VON MAXIMILIAN REICHLIN | 07.07.2014 17:49

The Ocean Cleanup – Unser Meer soll schöner werden

Dass die riesigen Mengen von Plastikabfällen, die bereits durch unsere Ozeane getrieben werden, ein gewaltiges Problem für die Umwelt darstellen, ist für die meisten kein Geheimnis mehr. Rätselhaft bleibt nur, wie man den Dreck, der so leichtfertig ins Meer gelangt ist, wieder entfernen kann. Nachdem Wissenschaft und Industrie immer noch vor einem Rätsel stehen, hat sich nun ein 19-jähriger Holländer dem Problem angenommen – und seine Erfolgschancen sind nicht schlecht. UNI.DE über eines der erstaunlichsten Umweltprojekte der letzten Jahre.


Der Holländer Boyan Slat ist weder in der Wissenschaft tätig, noch in der Politik, der Industrie oder der freien Marktwirtschaft. Doch ausgerechnet er könnte es sein, der eines der größten Probleme unserer Zeit löst: Die Meere vom umher treibenden Plastikmüll zu befreien. So der der erst 19jährige Student nun eine Crowd-Funding-Kampagne unter dem Namen „The Ocean Cleanup“ ins Leben gerufen, mit der seine Idee finanziert werden soll. Schwimmende Barrieren, die den Müll auffangen, kombiniert mit unbemannten „Türmen“, die das Plastik langsam aus dem Wasser ziehen und bis zur Abholung und Weiterverarbeitung lagern können. 2.000.000 Dollar soll das „Ocean Cleanup“ kosten, knapp 900.000 hat Boyan bereits. Für den Rest bleiben ihm noch rund 70 Tage.

Kunststoff beherrscht die Welt

Eine solche Maßnahme verdient alle Aufmerksamkeit, die sie bekommen kann, denn sie ist mehr als notwendig. Nach Schätzungen des UN-Umweltprogrammes UNEP treiben aktuell in jedem Quadratkilometer Ozean etwa 180.000 Plastikteile. Diese haben einen unheilvollen Einfluss auf die Artenvielfalt der Ozeane: Einige Meerestiere halten das Plastik für Nahrung und verenden daran, andere verfangen sich darin. Und auch für den Menschen ist das Müllproblem nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich: Denn das Plastik zersetzt sich im Meer nur langsam und setzt darüber hinaus Giftstoffe frei, die über die Nahrungskette auch wieder in unseren Organismus gelangen können. Die Spitze des Müllberges ist dabei der „Great Pacific Garbage Patch“, ein schwimmender Müllteppich von der Größe Zentraleuropas zwischen Hawaii und dem amerikanischen Festland.

Schon mit 17 hatte Boyan die Idee zum „Ocean Cleanup“, um diese Probleme gezielt anzugehen. Der allgemeinen Meinung, ein „Aufräumen“ der Meere sei so gut wie unmöglich, verschlänge Milliarden und könnte mehrere hundert Jahre in Anspruch nehmen, wollte der junge Niederländer sich nicht anschließen. Aber auch er sah ein, dass die herkömmlichen Säuberungsmethoden, bemannte Boote mit Fangnetzen, gegen den gigantischen Müllberg in den Ozeanen machtlos waren. Zu langsam gingen die Arbeiten voran, zu viel Beifang schädigte die Artenvielfalt, zu groß waren die CO2-Emissionen der Boote. Boyans revolutionäre Idee: Wieso sollten wir uns durch die Ozeane bewegen, wenn die Ozeane sich ohnehin bewegen? Diese unkonventionelle Vorstellung hat Boyan mittlerweile die Unterstützung von rund 100 Freiwilligen eingebracht, die mit ihm am „Ocean Cleanup“ arbeiten.

Und das ist der ganze Trick: Schwimmende Barrieren auf der Wasseroberfläche halten den Müll, der sich momentan in fünf großen Ozeanwirbeln kreisförmig durch die Meere bewegt, auf. Boyan und sein Team sind zuversichtlich: Mithilfe von ausreichend Ankerstellen, könnte man somit innerhalb von fünf Jahren einen ganzen Wirbel komplett umfassen. Anschließend wird der Müll von statischen unbemannten Türmen, die durch Solarkraft betrieben werden, aus dem Wasser gezogen und gesammelt. Danach ist das gesammelte Plastik bereit zur Abholung und kann verwertet werden. Durch diese einfache Methode soll es, so das Team von „Ocean Cleanup“, möglich sein, innerhalb von nur 10 Jahren die Hälfte des Plastikmülls im „Great Pacific Garbage Patch“ abzutragen. Was bisher wie eine wahnwitzige Utopie klang, könnte nun, dank der Idee eines 19-jährigen Studenten, Wirklichkeit werden.