VON SUSANNE BREM
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09.02.2017 14:06
Versauerung der Ozeane: Wandel eines riesigen Ökosystems
Treibhausgase sind schon lange in „Verruf“, sie seien für Ozonlöcher und globale Erwärmung verantwortlich. Weitere Effekte entfalten sie allerdings auch auf die Weltmeere: Über chemische Reaktionen gelangt zunehmend Kohlenstoffdioxid ins Wasser und bewirkt dort einen sinkenden pH-Wert. Das hat Folgen für die ganze Pflanzen- und Tierwelt unter Wasser. Welche Bedeutung das im Detail und im Gesamten hat, ist laut bisheriger Forschung allerdings noch gar nicht abschätzbar. Ist das Ökosystem Ozean in Gefahr? Oder ist die zunehmende Versauerung halb so wild?
Ungefähr 20 Millionen Tonnen CO2 nimmt das Meer laut Spiegel-online jedes Jahr auf. Neben der globalen Erwärmung ist die Versauerung der Meere eine der Hauptfolgen der durch den Mensch produzierten CO2-Ausstöße. Das Treibhausgas gelangt über die Emissionen von Autos, Fabriken und Kraftwerken in die Luft und wandelt sich dann im Wasser von Gas zu Säure um. Besonders leicht geschieht das in kühlem Gewässer; deshalb sind die Polarregionen am stärksten betroffen. Weltweit ist der durchschnittliche pH-Wert des Meeres mittlerweile um eine Dezimalstelle auf ca. 8,1 gesunken.
Effekte der Versauerung
Einige Folgen des sich verschiebenden pH-Wertes werden bereits dokumentiert: Verschiedene Lebewesen schaffen es nicht mehr, ihre benötigte Schutzschicht oder ihr Innenskelett aus Kalk aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Dazu zählen z. B. Korallen, Meeresschnecken und Muscheln. Laut einer Studie der Kyoto Universität waren Seeigel weniger fruchtbar und ihre Embryonen wuchsen langsamer. Kalmare konnten schlechter verstoffwechseln. Problematisch könnte dies laut Forscherzentren werden, da gerade die Kleintiere die Basis der Nahrungskette im Ozean bilden; wenn ihre Verbreitung abnimmt, hat das also Folgen für die Artenvielfalt und für alle Tiere, Pflanzen und Prozesse im Meer, die von ihnen abhängig sind – also das gesamte Ökosystem Ozean. Infolge der Erderwärmung verläuft außerdem die Wasserumwälzung in den Meeren langsamer. Oberflächen- und Tiefenwasser werden weniger durchgemischt; das erschwert wiederum den Nährstofftransport, es gibt z. B. weniger Sauerstoff im Wasser – ebenso eine Folge, die das gesamte Leben im Ozean betrifft und beeinträchtigen kann.
Problem: Langzeitfolgen sind nicht abschätzbar
Ken Caldeira von der Carnegie Institution for Science in Stanford meint: „Wenn das versauerte Wasser durch die großen Strömungen einmal in die Tiefe transportiert worden ist, ist es dort für viele Jahrhunderte außer Reichweite, ganz egal wie viel CO2 aus der Luft entfernt wird.“ Das bedeutet: Was jetzt zur Senkung des ozeanischen pH-Werts beiträgt, kann nachträglich nicht mehr ausgeglichen oder beseitigt werden. PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber rät deshalb dazu, es umso stärker zu verfolgen, dass weniger Treibhausgase überhaupt erst in die Luft und somit letztendlich auch ins Meer gelangen. Nur so können eine dauerhafte Versauerung und möglicherweise negative Veränderungen im Ozeanleben abgewendet werden.
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Wie sehr muss man die Versauerung fürchten?
Forschergruppen bestätigen, dass sie zwar in Testreihen negative Folgen (wie oben beschrieben) festgestellt haben. Allerdings betonen sie auch, dass Studien im offenen Meer bislang fehlen und die bisherigen Erkenntnisse und Beobachtungen auf Laborstudien fußen. Das gesamte Phänomen würde gerade erst beginnend betrachtet und verstanden werden. Dabei waren zwar Freilandexperimente desillusionierend, wenn z. B. Kalkalgen durch den Verlust ihrer Kalkschicht nicht mehr konkurrenzfähig waren und abstarben. Bei den Steinkorallen hingegen blieben die Weichteile auch ohne ihr Kalkskelett intakt; sie konnten es in einem basischeren Milieu später auch wieder unbeschadet aufbauen. Wenn also sogar artverwandte Lebewesen nicht gleich auf eine Versauerung reagieren, scheint der momentane Wissensstand der Wissenschaft nachvollziehbar: Es ist aktuell noch schwierig abzuschätzen, wie genau das Ökosystem Ozean von einer weitergehenden Versauerung verändert und beeinträchtigt wird und mit welchen genauen Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt. Teilweise wurden schließlich auch positive Effekte festgestellt, wie eine bessere Düngung der Meerespflanzen durch das Kohlenstoffdioxid. Das Einzige, worin sich die Forschung deshalb bislang einig ist: Die Meereswelt wird sich verändern, vermutlich auch mit negativen Folgen; wie genau und zu welchem Preis, ist aber noch unklar und kaum einzugrenzen.
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