VON PHILLIPPINE SENSMEIER | 16.04.2012 15:47
Rettende Moore – die unbekannten Klimaschützer
Wusstet ihr, dass in Mooren doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert ist wie in allen Wäldern weltweit? Sie lagern es ein und schützen damit unser Klima. In Deutschland sind Moore jedoch selten geworden. Rund 95% sind entwässert, abgetorft oder land- und forstwirtschaftlich genutzt. Diese Moore gelten als „tot“. Was getan werden muss, um Moorlandschaften zu bewahren und wie dadurch zum Klimaschutz beigetragen werden kann.
Vor rund 12.000 Jahren, mit dem Ende der Eiszeit, entwickelten sich in Deutschland unzählige Moorgebiete, die mit 1,5 Millionen Hektar 4,2% der Landesfläche bedeckten. Sie brachten eine beeindruckende Vielfalt an Flora und Fauna hervor und entwickelten sich zu besonderen Ökosystemen. Durch den ständigen Wasserüberschuss aus Niederschlägen und Mineralbodenwasser - immerhin schmolz nach und nach meterdickes Eis - entstand dort Sauerstoffmangel. Pflanzliche Reste wurden nicht vollständig abgebaut und verwandelten sich so zu Torf. Dieses organische Material legt bei seiner Umwandlung Kohlenstoff fest und wird somit zum heimlichen Helden unserer klimatischen Geschichte. Denn auch wenn die noch lebenden Moore weltweit jährlich nur 1% des von uns freigesetzten Kohlenstoffs einspeichern, so ist ihre langfristige Bedeutung (12.000 Jahre) nicht zu verachten: In einer 15 cm dicken Torfschicht befindet sich auf gleicher Fläche etwa genauso viel Kohlenstoff wie in einem 100-Jährigen Wald. Sie wirkt dadurch genauso klimakühlend wie die Tropenwälder in Südamerika oder die Nadelwaldregionen in Kanada oder Russland.
Leider sind nicht nur Deutschlands Moore vor dem Aussterben bedroht. Beinah überall nutzt man sie als Acker oder wandelt sie in Grünland um. Zusätzlich ist Torf der Hauptbestandteil unserer vielverwendeten Blumenerde. Dieser eignet sich nämlich aufgrund seiner Keimfreiheit, der Wasserhaltefähigkeit und der Nährstoffarmut für unsere Gärten am besten. Durch die tiefgründige Entwässerung sowie die landwirtschaftliche Bebauung ursprünglicher Feuchtareale jedoch, werden unsere Moore nach und nach regelrecht ausgerottet. Gefährlich ist dies zum einen natürlich für die biologische Vielfalt, zum anderen aber vor allem für unseren Planeten: Bei der Entwässerung und damit einhergehend der Durchlüftung von Torf, oxidiert dieser und gelangt als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre. Zusätzlich entsteht das gefährliche Dickstoffmonoxid (Lachgas), dessen Wirkung auf das Klima um 298-Mal höher ist als bei CO2. Bei der Zerstörung der Moore werden also klimawirksame Gase freigesetzt.
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) setzt sich intensiv für den Moorschutz ein. Die Mitglieder haben ein Positionspapier entwickelt, in dem alle Fakten und Zahlen zusammengetragen und zur Untermauerung ihrer Forderungen klar ausformuliert wurden. So muss zunächst die politische Aufmerksamkeit stärker auf dieses Thema ausgerichtet werden. Der Verein fordert Renaturierungsmaßnahmen sowie eine Umsteuerung in der Agrarpolitik. Außerdem setzt er sich für das Ende der industriellen Abtorfung für unsere beliebte Gartenerde ein. Es gibt Substitute (Komposterde oder Rindenhumus), die dieselben Eigenschaften wie Torf aufweisen und die man ebenfalls in die Pflanzenerde mischen kann. Zu guter Letzt fordert der NABU, dass die Industrieländer verpflichtet werden sollten, ein gesondertes Minderungsziel für Emissionen aus der Landnutzung zu generieren. Diese ruiniert die Moore nämlich am intensivsten. Moorschutz bedeutet Klimaschutz: Nur wenn diese mächtigen Kohlenstoffspeicher bewahrt werden, können wir hoffen, dass die Pinguine in der Antarktis und die Eisbären hoch oben im Norden nicht von ihrer Eisscholle schmelzen und bis ans weitentfernte Ufer schwimmen müssen.
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