VON CLEMENS POKORNY | 08.05.2016 19:23

Prüfungsvorbereitung – so klappt's

Hand aufs Herz: Wann beginnst du wirklich, auf eine Prüfung zu lernen? Die meisten Studenten fangen erst ein bis zwei Wochen vorher an – und geraten dann in Zeitnot und oft auch in Panik. Doch beim frühzeitigen Beginn beginnt das gute Lernen erst. Hier findest du einige nach Überbegriffen geordnete Tipps, was man beachten – und was man unbedingt vermeiden sollte.


Wer kennt das nicht: Die Klausur rückt immer näher, doch man hat noch immer nichts darauf gelernt. Allmählich kommt Panik auf. Und wenn man sich dann endlich einen Ruck gibt, reicht die Zeit hinten und vorne nicht, um sich den Stoff einzupauken, und die Nervosität macht alles noch schlimmer... Erheblich leichter fällt die Prüfungsvorbereitung, wenn einige elementare Regeln eingehalten und ein paar Tipps ausprobiert werden. Diese lassen sich in fünf Gruppen unterteilen – hier eine Übersicht:

Erster Schritt: Ordnen

Einerseits sollte der Lernbereich, also meist der Schreibtisch, geordnet sein. Chaos hilft zwar bei kreativen Aufgaben, aber Kreativität im engeren Sinne ist beim Lernen auf Uni-Prüfungen ja in den meisten Studiengängen nicht gefragt. Andererseits gilt es, den Lernstoff zu ordnen, also zu gliedern, wenn möglich auf Wesentliches zu reduzieren, und zwar während des Lernens. Wenn man einmal den gesamten relevanten Stoff zusammengetragen hat, sollte er verschriftlicht und dabei neu angeordnet werden. Denn wir merken uns wenig von dem, was wir nur hören, etwas mehr von dem, was wir lesen, deutlich mehr, wenn wir aktiv etwas tun – und am besten lernen wir, wenn mehrere dieser Informationskanäle kombiniert werden. Wer also Lernstoff in eigenen Worten stichpunktartig schriftlich zusammenfasst, verarbeitet und verankert bereits viel davon im Gehirn. Dazu kommen einige Techniken: Mind-Maps helfen bei der Strukturierung. Referate, die notfalls ohne Zuhörer gehalten werden können, simulieren das erfolgreiche Prinzip „Lernen durch Lehren“ und vertiefen somit das Verständnis des Stoffs – natürlich auch dann, wenn auf eine schriftliche Prüfung gelernt wird.

Zweiter Schritt: Planen

Untrennbar mit dem Ordnen des Stoffes ist die Planung des Lernens verknüpft. Die meisten Studenten fangen erst kurz vor der Prüfung an, sich den Stoff einzupauken – dabei ist bewiesen: Ins Langzeitgedächtnis kann nur kommen, was auch langfristig gelernt wird. Man muss zwar nicht, wie mancher Jura-Student vor dem Staatsexamen, auf Monate hinaus jeden Tag verplanen, sollte sich aber feste Termine setzen, bis zu denen ein bestimmtes Pensum beherrscht werden muss. Ob es dann auch beherrscht wird, ist in regelmäßigen Abständen vor der Prüfung zu überprüfen. Wenigstens einige Lernzeiten unter der Woche bzw. im Tagesverlauf sollten verbindlich sein, genauso wie Zeiten zur Entspannung oder als Puffer, wenn unvorhergesehene Ereignisse den Zeitplan durcheinander wirbeln. Ein guter Lernplan berücksichtigt auch den individuellen Biorhythmus: Bin ich eher Lerche oder eher Eule, d.h. Früh- oder Spätaufsteher? Davon hängt u.a. der genaue Zeitpunkt des nachmittäglichen Tiefs ab, das selbstredend nicht mit Lernen, sondern mit Freizeit gefüllt werden sollte. Zum Thema Planung gehört schließlich auch die rechtzeitige Anmeldung zur Prüfung. Gerade zu Abschlussprüfungen muss man sich oft bereits ein halbes Jahr oder früher anmelden – das zuständige Prüfungsamt liefert alle Informationen dazu.

Dritter Schritt: Routine

Lernen besteht, je nach individueller Gedächtnisleistung, mehr oder weniger aus Wiederholung. Sie sollte abwechslungsreich gestaltet werden. Stoff, der sich einfach nicht ins Gehirn pressen lässt, kann man mehrfach auf immer neue Arten beizukommen versuchen: Mind-Map, Referat, diverse Mnemotechniken, Karteikarten oder auch ein (selbstverständlich nur zum Lernen bestimmter) Spickzettel, der immer wieder auf jeweils um 50% zu verkleinernde Blätter geschrieben wird, bis der Stoff sich weder durch Kleiner-Schreiben noch durch Kürzungen weiter minimieren lässt. Anwendungsbezogener Stoff lässt sich leichter situieren, d.h. in lebensweltlichen Situationen verorten, als rein theoretischer. Ein gewisses Maß an Redundanz (also an sich überflüssigem Drumherum) ist gerade am Anfang des Lernens unabdingbar: Blanke Fakten wie z.B. Vokabeln lassen sich nur schwer lernen; ihr Kontext muss immer mitgedacht werden.

Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung!

Vierter Schritt: Rückmeldung

Ob man einen bestimmten Stoff beherrscht, lässt sich mit Büchern oder Apps überprüfen, die Aufgaben mit Lösungen beinhalten. Doch solche gibt's nicht immer. Gruppenarbeit hilft hier nachweislich und macht darüber hinaus auch mehr Spaß als Lernen allein daheim, vorausgesetzt natürlich, die Chemie stimmt. Zwei oder mehr Menschen sind immer schlauer als einer alleine – andere Köpfe, andere Perspektiven! Zur Rückmeldung gehört auch die Belohnung. Wer sich für Zwischenerfolge auf dem Weg zur Prüfung mit etwas Angenehmem belohnt, z.B. mit einer kleinen Auszeit, geht vorher wie nachher motivierter ans Lernen und verstärkt sein erfolgreiches Lernen positiv.

Fünfter Schritt: Unmittelbar vor der Prüfung

Wer ca. zwei Wochen vor einem mündlichen Examen die Sprechstunde der Prüferin oder des Prüfers besucht, kann mit dieser/m oft das Thema etwas eingrenzen, jedenfalls aber herausbekommen, worauf in der Prüfung Wert gelegt werden wird. Am letzten Tag vor der Prüfung sollte man nicht mehr versuchen, neuen Stoff ins Gehirn zu zwängen, und sich – gerade, wenn man zu Nervosität neigt – stattdessen entspannen. Panikmacher unter den KommilitonInnen sollte man vermeiden – sie finden unter denjenigen, die an der Prüfung nicht teilnehmen, schon jemanden, der sie beruhigen kann. Sportliche Verausgabung hilft, abends schnell einzuschlafen. Zwei Wecker garantieren, dass man am Tag der Prüfung rechtzeitig aufwacht. Schon am Abend vorher können ein Getränk und für eine schriftliche Prüfung auch etwas zu essen vorbereitet werden, vorzugsweise Obst oder Energiespender, z.B. Müsliriegel. Beim Essen bitte auch an die anderen Prüflinge denken: Nichts Hartes verzehren, das Geräusche verursacht, wie Salzstangen oder Karotten. Wer in Klausuren leicht abzulenken ist, denke daran, Ohrenstöpsel mitzunehmen.