VON MAXIMILIAN REICHLIN | 01.11.2014 11:41

Der Friedensnobelpreis 2014 – Die Gewinner und die kuriosen Nominierungen

In diesem Jahr teilen sich zwei Kinderrechtler den renommierten Friedensnobelpreis: Die Pakistanerin Malala Yousafzai und der Inder Kailash Satyarthi. Zusammen mit Papst Franziskus waren sie unter den diesjährigen Favoriten für den Preis. Auf der Liste der Nominierten fanden sich in diesem Jahr allerdings auch einige Exoten und Außenseiter – etwa der amerikanische Whistleblower Edward Snowden oder der russische Präsident Wladimir Putin. Wie es zu solch fragwürdigen Entscheidungen kommen kann und weitere interessante Fakten über den Friedensnobelpreis zeigt UNI.DE.

Am 10. Oktober war es wieder einmal soweit: Das Nobelpreiskomitee in Oslo hat die diesjährigen Gewinner des renommierten Friedensnobelpreises bekannt gegeben. Zwei Kinderrechtler haben in diesem Jahr das Rennen gemacht: Malala Yousafzai aus Pakistan und Kailash Satyarthia aus Indien. Beide werden für ihren Einsatz für die Rechte der Kinder geehrt. Yousafzai ist mit 17 Jahren die jüngste Preisträgerin aller Zeiten. Sie und Satyarthia setzten sich damit gegen die 276 übrigen Anwärter durch. Noch nie war die Liste der Nominierten so lang, wie in diesem Jahr. Neben den klaren Favoriten, außer den Gewinnern etwa auch Papst Franziskus für seine Friedensbemühungen in Syrien, fanden sich auch in diesem Jahr wieder einige kuriose Vorschläge auf der Liste.

Frieden schaffen ohne Waffen!

Nachdem dem amerikanischen Whistleblower Edward Snowden bereits im vergangenen Monat mit dem „Right Livelihood Award“ der sogenannte „alternative Nobelpreis“ zugesprochen worden war, sollte er nun, für seine Rolle bei der Aufdeckung der Überwachungsmethoden des NSA, mit dem tatsächlichen Preis geehrt werden – so sahen es jedenfalls zwei Abgeordnete der norwegischen Linkspartei, die den Whistleblower vorgeschlagen hatten. Der russische Präsident Wladimir Putin, der jüngst mit den verschärften Anti-Schwulengesetzen in Russland und mit den umstrittenen Militäraktionen an der Krim für internationales Aufsehen gesorgt hatte, wurde ebenfalls vorgeschlagen. Die „Internationale Akademie der geistlichen Einheit der Völker der Welt“ hatte ihn für seine Bemühungen in Syrien auf die Liste setzen lassen – ähnlich wie Papst Franziskus.

Solch fragwürdige Nominierungen sind keine Seltenheit in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Da Anwärter nicht nur vom Komitee selbst oder von Friedensorganisationen vorgeschlagen werden können, sondern etwa auch von Regierungsmitgliedern, ehemaligen Preisträgern oder Professoren verschiedenster Fachrichtungen, tauchen beinahe jedes Jahr einige kuriose Namen auf der Liste auf. Der bekannteste Fall dürfte dabei die Nominierung Adolf Hitlers im Jahr 1939 durch den schwedischen Abgeordneten E.G.C. Brandt sein. Brandt zog den Vorschlag kurz darauf mit der Bemerkung, ihn satirisch gemeint zu haben, zurück.

Zurecht, denn in seinem Testament hatte der schwedische Industrielle Alfred N. Nobel, aus dessen Stiftung sich der Preis finanziert, genau festgelegt, dass der Friedensnobelpreis jedes Jahr an denjenigen gehen solle, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.“ Seit 1901 wird der Friedensnobelpreis in diesem Sinne jährlich an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen, und wurde damit zur ersten internationalen Auszeichnung für die Friedensbewegung. Dotiert ist er seit 2012 mit rund 858.000 Euro.

Wer außer den Gewinnern und einigen bekannten Persönlichkeiten noch eine Chance auf den Friedensnobelpreis hatte, ist übrigens nicht bekannt: Nur einige wenige Namen sowie die Gesamtzahl der Nominierten gibt das Komitee jedes Jahr bekannt, der Rest ist 50 Jahre lang Verschlusssache. Eine vollständige Liste aller nominierten Organisationen und Personen findet sich daher nicht. Bekannt ist allerdings, dass auch in diesem Jahr wieder ein alter Bekannter in den Reihen der Nominierten stand: Altbundeskanzler Helmut Kohl, der bereits seit 1990 jedes Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert wird, bisher aber immer leer ausging. So auch dieses Jahr.