VON MAXIMILIAN REICHLIN
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20.06.2013 14:51
Netzausbau – Meilenstein oder unnötiger Kostenfaktor?
Die Energiewende in Deutschland ist beschlossene Sache. Schon bald sollen etwa Atomkraftwerke abgeschafft werden, Windkraftwerke und andere erneuerbare Energien sollen dafür an Zuwachs gewinnen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, der über mehrere Tausend Kilometer neuer Stromstraßen führen soll. Der Netzausbauplan der Bundesnetzagentur sieht vor, die Stromnetze in Deutschland an die neuen Begebenheiten anzupassen. Doch bereits jetzt ist dieser Plan wegen der hohen Kosten und mangelnder Transparenz umstritten.
Die Nuklearkatastrophe in Fukushima 2011 hat ihre Spuren hinterlassen, auch in der deutschen Strompolitik. Viele Energieversorger konzentrieren sich nun auf die Energiewende, also auf die Umstellung aus herkömmlicher auf ökologische Energiegewinnung, etwa aus Licht-, Wasser- oder Windkraft. Atomkraftwerke sollen ab 2022 überhaupt keine Rolle mehr für die deutsche Stromversorgung spielen. Solche hochgesteckten Ziele kosten den Verbraucher selbstverständlich eine Menge Geld. 2013 ist die umstrittene EEG- oder Ökostrom-Umlage zur Finanzierung der Energiewende um knapp 50 Prozent gestiegen.
Wer zahlt wem was und warum?
Die politische Umsetzung der Energiewende ist ebenso umstritten wie die Kosten
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Nun folgt der nächste Streich der vier großen Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW. Die Konzerne planen den
Ausbau der deutschen Stromnetze. Damit wollen sie den neuen Anforderungen durch die steigende Dichte alternativer Energiequellen gerecht werden. Rund 2.800 Kilometer neuer Stromstraßen sollen dafür gebaut werden, 2.900 Kilometer der bereits bestehenden Netze angepasst. Das
vordergründige Ziel des Netzausbaus sei es, einen großen und stabilen Übertragungsweg von den Windparks im Norden Deutschlands zu den Verbraucherzentren im Süden zu schaffen. Der entsprechende Netzentwicklungsplan wurde der Bundesregierung bereits im Mai 2012 von den großen Anbietern vorgelegt, erst jetzt wurde jedoch darüber beraten. Das „Bundesbedarfsplangesetz“ wurde dann im April vom Bundestag verabschiedet.
Vier Jahre soll demnach der Netzausbau dauern und Kosten in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro verursachen. Woher das Geld für den Ausbau kommen soll, ist ebenfalls bereits klar: Das Projekt wird
komplett über den Strompreis finanziert, der sich dadurch schrittweise erhöht. Die Bundesnetzagentur rechnet mit einem Anstieg um jährlich etwa 16 Euro pro Haushalt bis zum Jahr 2020. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
hält diese Summe für überzogen. Hier wurden Stimmen laut, die den großen Netzbetreibern unterstellten, der Netzausbau diene in erster Linie dem europaweiten Stromhandel und der besseren Auslastung fossiler Kraftstoffe.
Damit würden im Netzausbauplan nicht, wie in der
Presseerklärung der CDU/CSU behauptet „die Interessen der Bürgerinnen und Bürger“ berücksichtigt, sondern die Verbraucher für die Interessen der Konzerne zur Kasse gebeten. Entsprechende Hinweise und Alternativvorschläge vom BUND wurden in der Vergangenheit von der Bundesnetzagentur ignoriert. „Das Ganze ist ein völlig inakzeptables Verfahren, gegen das die EU-Kommission einschreiten muss.“ sagte der BUND-Energieexperte Werner Neumann. Den Grünen, die schon seit dem letzten Jahr die
Intransparenz des Netzausbaus kritisieren, wurde von der Regierungsfraktion ein „Janusgesicht“ vorgeworfen. So ist in der Presseerklärung der CDU/CSU zu lesen: „Einerseits behaupten sie, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu wollen, andererseits verweigern sie sich dem notwendigen Leitungsbau und riskieren damit den Kollaps unserer Energieversorgung.“ Auf die Argumente der Grünen und von BUND wurde weiterhin nicht eingegangen.
Es bleibt daher abzuwarten, welchen Weg die Bundesregierung noch mit dem Netzausbau nehmen wird, doch bereits jetzt ist klar, wer die Kosten für das Großprojekt übernehmen wird, nämlich der Endverbraucher. Ob er es auch sein wird, der vom Netzausbau profitiert, bleibt dagegen fraglich.