VON MAXIMILIAN REICHLIN | 28.10.2016 13:28

Müll to go – Umwelthilfe fordert Beseitigung umweltschädlicher Einwegbecher

Die Deutsche Umwelthilfe hat erschreckende Zahlen über den Verbrauch von Einwegkaffeebechern veröffentlicht. Demnach landen in Deutschland beinahe drei Milliarden To-go-Becher im Müll, die sich gar nicht oder nur schwer recyclen lassen. Hinzu kommt die Umweltbelastung während der Herstellung der Becher. Die Umwelthilfe fordert nun ein Leihsystem für Mehrwegbecher, wie es von einigen deutschen Startups bereits getestet wird. Am sinnvollsten sei aber immer noch der Gebrauch eigener Thermobecher.


Rund 2,8 Milliarden Einwegkaffeebecher landen pro Jahr in deutschen Mülleimern. Das sind 320.000 Becher pro Stunde, fast 90 pro Sekunde. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Deutschen Umwelthilfe. Für die Herstellung der Becher werden große Mengen an Holz, Wasser und Rohöl benötigt, zudem entstehen in der Produktion der To-go-Becher CO2-Emissionen von rund 83.000 Tonnen pro Jahr. Rechnet man dazu noch den Müll, der durch andere Einwegbehälter entsteht, zum Beispiel durch Verpackungen von Take-away- oder Lieferessen, entsteht ein riesiger Müllberg.

Das Problem der To-go-Verpackungen: Da sie oft nicht nur aus Pappe sondern zu Teilen auch aus Kunststoff bestehen, sind sie nur schwer zu recyclen. Zudem wird für die Herstellung der umweltschädlichen Behälter in der Regel Neumaterial verwendet. Alleine für die in Deutschland produzierten To-go-Becher werden so pro Jahr 43.000 Bäume abgeholzt. Ein enormer Aufwand dafür, dass die Becher im Schnitt nur 15 Minuten genutzt werden und danach im Müll landen.

To-go-Becher verbieten und ersetzen – So ließe sich das Müllproblem in den Griff bekommen

Um den Müllberg zu reduzieren gibt es verschiedene Ansätze. Einige der radikalsten kommen dabei aus den USA. Die Stadt New York etwa hat den Verkauf von Getränken in Polysterol-Bechern ganz verboten, San Francisco wird 2017 nachziehen. Auch in Frankreich kämpft man gegen Einwegmaterial: Erst im September wurde dort im Zuge eines Energiewende-Gesetzes Geschirr aus Plastik verboten, was auch Kaffeebecher einschließt. In Deutschland fordert die Umwelthilfe ähnliche Projekte und macht sich beispielsweise für wiederverwertbare Pfandbecher stark, die ähnlich funktionieren sollen wie Pfandflaschen oder -dosen.

Einmal mehr Zeit bitte...

Solch staatliche oder kommunale Programme sind aktuell noch Zukunftsmusik. Derweil kommen erste Anstöße von grünen Startups und Umweltorganisationen. Ein Beispiel ist das Projekt „Just swap it“ aus Berlin, das auf einem Pfandleihsystem basiert, wie es die Umwelthilfe vorschlägt: Kunden sollen im Café einen kleinen Aufschlag für einen Mehrwegbecher bezahlen, den sie in einem anderen teilnehmenden Restaurant wieder abgeben können. Das Projekt befindet sich noch bis Ende November in der Pilotphase. Ähnlich funktioniert das ebenfalls in Berlin gestartete Tiffin Projekt, das bereits seit 2014 To-go-Verpackungen in teilnehmenden Partnerrestaurants durch Edelstahlboxen ersetzt. Weitere regionale Projekte, die ebenfalls auf einem Pfandleihsystem beruhen, laufen deutschlandweit.

Eigene Mehrwegbecher rechnen sich am meisten – finanziell und ökologisch

Als langfristig sinnvollste Alternative rät die Deutsche Umwelthilfe zum Gebrauch privater Mehrwegbecher für den Kaffee to go. Kundinnen und Kunden sollen demnach ihre eigenen Thermobecher aus Neu- oder Recyclingmaterial mitbringen und sich den Kaffee direkt einfüllen lassen. Viele große Café-Ketten unterstützen die Idee. Bei Starbucks etwa gibt es für diejenigen, die auf umweltschädliche To-go-Becher verzichten, 30 Prozent Rabatt, bei Balzac immerhin noch 25 Cent. Die Rechnung geht in der Theorie auf: Bei einem geschätzten Preis von 20 Euro für einen eigenen Thermobecher rechnet sich der Kauf mindestens nach dem achtzigsten Kaffee, eine bessere Umweltbilanz hat man bereits nach dem vierzigsten.