VON SINEM S. | 07.09.2012 10:05

Massentierhaltung

Kleine, übereinander gestapelte Käfige, nicht größer als ein DIN A4-Blatt, enge, verdreckte Ställe ohne Tageslicht und Kälber, die ihren Müttern kurz nach der Geburt entrissen werden. Was sich wie ein Horrorszenario anhört, und für den Menschen, würde er sich in dieser Lage befinden, unerträglich wäre, ist für Millionen von Tieren weltweit Alltag. Zusammengepfercht, verängstigt, und durch die Miss(be)handlung schon verhaltensauffällig geworden, erwartet sie am Ende ihres kurzen Lebens der Tod durch den Bolzen.

Tierrechtler klagen immer und immer wieder an: Die Massentierhaltung und massenhafte Abfertigung von Millionen von Nutztieren ist Alltag in den meisten Schlachtbetrieben in Deutschland. Dabei versprechen Werbung und Verpackung doch etwas ganz anderes: Fröhliche Kühe, die mit ihren Kälbern auf der Weide grasen, gesunde Hennen, die zufrieden ihre Eier für uns ausbrüten und Schweine, die gerne im Mist wühlen. Falsch gedacht. Was die Designabteilung der Unternehmen für Bilder erzeugt, die uns zum Kaufen anregen sollen, hat mit der Realität nichts mehr zu tun.

Tiertransporte: Respekt vor der Kreatur?

Herkömmliche Schlachtbetriebe halten ihre Tiere nur in abgedunkelten, lagerähnlichen Ställen, und die Tiere sehen in ihrem tristen Leben nie das Tageslicht. Denn sie sollen entweder in kurzer Zeit eine Menge an Eiern, Milch und Nachkommen produzieren oder selbst in Rekordtempo ihr Körpergewicht steigern, so dass ihr Fleisch mehr Ertrag abwirft. Die Beengtheit der Tiere führt dazu, dass sie sehr häufig krank werden, daher auch die flächendeckende Behandlung mit Antibiotika. Dieses geht aber beim Verzehr in den Menschen über und sorgt nicht selten für Resistenzen, die später bedrohlich werden können.

Der Platz für eine Legehenne wird auf 800 cm² festgelegt, nicht größer als ein DIN A4 Papier. Damit sich die Tiere in dieser Enge nicht gegenseitig tot picken, schneidet man ihnen ohne Betäubung die Schnabelspitzen ab. Laut peta.de werden von den 26,8 Millionen Legehennen in Deutschland 66% in der Bodenhaltung gehalten und 17% in der Käfighaltung. Leider bekommt der Verbraucher öfter, als er denkt, Eier aus Boden- oder Käfighaltung auf den Teller, auch wenn er an sich zu Bio-Eiern greift. Die meisten Hersteller geben nämlich auf ihren Produkten nicht an, ob die verarbeiteten Eier von freilaufenden Hühnern stammen.

Was die Masthühner betrifft, kann man schon von einer Qualzucht sprechen, denn diese werden in knapp 40 Tagen Lebenszeit auf ihr Schlachtgewicht von 1,6 Kilo gemästet und anschließend getötet. Sie müssen in dieser kurzen Zeit ohne Unterlass Futter zu sich nehmen, was Herz und Lunge anschwellen lässt und große Schmerzen für die Tiere bedeutet. Rinder werden ebenfalls mit unnatürlichem, grobkörnigem Futter ernährt, bis sie genug wiegen, um geschlachtet zu werden. Ohne Betäubung werden sie kastriert und enthörnt, sind auf dem Weg zum Schlachter Enge und Überhitzung ausgesetzt, und leiden unter furchtbarer Angst. Die Liste ließe sich ewig fortsetzen, denn die anthropozentrische Bestimmung dessen, was artgerecht ist, räumt Tieren selten einen höheren Status als Gebrauchsgegenständen ein.

Die einzigen Betriebe, die ihren Nutztieren noch ein einigermaßen beschwerdefreies Leben vor der Tötung anbieten, sind Biobetriebe mit speziellen Gütesiegeln. Als Bioverband ist bei Demeter-Biohöfen zum Beispiel die wesensgemäße Haltung der Tiere Pflicht. Das heißt, sie werden weder enthörnt noch kupiert, die Schnabelspitzen werden ebenfalls nicht entfernt. Auslauf auf der Weide ist ebenso obligatorisch wie an die Bedürfnisse der Tiere angepasste Fütterung ohne Arzneimittelgabe. Langlebigkeit und Gesundheit sind hier oberste Priorität. Natürlich ist hier noch lange nicht die Legitimität des Tötens von Tieren geklärt, das ist eine nicht minder brisante Frage.