VON NORA GRAF
|
13.05.2015 13:34
Nach Millionen von Jahren vom Aussterben bedroht: Die Meeresschildkröte
Es gibt sie nun seit mehr als 200 Millionen Jahren, sie lebten schon zur Zeit der Dinosaurier: Die Meeresschildkröten. Der Panzer dieser einzigartigen Tiere hat sich im Laufe der Evolution nur sehr gering gewandelt – dadurch konnten sie über die Jahrhunderte nahezu ungehindert überleben. Es gibt kaum eine höhere Tierartart, die sich so optimal an die Umwelt angepasst hat wie die Meeresschildkröte. Bis jetzt, denn nun sind fünf der sieben Meeresschildkrötenarten vom Aussterben bedroht. Verursacht ausschließlich durch den Menschen.
Meeresschildkröten werden zwischen 40 und 50 Jahre alt, manche Arten sind bis zu 2 Meter lang und 185 Kilogramm schwer. Sie leben in tropischen und subtropischen Gebieten und verbringen die meiste Zeit im Wasser. Die Weibchen gehen meist nur um Eier zu legen an Land. Sie kehren hierfür zu ihren Geburtsstränden zurück, um ihr Gelege dort in Sandmulden von der Sonne ausbrüten zu lassen. Natürliche Feinde gibt es in Form von Nesträubern wie zum Beispiel Möwen und Raben, Stinktiere oder Waschbären. Diese Tiere plündern jedoch nur vereinzelte Nester, so dass noch genug Jungtiere zur Arterhaltung überleben. Inzwischen ist es aber der Mensch, der den Strand systematisch nach den Eiern der Schildkröten absucht, da sie vor allem in asiatischen Ländern als Wundermittel und Aphrodisiakum bekannt sind und somit teuer verkauft werden können.
Seit 1975 fallen auch die Meeresschildkröten unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, das sowohl ein Abkommen als auch eine Organisation darstellt und dessen Ziel es ist, den globalen Handel mit Wildtieren und Pflanzen zu kontrollieren. Und zwar in dem Maße, dass es zu keiner Gefährdung dieser Arten kommt. Mittlerweile (Stand Oktober 2013) gilt das Abkommen für 179 Staaten. Auf den Philippinen ist der Fang der Meeresschildkröten gesetzlich verboten und kann bis zu 12 Jahre Gefängnis oder bis zu 22.500 $ Geldstrafe nach sich ziehen.
The Ocean Cleanup
Nachdem Wissenschaft und Industrie immer noch keine Lösung finden, hat sich nun ein 19-jähriger Holländer dem Problem des Plastikmülls in den Meeren angenommen
[...]»
Dennoch werden sie dort und in vielen Gebieten weltweit immer noch massenhaft verfolgt und gejagt. Denn die Fischerei ist oft die einzige Einnahmequelle für viele Einheimische. Einige Menschen glauben an eine spirituelle Wirkung des Fleisches,
in Polynesien gilt es etwa als Delikatesse. Es lassen sich daher immer noch hohe Preise auf dem Schwarzmarkt erzielen. Die Meerestiere sind überhaupt sehr lukrativ. Viele Wilderer haben es auf
den wertvollen Panzer abgesehen, der das Schildpatt liefert, aus dem Brillengestelle, Schmuck oder Souvenirs hergestellt werden können.
Ein großes Problem ist auch die Verschmutzung der Meere und umliegender Regionen etwa durch Plastik, wodurch den Tieren ihre Lebensgrundlage mehr und mehr entzogen wird. Auch der Massen- und Tauchtourismus oder die vielen Kreuzfahrtschiffe haben etwa Korallenriffe und andere Ökosysteme schwer geschädigt. In vielen Gegenden gibt es mittlerweile überhaupt keine Pflanzen und Tiere mehr. Dass ganze Meeresökosysteme in Mitleidenschaft gezogen werden ist letztlich ein globales Problem.
Es gibt daher mittlerweile viele weltweite und regionale Initiativen, um eine ökologische Krise zu verhindern. So hat man zum Beispiel in St. Lucia, einer Karibikinsel, das Caribbean Aqua-Terrestrial Solutions
(CATS)-Programm ins Leben gerufen. Dabei beschützen Freiwillige nicht nur die Meeresschildkröten und ihre Eier, sondern versuchen überdies, die Ernährungswirtschaft insgesamt nachhaltiger und die Einheimischen sensibler für Umweltschutzthemen zu machen. Doch nur über die
internationale Zusammenarbeit von Politik, Forschung und einheimischer Bevölkerung kann sich langfristig wirklich etwas ändern. Sollten globale und verbindliche Maßnahmen ausbleiben, werden wohl die meisten Arten der Meeresschildkröte in den nächsten Jahrzehnten für immer verschwinden.