VON JULIA ZETZ | 19.04.2012 10:30

Sich selbst vertrauen

Sich selbst zu vertrauen fällt vielen Menschen schwer, ihre Schwächen zeigen sie nur ungern und Scheitern ist für viele der Beweis dafür, dass sie einer Aufgabe nicht gewachsen sind. Selbstvertrauen schaffen, bedeutet auch mehr Lebensqualität.

Nina ist 27, Studentin und jobbt nebenher als Kellnerin. Eigentlich mag sie sich, naja meistens. Es gibt so Tage, da mag sie sich weniger. Da ist immer so ein Röllchen am Bauch und die krausen Haare, die nerven sie auch, manchmal. Aber sonst mag sie sich ganz gern, meistens. In der Uni, da ist sie ganz guter Durchschnitt. Betriebswirtschaft studiert sie. In Steuerlehre ist sie super, aber die Matheprüfung hat sie schon zum zweiten Mal in den Sand gesetzt. Das bringt sie zum Nachdenken.

Privat geht’s ihr ganz gut. Einen Freund hat sie seit einem guten Jahr, zusammen wohnen die beiden seit einem halben Jahr. Es klappt ganz gut, streiten tun beide recht wenig miteinander, aber wenn es mal kracht, hat Nina gleich Angst um ihre Beziehung. Sie gibt dann schnell klein bei, es ist ja auch ihre Schuld, meistens.

Im Job läuft es super, meistens. Die Kollegen sind nett, die Gäste kennt sie gut und das Trinkgeld bringt sie ganz gut durchs Studium. Aus Streitereien hält sie sich raus, Ärger will sie keinen haben. Sie mag ja alle Kollegen, naja zumindest die meisten.

Nina ist Durchschnitt, so irgendwie zwischen allen und doch nie so richtig dabei. Bei Aktivitäten mit Kommilitonen ist sie selten dabei, sie traut sich nicht so recht. Bei Referaten wird sie immer ganz nervös, vor der Gruppe redet sie nicht gern. Im Kontext mit den Dozenten ist sie recht zurückhaltend, sie will ja keinen Ärger.

Was soll aus mir werden?



Ninas Leben läuft ganz gut, meistens. Heute ist ein wichtiger Tag, heute ist die Matheprüfung. Nina ist nervös, sehr sogar. Sie muss es schaffen, es gibt keinen anderen Weg. Nochmal darf sie nicht durchfallen, sonst muss sie ihr Studium aufgeben. Es ist neun Uhr morgens. Ninas Wecker klingelt zum dritten Mal, jetzt muss sie raus. Ihr Freund ist schon wach. Ein wenig blass ist Nina heute, ihrem Freund fällt das nicht auf. Er ist wie immer in seinen Laptop vertieft, er arbeitet nämlich viel.

Nina kennt das, sie will ihn ja nicht stören, sonst streiten sie nur wieder. Sie nimmt ihren Kaffee einfach mit in die Bahn, das macht sie immer so, naja, meistens. Auf dem Weg zur Uni drehen sich ihre Gedanken nur um diese Prüfung, sie wird langsam sehr nervös.

An der Uni angekommen, kann sich Nina kaum noch auf den Beinen halten. Ihr Puls rast, ihre Hände sind nass, ihr Herz scheint zu zerspringen. Bleib ruhig, sagt sie zu sich selbst, du schaffst das schon. Sie betritt den Prüfungssaal, ihre Kommilitonen sind schon alle da, keiner beachtet sie, aber das ist immer so, naja, zumindest meistens. Der Dozent teilt die Prüfungsbögen aus, Nina klappt ihn auf, liest die erste Aufgabe und .......................

So wie Nina geht es vielen Menschen. Ein gesundes Selbstvertrauen hat nicht jeder. Oft zweifeln Menschen an ihren Fähigkeiten, ohne genau zu wissen, ob sie wirklich gut oder schlecht sind. Aber wie kommt man zu einem gesunden Selbstvertrauen?

Warum vertrauen wir uns nicht?

Manchmal sind die Gründe für fehlendes Selbstvertrauen vielfältig, sie gehen sogar teilweise bis in die Kindheit zurück. Dort haben wir etwas erlebt, was uns zutiefst geprägt hat und eine Unsicherheit manifestiert hat. Wer oft zu hören bekommt, was aus ihm werden soll, der wird sich das im Erwachsenenalter auch oft fragen und an seinen Fähigkeiten und Handlungen zweifeln. Menschen mit mangelnden Selbstvertrauen haben eine tiefsitzende Unsicherheit über den Wert ihrer eigenen Person.

Fehler und Schwächen eingestehen

Wer nicht gut rechnen kann wird kein Matheprofessor werden und wer in seiner Kindheit nicht gern Tagebuch geschrieben hat, der wird auch kein Bestsellerautor. Aber jeder hat Stärken und genau diese sollte man kennen und sich über diese bewusst werden. Es ist nicht schlimm, wenn man heute nicht alles geschafft hat, was man sich vorgenommen hat. Vielleicht hat man sich zu viel zugemutet? Die eigenen Grenzen erkennen muss auch erst erlernt werden. Und wer sich über seine Stärken und Schwächen bewusst ist, der kann sie auch richtig einsetzen.

Selbstvertrauen – Ein Must-Have?

Heute gilt: Klug, smart und erfolgreich muss man sein. Wer an sich selbst zweifelt, wird auch beruflich keinen Erfolg haben, kann keine Firma leiten oder ein gutes Elternteil sein. Richtig? Falsch! Selbst Albert Einstein war seiner Zeit kein Musterschüler, aber er erkannte, was er gut konnte. Wer in der Gesellschaft mit einer positiven Lebenseinstellung glänzt, der wird von ganz allein erfahren, was Erfolg bedeutet und das schafft Selbstvertrauen.

Mangelndes Selbstvertrauen als Krankheit

Ein paar Selbstzweifel machen noch keine Krankheit aus. Doch wer sich zunehmend selbst in die Kritik nimmt, der wird schnell depressiv. Und das führt schnell zu einer psychischen Erkrankung. Wer nicht nur unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet, sondern mit selbst überhaupt nicht mehr im reinen ist, der sollte psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.