VON C.V.A. | 02.04.2013 16:56

Nachhaltiger Konsum

Beim Erdgipfel in Rio 1992 wurde die nachhaltige Entwicklung von über hundert Staaten- und Regierungschefs zum globalen Recht erklärt. Neben der Bekämpfung von Armut war hierbei der nachhaltige Konsum oberstes Ziel. Einundzwanzig Jahre später befindet sich diese Entwicklung noch immer am Anfang.

Ob in Umweltfragen, bei Debatten um das Sozialsystem oder Diskurse in der Wirtschaft: Nachhaltigkeit ist eines der großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Schon vor zwanzig Jahren verpflichteten sich die Teilnehmerstaaten des Erdgipfels in Rio in der Agenda 21, Strategien zu entwerfen, die eine nachhaltige Entwicklung gewährleisten. Zwei Nachfolgekonferenzen haben seitdem in Rio stattgefunden – die Probleme sind aber noch immer die gleichen, haben sich sogar verschärft. Politik und die Industrie haben sich zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Die wenigsten Verbraucher achten allerdings auf ein nachhaltiges Konsumverhalten, obgleich sie ein Umdenken in Industrie und Politik bewirken könnten.

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Ethischer oder auch nachhaltiger Konsum bedeutet einen bewussten Umgang mit Gebrauchsgütern. Die Verbraucher sollen darauf achten, dass ihr Konsum von Lebensmitteln, aber auch von Energie, Mobilität und Dienstleistungen umweltbewusst, sozial verträglich und ökonomisch vernünftig sind. Dabei sollte ebenso an die künftigen Generationen gedacht werden, als auch an diejenigen, denen sogar die Befriedigung der Grundbedürfnisse verwehrt ist.

Mit jeder Kaufentscheidung kann der Verbraucher tagtäglich beeinflussen, ob er zum Klimaschutz, zur Schonung der Umweltressourcen oder zu gerechten Arbeitsbedingungen beiträgt. Dazu gehört die Wahl von Fairtrade-Lebensmitteln statt dem billigen Produkt des Großunternehmens ebenso wie der Kauf eines energieeffizienten Kühlschrankes oder die Fahrt zur Arbeit mit dem Fahrrad statt dem Auto. Durch seine Konsumgewohnheiten kann der Verbraucher das Angebot maßgeblich beeinflussen. Allerdings fehlt den Verbrauchern oftmals die nötige Reflexion der eigenen Konsumgewohnheiten. Darüberhinaus wissen viele Verbraucher nicht, wie stark ihr eigenes Konsumverhalten zu Besserung beitragen könnte.

Projekte wie BINK (Bildungsinstitutionen und nachhaltiger Konsum) wollen zu einem Umdenken der Verbraucher beitragen. Die Initiatoren versuchen in Zusammenarbeit mit Vertretern aus der Bildungspraxis Bildungsinstitutionen zu Orten einer nachhaltigen Konsumkultur zu machen. Gerade bei Schülern und Studierenden, die noch keinen verfestigten Lebensstil haben, bietet sich das Potential, tatsächliche Veränderungen zu bewirken. Deshalb sollten die Jugendlichen und junge Erwachsene lernen, den eigenen Konsum zu reflektieren, aber auch aktiv Nachhaltigkeit gestalten und erleben.

Mit insgesamt sechs verschiedenen Schulen, Berufsschulen und Hochschulen haben die Wissenschaftler der Hochschule Fresenius, der Humboldt Universität Berlin, des Instituts für Umweltkommunikation und des Deutschen Jugendinstituts drei Jahre zusammengearbeitet. Einerseits sollte über Befragungen und Interviews allgemeine Erkenntnisse über das Konsumverhalten der Verbraucher gewonnen werden. Darüber hinaus sollten, aber auch praktische Ziele erreicht werden. Zu diesem Zweck wurde mit den Schülern und Studenten zunächst gemeinsam ein Verständnis für nachhaltigen Konsum entwickelt. Mit Hilfe von Workshops, Filmprojekten sollte das Bewusstsein der Verbraucher für den Konsum von Lebensmitteln, Mobilität und Energie nachhaltig verändert werden. So wurden in den Bildungseinrichtungen nicht nur vermehrt Bio-Produkte angeboten, sondern auch die Mülltrennung strikt betrieben, Recycling-Papier eingeführt oder sogar solarbetriebene Beleuchtung installiert. Ob die ehrgeizigen Ziele tatsächlich erreicht werden können und die Schüler ihr Konsumverhalten nachhaltig geändert haben, ist noch nicht klar.

Die endgültigen Ergebnisse des Projekts stehen noch aus – vielversprechend ist der Ansatz aber allemal. Denn nur wenn die Verbraucher bereit sind, ihre Verhaltensweisen zu ändern, wird auch die Politik und die Industrie sich ändern - dass dies angesichts gewaltiger Probleme wie dem Klimawandel, der Umweltzerstörung oder auch begrenzter Ressourcen nötig ist, liegt auf der Hand.