VON C.V.A. | 01.08.2013 14:38

Sei mal neugierig! – Ein Experiment

Das Leben eines Kindes ist von unstillbarer Neugier geprägt. Neue Dinge sind spannend und wollen angefasst und entdeckt werden. Intuitiv folgen sie ihrem Interesse nach dem Unbekannten. Wenn wir erwachsen werden vermindert sich dieses Interesse an Neuem nach und nach. Verpflichtungen treten in den Vordergrund und lassen oft wenig Freiraum für die Lust das Leben neu auszugestalten. Manchen Menschen sind aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus weniger neugierig als andere, die risikobereiter und abenteuerlustiger sind. Was kann man also tun, damit einem die Neugier nicht einfach abhandenkommt?


Der Neugier eine Chance geben

Sich selbst zu vertrauen...

Eine Anti-Haltung gegenüber Neuem ist besonders schädlich und kann jegliche Neugier im Keim ersticken. Sätze wie, „das kann ich nicht“, „ich bin zu alt dafür“ oder „das passt nicht zu mir“ hat schon dem ein oder anderen das Tor zum Glück verschlossen. Wichtig ist es, unbefangen an neue Dinge heranzugehen und nicht von vornherein auszuschließen. Dazu gehören auch kleine Veränderungen. Das kann einfach mal ein neues Gericht im Lieblingsrestaurant sein, der Konzertbesuch bei einer unbekannten Band im Club um die Ecke oder auch sich zu trauen, eine Rede bei einem Geburtstag zu halten, obwohl man eher schüchtern und zurückhaltend ist.

Ein Experiment

Eine Woche neugierig sein, dieses Experiment hat sich Petra überlegt. Früher war sie neugierig auf alles Mögliche, und ist ihren Interessen stets nachgegangen. Sie hatte Sprachen ausprobiert, Tanzkurse belegt und neue Leute kennengelernt. Doch nachdem sie angefangen hat, Vollzeit zu arbeiten, fällt ihr auf, dass sie in einen gewissen Alltagstrott verfallen war, der sie zunehmend langweilte. Ihr Interesse an Neuem war fast erloschen, weil die Arbeit sie erschöpfte. Dennoch oder gerade deshalb, beschließt sie neuen Schwung in ihr Leben zu bringen und ihr Interesse an neuen Dingen wieder zu erwecken. Am Anfang war das aber gar nicht so einfach.

Was der Bauer nicht kennt...

Montag: Als allererstes beschließt Petra neue Lebensmittel auszuprobieren. Morgens gießt sie sich statt ihrem heiß geliebten Kaffee eine Tasse weißen Tee auf, den sie vor Ewigkeiten geschenkt bekommen, aber noch nie ausprobiert hat. Zwar sehnt sie sich nach Kaffee, doch der Tee schmeckt erstaunlich gut und sie fühlt sich angenehm erfrischt und gestärkt. Mittags in der Kantine entscheidet sie sich für eine indische Currysuppe, die sie normal nie angerührt hätte.

Wie wär‘s mit einem neuen Hobby?

Dienstag: Petra überlegt, sich für einen Gitarrenkurs an der Volkshochschule anzumelden. Schon lange hat sie Interesse an dem Instrument und hegt den Wunsch es zu erlernen. Bisher hatte sie sich nicht getraut, in der Annahme, sie hätte kein Talent und wäre mit ihren 30 Jahren zu alt. Doch ihr Interesse siegt diesmal und sie macht einen Termin aus.

Wer sagt, du kannst das nicht?

Mittwoch: Ein Kollege fragt Petra, ob sie ihm bei einem Problem mit dem Computersystem helfen kann. Normalerweise gibt Petra diese Fragen weiter, da sie es sich nicht zutraut es auch richtig zu erklären. Diesmal will sie es selbst ausprobieren. Es dauert etwas länger, aber nach einer halben Stunde haben sowohl sie als auch der Kollege verstanden wie es funktioniert. So schwer war es gar nicht und Petra ist stolz darauf, dass sie in Zukunft bei technischen Fragen weiterhelfen kann. Die Gitarrenstunde am Abend lief so gut, dass Petra beschließt weiterzumachen, auch wenn sie eine Menge Übung vor sich hat. Doch der Lehrer sieht in ihr Talent - das hätte Petra nie gedacht.

Vielleicht mag ich es ja doch!

Donnerstag: Petra geht in der Mittagspause in ihrem Lieblingsbuchladen einkaufen. Es ist ein neuer Krimi erschienen, den sie sich besorgen möchte. Auf dem Weg in den Laden fällt ihr Blick auf einen historischen Roman. Der Klappentext weckt ihr Interesse und obwohl Petra bis dato ausschließlich Krimis gelesen hat, kauft sie ihn und ist auf dem Rückweg voller Vorfreude.

Freitag: Die Woche war so erfüllt für Petra, dass sie schneller vorbeigegangen ist als sie bemerkt hat. Sie fühlt sich befreit und glücklich, kompetenter und selbstbewusster. Durch ein Gespräch mit einer Kollegin über das Gitarre spielen hat sie eine neue Lunch-Partnerin gefunden, die ebenfalls ein großes Interesse an Musik hat. Am Abend liest sie die letzten Seiten des historischen Romans. Er hat ihr ganz gut gefallen und war eine angenehme Abwechslung. Ihr Interesse für weitere Genres ist geweckt. Den weißen Tee lässt sie in Zukunft weg - Kaffee ist ihr lieber, aber zumindest hat sie ihn ausprobiert und weiß wie er schmeckt. Petra beschließt ab jetzt, jeden Monat eine Neugier-Woche einzulegen. Je öfter sie ihren Interessen folgt, ihrer Neugier nachgeht, desto spannender findet sie plötzlich ihr eigenes Leben.

Neugier pflegen

Neugier muss man pflegen und auch zulassen. Durch die Bereitschaft über den eigenen Tellerrand hinauszusehen und ungestillten Interessen nachzugehen, gibt man sich selbst und seinem Leben die Chance zur Weiterentwicklung und kann ungeahnte Kräfte und verdeckte Talente entfalten. So kann das Leben auch im Alltagsstress noch spannend bleiben und durch neue Impulse bereichert werden. Manchmal reicht eine Woche neugierig sein, um das Leben wieder interessant und abwechslungsreich zu machen.