VON CHARLOTTE MEYER | 11.05.2015 14:48

Kasachstan – ein Land mit vielen Umweltproblemen

Südlich von Russland und westlich von China gelegen ist Kasachstan das größte Land unter den zentralasiatischen Staaten. Doch ist es auch das Land mit den größten Umweltproblemen in der Region. Hier wurden zu Sowjetzeiten Nuklearversuche durchgeführt und Fehlmanagement von landwirtschaftlichen Bewässerungsprojekten brachte den Aralsee, einst einer der größten Binnengewässer der Erde, an den Rand der Austrocknung. Die Folgen dieser Einschnitte in die natürliche Umwelt des Landes haben dramatische Folgen für die Bewohner und die Landschaften Kasachstans. UNI.DE gibt einen Überblick.


Nukleare Verseuchung und Austrocknung des Aralsees – die größten Katastrophen

Das Erbe der Sowjetunion hat in Kasachstan tiefe Spuren hinterlassen. Für die Natur des Landes waren das vor allem Nukleartests sowie die Bewässerungspläne, die Wasser aus dem Aralsee auf zentralasiatische Felder leiten sollte. Für die Atomtests schien Kasachstan besonders geeignet aufgrund der großen, unbewohnten Steppengebiete und der losen Kontrollen in den abgeschiedenen Regionen. Hinterlassen haben diese Tests radioaktive Verseuchung rund um die nukleare Testeinrichtung bei Semipalatinsk und enorm hohe Raten an damit verbundenen Krankheiten in der Bevölkerung. Der Aralsee, dessen südlicher Teil in Usbekistan liegt, ist seit Beginn seiner Nutzung für landwirtschaftliche Bewässerung in den 1960er Jahren auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Das Ergebnis: Versalzung und Wüstenbildung in der Gegend des ursprünglichen Seebeckens mit fatalen Folgen für die ansässige Bevölkerung. Nicht nur, dass landwirtschaftliche Nutzräume durch Salzablagerungen, Wasserknappheit und Winderosion zerstört wurden, sondern auch die Versalzung der Luft ist mit Lungenschäden bei Menschen in der Region verbunden.

Ein Jahr Usbekistan

Länderübergreifende Probleme, doch keine Kooperation

Doch nicht nur Kasachstan wird in der Region von Umweltproblemen geplagt. Der Syr-Darja, der längste Fluss Zentralasiens, der im Osten im Tian-Shan Gebirge entspringt und nach 2200 Kilometern durch Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan in die Überreste des Aral Sees mündet, weist hohe Verschmutzungsgrade auf. So fand eine Studie unter Beteiligung kasachischer Wissenschaftler heraus, dass sich in dem Fluss gefährliche Konzentrationen von Chrom, Quecksilber, Nickel, Zink, Kupfer und Molybdän befinden und so das Wasser des Flusses weder für Landwirtschaft, noch für die Fischindustrie geeignet ist. Zwar konnten die direkten Verursacher der Verschmutzung in der Studie nicht identifiziert werden, doch weiß man, dass es mindestens zehn Jahre dauern würde, das Wasser zu bereinigen. Die Ergebnisse der Studie sind erschreckend. Einerseits, weil das Wasser des Flusses hauptsächlich zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen benutzt wird, deren Erträge in der ganzen Region vertrieben werden und andererseits, weil viele Bewohner der Flussufer das Wasser als Trinkwasser verwenden. Ebenso wie der Fluss seine Verschmutzung durch mehrere Länder zieht, sind die Auswirkungen des beinahe vertrockneten Aralsees nicht nur in Kasachstan, sondern genauso im Nachbarland Usbekistan zu spüren. Beides sollte die Staaten Zentralasiens dazu aufrufen, in der Problembehandlung zu kooperieren. Doch sind die Länder in der Region zum Teil auf das Heftigste zerstritten und Fragen der nationalen Souveränität haben Vorrang vor länderübergreifenden Problemen. Der Besondere Berichterstatter für Menschenrechte und gefährliche Substanzen und Abfälle der United Nations, Baskut Tuncak, hat Kasachstan im April dazu aufgerufen, seine Verpflichtung, Menschenrechte von Personen in umwelttechnisch hoch riskanten Gegenden einzuhalten und diese zu fördern. Sollte sich Kasachstan diesen Aufruf zu Herzen nehmen, könnten die ökologischen Probleme des Landes möglicherweise verringert werden. Dass vielleicht darüber hinaus eines Tages alle Länder der Region gemeinsam im Umweltschutz kooperieren, bleibt eine ferne, doch schöne Utopie.