VON C.V.A. | 28.07.2014 14:53

Nomaden - ein Leben ohne festen Wohnsitz

Ein nomadisches Leben ohne festen Wohnsitz ist für uns kaum vorstellbar. Doch hat es nicht etwas Faszinierendes, wenn alles Hab und Gut z.B. auf den Rücken eines Pferdes passt? Diese Lebensweise haben sich einige nomadische Völker trotz fortschreitender Verstädterung und Globalisierung bis heute bewahrt. Ihr Lebensrhythmus ist eng an die Natur gebunden und sie wandern von einem Ort zum anderen im Zyklus der Jahreszeiten. Kein Wunder, dass diese Lebensform in Zeiten der Rückbesinnung zur Natur einen besonderen Charme auf unsere westliche Kultur ausübt.


Nomaden sind zumeist unspezialisierte Jäger und Sammler sowie Hirtenvölker, die in geographisch trockenen Gebieten wohnen, in denen ein dauerhafter Bodenanbau nicht möglich ist. Um ihre Nahrung das Jahr über zu sichern, ziehen die Völker mit ihren Tierherden umher - immer auf der Suche nach guten Weide- und Verweilmöglichkeiten. Im sogenannten altweltlichen Trockengürtel haben sich die Wandervölker am meisten verbreitet. Dieser Trockengürtel zieht sich Kontinent übergreifend von Mauretanien, über die Sahara, die arabische Halbinsel bis in die Mongolei. Zu den bekanntesten nomadischen Völkern gehören die Tuareg aus der Sahara und die Mongolen. Doch auch in Europa sind nomadische Völker vertreten. Die Samen aus Skandinavien beispielsweise haben bis heute ihre nomadische Lebensweise bewahrt.

Mehr über die Tuareg und weitere bedrohte Völker

Tuareg - die Wüstenwanderer

Obwohl viele Tuareg inzwischen sesshaft geworden sind, sind sie eines der größten und bekanntesten nomadischen Völker. Circa drei Millionen Tuareg leben nomadisch in den Staaten Algerien, Mali, Niger, Libyen und Burkina Faso. Die umherziehenden Tuareg leben in Zelten aus Ziegenhaut oder auch Palmwedeln. Als wichtigstes Nahrungsmittel dient die ungekochte Milch von Kamelen sowie Gebäck aus Hirse, Weizen oder Gerste. Unverzichtbar ist außerdem der Karawanenhandel. So leben die meisten Tuareg vom Tausch und Handel mit verschiedenen Rohstoffen, Gewürzen oder Kamelen. Von der Regierung jahrelang ignoriert und ausgegrenzt haben die Tuareg es heute noch schwer ihren Lebensraum zu bewahren. Seit 2007 wird beispielsweise Uran in Teilen der Sahara abgebaut, die zum Wandergebiet der Tuareg gehören.

Mongolen - Könige der Steppe

Die zweite große Gruppe von Nomaden lebt in der Mongolei. Ein Großteil der mongolischen Völker lebt bis heute nomadisch. Diese Tradition geht auf den bekannten Heerführer und Reiter Dschingis Khan zurück. Sie ziehen in Großfamilien durch die weiten Steppen der Mongolei und Chinas und schlagen ihre Zelte, die Jurten, an geeigneten Weideplätzen auf. Die Jurten haben immer einen Heiz- und Kochplatz in der Mitte, die Wände werden mit Filz abgedichtet. Das Leben ist durch eine sehr enge Verbindung zu ihren Pferden geprägt, die bereits im Kindesalter als Reittiere dienen. Nachdem zwar viele Mongolen aufgrund der neuen Möglichkeiten durch die chinesische Industrialisierung in die Städte gezogen waren, findet in den letzten Jahren jedoch wieder eine Re-Nomadisierung statt.

Nomadenleben in Gefahr?

Durch ökologische und politische Veränderungen wird das Leben der Nomaden bedroht. Straßenausbau, sowie neue Grenzziehungen schränken die traditionellen Wanderrouten stark ein. Nomaden werden außerdem immer noch häufig von der Gesellschaft als fremdartig angesehen und nicht selten ausgegrenzt und abgewertet, unter anderem weil sie wegen ihrer nicht sesshaften Lebensweise schwer zu kontrollieren sind. Doch das Umherziehen der Nomaden übt auf viele Menschen auch eine Faszination aus. Viele wollen dem eintönigen Arbeitsalltag in den Städten entfliehen und suchen Selbstfindung in Reisen zu nomadischen Völkern. Vielleicht können wir uns ja auch etwas von den wurzellosen Wanderern abschauen? Denn nicht immer ist es das Haus, der Ort oder unser Hab und Gut, was Heimat bedeutet, sondern die Menschen, denen wir begegnen, die uns berühren oder die Reise, die unseren Geist bewegt.