collagen von dem Anschein nach nicht zusammen hängenden Bildmaterial. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Video von Omer Fast mit dem Titel „CNN Concatenated“ (2002). Dabei hat er sehr spielerisch eine absurde Komposition mit Gesprächsschnipseln aus Reportagen des US-Nachrichtenkanals CNN kreiert. So verbreiten die Reporter/-innen noch apokalyptischere Szenarios als die werten Zuschauer/-innen gewohnt sind. In gewisser Hinsicht sind das emanzipatorische Prozesse, die in Gang gebracht werden. Eine Demokratisierung gegenüber der früher zur Passivität verdammten Konsumentenschaft der Medienwelt. Ein jeder hat die Möglichkeit aus sogenannten Fake-News mit künstlerischen Strategien seine eigenen Fake-News zu schaffen. Aus vorgefertigten Geschichten, seine eigenen Geschichten zu schaffen.