VON NORA GRAF
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29.05.2015 13:14
Das blaue Gold: Maude Barlow und ihr Kampf um Trinkwasser für alle
Trinkwasser ist für viele Nationen dieser Erde ganz selbstverständlich. Man dreht den Hahn auf und das Wasser läuft solange, bis man den Wasserhahn wieder zu dreht. Doch das sieht in vielen Regionen dieser Welt ganz anders aus. Dort hat die Bevölkerung zum Teil keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Maude Barlow kämpft schon seit Jahren gegen diesen Missstand und dafür, dass jeder Mensch das Recht auf sauberes Wasser hat. Für ihr Engagement hat sie 2005, zusammen mit Tony Clarke, den „Alternativen Nobelpreis“ erhalten, den Right Livelihood Award.
Maude Barlow wurde am 19. Mai 1947 im kanadischen Toronto geboren und war zunächst in einer feministischen Bewegung aktiv. Neben der Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ottawa, leitete sie eine nationale Vereinigung, die sich gegen Gewalt gegenüber Frauen einsetzt, bevor sie 1983 die erste Beraterin für Frauenfragen des kanadischen Premierminister Pierre Trudeau wurde. 1985 gründete sie den linksgerichteten Council of Canadians, die größte Bürgerrechtsorganisation Kanadas, deren Vorsitz sie seit 1988 inne hat. Dieser spielt auch eine wichtige Rolle im Kampf um mehr Handelsgerechtigkeit und – durch das Blue Planet Projekt – auch um die Anerkennung eines universellen Rechts auf Trinkwasser.
Privatisierung: Wenn das Wasser der Industrie gehört
Es ist eine Milchmädchenrechnung wie sie im Buche steht: Ich bin pleite, also verkaufe ich meine Kuh. Das bringt Geld. Einmal. Und davon kann ich die Milch dann teuer zurückkaufen
[...]»
Neben ihrem politischem Engagement hat Maude Barlow
17 Bücher verfasst oder an ihnen als Co-Autorin mitgewirkt. So zum Beispiel auch an dem globalisierungskritischen Buch „
Blaues Gold: Das globale Geschäft mit dem Wasser“, das sie 2002 zusammen mit Tony Clarke veröffentlichte, der ebenfalls globale Umweltschutzbewegungen initiiert. Dabei setzen sich die Autoren mit den Problemen der Wasserprivatisierung auseinander, und prangern die gängigen Wirtschaftsmodelle an, in dem Dinge, die Allgemeingut waren, immer mehr privatisiert und kommerzialisiert werden. Ein Beispiel dafür liefert der Großkonzern
Coca-Cola, der
an mehreren Orten in Indien Fabriken eröffnet hatte. Das Grundwasser in diesen Gegenden sinkt schneller, umliegende Brunnen werden trüb und die Menschen vermehrt krank. Doch die Bevölkerung hat meist keine andere Alternative als das dreckige Wasser zu trinken und zu verwenden, saubere Brunnen und Flüsse sind oft zu weit entfernt.
2005 bekam Barlow, zusammen mit ihrem Mitstreiter Clarke, für ihr jahrelanges Engagement in diesen Bereichen den „ Alternativen Nobelpreis“, den
Right Livelihood Award, die Auszeichnung „
für die Gestaltung einer besseren Welt“. Neben diesem erhielt sie noch zahlreiche andere Auszeichnungen, so zum Beispiel den Lannon Cultural Freedom Fellowship (2005), den Canadian Environmental Award (2008), den Earth Day Canada Outstanding Environmental Achievement Award (2009) oder den Earth Care Award (2011). Überdies besitzt sie 12 Ehrendoktortitel und war von 2008-2009 Beraterin in Wasserfragen des 63. Präsidenten der UN-Vollversammlung.
Wohl als eine der größten Erfolge in Barlows Kampf um Trinkwasser als öffentliches Gut lässt sich die
Volksabstimmung in Uruguay bezeichnen. Im Oktober 2004 stimmte die Bevölkerung für eine Verfassungsänderung. Demnach ist der Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen ein fundamentales Menschenrecht und bleibt in öffentlicher Hand. Außerdem muss sich die Verwaltung von Wasserressourcen an sozialen und nachhaltigen Grundsätzen orientieren und nicht an ökonomischen.
2008 startete sie eine
internationale Kampagne, die sich dafür einsetzt, das Recht auf sauberes Trinkwasser durch eine UN-Resolution anzuerkennen. Bolivien legte daraufhin eine entsprechende Resolution vor. Im Juli 2010 stimmten 122 der 163 anwesenden Staaten für die Resolution, 41 enthielten sich, vorwiegend Industrienationen aus dem Norden. Mittlerweile ist Maude Barlow 68 Jahre alt, eigentlich im besten Pensionsalter, doch
sie denkt gar nicht daran, aufzuhören. Sie ist Vorstandsmitglied des Internationalen Forums zur Globalisierung, Vorsitzende von Food and Water Watch und Ratsmitglied des World Future Council. 2014 hat sie ihr neuestes Buch: „Blaue Zukunft: Das Recht auf Wasser und wie wir es schützen können“ heraus gebracht und kämpft auch nach 30 Jahren unermüdlich für soziale Gerechtigkeit und die Umwelt. Derzeit setzt sie sich gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA ein.