VON MAXIMILIAN REICHLIN | 21.08.2014 10:39

I like Rassismus – Rechtsextreme suchen im Internet nach Anhängern

Hass und Gewalt gegenüber Minderheiten sollten in einer globalen und aufgeklärten Gesellschaft eigentlich kein Thema mehr sein – gerade mit vernetzten Informationsmedien wie dem Internet. Neue Studien zeigen jedoch, dass online nicht alles eitel Sonnenschein ist. Immer mehr Rechtsextreme nutzen die Anonymität und die Meinungsfreiheit im Netz, um gezielt Hassbotschaften zu verbreiten. Die kommen auf den ersten Blick allerdings harmlos daher. Wie die rechte Szene im Internet nach Anhängern sucht und was man dagegen tun kann.


Rassismus, Hass und Gewalt gegenüber Ausländern und Andersgläubigen ist leider ein großes Thema. Einen Trend dafür setzt das Internet, in dem immer unverhohlener rechtsextreme Propaganda veröffentlicht, verbreitet und geteilt wird. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht „Rechtsextremismus online 2013“ der Beratungsplattform jugendschutz.net. Ersteller solcher Botschaften fliegen dabei gerne unter dem Radar und nutzen die Anonymität des jungen Mediums. So wird das Internet zu einem Raum, in dem die rechte Szene heutzutage nach Anhängern sucht. Facebook-Gruppen mit klar rechtsextremen oder antisemitischen Hintergründen, können jederzeit von jedem Nutzer angesehen und „gelikt“ werden – unter anderem auch von Kindern und Jugendlichen.

Fremdenfeindliche Stimmung in Deutschland

Auch Twitter ist als Plattform immer mehr betroffen. So werden „Hashtags“, also Schlagworte, mit denen nach Diskussionen oder Personen gesucht werden kann, gerne von Rechtsextremisten „gekapert.“ Hashtags beispielsweise, die ursprünglich auf Alltagsrassismus aufmerksam machen sollten, werden massenhaft mit rassistischen Tweets, Links und Neonazi-Jargon überflutet. Letztlich sind dann genau diese Schlagworte benutzt worden, um ausländerfeindliche Beiträge und rassistische Sichtweisen verbreiten zu könnnen. Viel subtiler wirken dagegen Popkulturphänomene wie Fotomontagen oder Video-Projekte, etwa der im vergangenen Jahr populäre „Harlem Shake.“ Auch solche Inhalte tauchen immer häufiger mit rechtsgerichteten Hintergrund im Internet auf, diesmal unter dem Deckmantel des harmlosen Humors.

Hier sind die sogenannten „Nipster“ am Werk – Hipster, also junge, hippe Stadtbewohner mit einigem Know-How in sozialen Netzwerken, die eben auch Nazis sind. Die treten nun nicht mehr in Springerstiefeln und Bomberjacken auf, sondern passen sich der Mode an, ernähren sich bewusst und versuchen, einen umweltbewussten Lebensstandart zu propagieren. Schon tauchen Kochshows im Internet auf, in denen zwei beredte junge Männer in Sturmhaube vegane Gerichte zubereiten – mit Zutaten aus der Region versteht sich. „Israel-Wixxe“ kommt nicht auf den Tisch.

Die unkontrollierbare Verbreitung solcher Inhalte ist besorgniserregend, findet Stefan Glaser von jugendschutz.net. So würden vermeintlich lustige oder emotionale Beiträge im Internet gerne von ahnungslosen Nutzern geteilt und somit noch weiter verbreitet. Dafür muss beim einzelnen Nutzer nicht zwangsläufig ein rechtsextremer Hintergrund vorliegen, es reiche, wenn die entsprechende Botschaft dadurch verbreitet würde. Schützen kann man sich dagegen nicht, aber dagegen vorgehen. Familienministerin Manuela Schwesig rät besorgten Nutzern, auffällige Seiten sofort zu melden. Entweder auf der entsprechenden Plattform selbst oder direkt auf jugendschutz.net. Die Betreiber der Plattform werden dann auf das Problem aufmerksam gemacht und können die betreffenden Beiträge sperren oder löschen.