VON ALEXANDER STIEHLE
|
31.07.2012 12:46
Was ist der Länderfinanzausgleich
Die Grundidee: Damit sich die Lebensbedingungen zwischen den Bundesländern nicht so stark unterscheiden, fließen jedes Jahr Milliarden von den finanzstarken zu den finanzschwächeren Ländern. Klingt einleuchtend, doch es gibt auch einiges an Kritik. Insbesondere seitens der Geberländer.
Beim horizontalen Finanzausgleich erhalten die schwächeren Länder einen Teil aus den Einnahmen der Umsatzsteuer. Dabei werden maximal 25% vom Umsatzsteueranteil der Länder dazu verwendet, die Finanzkraft der schwachen Länder an die durchschnittliche Finanzkraft aller Länder anzugleichen. Zu dem horizontalen Ausgleich gehört auch der „Länderfinanzausgleich im engeren Sinne“. Er besteht in Ausgleichszahlungen reicherer Bundesländer (Geberländer) an ärmere Bundesländer (Nehmerländer). Die Höhe der Ausgleichszahlungen wird durch einen Vergleich der Ausgleichsmesszahl mit der Finanzkraftmesszahl ermittelt. Die Ausgleichsmesszahl gibt an, was ein Land an Einnahmen erzielt hätte, entsprächen seine Einnahmen den durchschnittlichen Einnahmen der Länder je Einwohner. Die Finanzkraftmesszahl stellt die tatsächlichen Einnahmen des Landes dar. Durch eine komplizierte Formel werden diese beiden Posten dann miteinander verrechnet. Darauf folgt dann der vertikale Finanzausgleich: Bundesländer, deren Finanzkraft auch nach dem „Länderfinanzausgleich im engeren Sinne“ noch unter 100 Prozent des Länderdurchschnitts liegt, erhalten zusätzlich Bundesergänzungszuweisungen aus dem Bundeshaushalt. Kurz gesagt: „horizontal“ beschreibt den Ausgleich unter den Ländern, „vertikal“ zwischen Bund und Ländern.
Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Co.
Sind wir wirklich so hilfsbereit wie wir glauben?
[...]»
Nun besteht allerdings eine deutliche Kluft zwischen Geber- und Nehmerländer. Von den insgesamt 16 Bundesländern zählen gerade mal drei zu denjenigen die etwas abgeben: Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Dabei zahlt der Freistaat am meisten: Über 3,5 Mrd. im Jahr 2011. Mit über drei Mrd. Euro erhält Berlin ein Großteil der Zahlungen. Was Armut angeht, kann inzwischen nicht mehr nur von einer Ost-West-Schere gesprochen werden. Vielmehr zeichnet sich eine Teilung Deutschlands in östliche, südliche und nordwestliche Länder ab. Am meisten Geld haben die Menschen in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Hier beträgt die Armutsquote knapp 11 Prozent. Als „arm“ gelten diejenigen, die 60 Prozent oder weniger als das mittlere Einkommen verdienen. Die ärmste Region Deutschlands ist Vorpommern: Dort leben 27 Prozent der Menschen an oder unter der Armutsschwelle.
Im Juli 2012 kündigte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer an, den Länderfinanzausgleich vom Bundesverfassungsgericht prüfen zu lassen, um Steuergelder seines Landes zu schützen. Der Unmut der Geberländer ist durchaus berechtigt. Sie befürchten, dass die Nehmerländer weniger Anstrengungen unternehmen unabhängig zu werden, da sie ja mit den regelmäßigen Zahlungen rechnen können. Außerdem bremse es auch die Anstrengungen zu sparen.
-
Jean-Claude Juncker wird EU-Kommissionspräsident – würden wir das wollen?
Der ehemalige luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, der jüngst durch eine Reihe von Überwachungs- und Steuerskandalen zu fragwürdiger Berühmtheit gelangte, schwingt sich nun zum EU-Kommissionspräsidenten auf. Schon werden kritische Stimmen laut: Hat jemand wie Juncker überhaupt etwas an der Spitze der EU-Kommission verloren? Und wie viel Macht erkennt die Europäische Union dem ehemaligen Premier damit zu? UNI.DE hat sich umgehört.
[...]»
-
Der Mensch in der „Filter Bubble“ – Wie das Internet uns sagt, was wir wollen
Jeden Tag nutzen wir heutzutage das Internet, Plattformen wie Google, Facebook oder Yahoo, um Informationen zu erhalten oder mit Menschen in Kontakt zu treten, die uns interessieren. Solche Plattformen arbeiten heute mit bestimmten Algorithmen, die unsere Aktivitäten im Netz verfolgen, speichern und analysieren, um uns genau diejenigen Informationen zu liefern, von denen der Algorithmus bereits weiß, dass sie uns interessieren. Der Internetaktivist Eli Pariser sieht darin eine Einschränkung unserer Selbstbestimmung und fürchtet die Isolation des Internetnutzers in einer sogenannten „Filter Bubble“, die Unternehmen selbst preisen die Kundenfreundlichkeit dieses Systems an. Was ist die „Filter Bubble“ und wie funktionieren diese Algorithmen? Sind sie ein Einschnitt in die Privatsphäre? Oder gehören sie zum Web 2.0 einfach dazu?
[...]»
-
Schufa: Die Herren der Kreditwürdigkeit
Kein Unternehmen, ja nicht einmal der Staat speichert so viele personenbezogene Daten wie die Schufa. Was Sicherheit vor allem für Wirtschaft und Banken zum Beispiel bei der Kreditvergabe schaffen soll, kreiert gleichzeitig den gläsernen Verbraucher
[...]»
-
Filmkritik: Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Zeit ist relativ. Dokumentarfilmer Florian Opitz, hat sich auf die Suche nach ihr begeben und
stellte fest, dass wir durch Globalisierung zur Geisel der Zeit geworden sind, in der Freizeit immer mehr zum Luxus wird.
[...]»
-
Flächendeckender Mindestlohn: Fluch oder Segen?
Wenn in Berlin die Große Koalition Wirklichkeit wird, könnte auch ein gesetzlicher Mindestlohn kommen. Eine breite Mehrheit würde dies laut repräsentativen Meinungsumfragen begrüßen. Doch die Ökonomen streiten über den Sinn einer gesetzlich verordneten Lohnuntergrenze und über die Folgen, die sie für Deutschland hätte. UNI.DE fasst die wichtigsten Fakten und Argumente zum Thema zusammen.
[...]»
-
Rundfunk-Staatsvertrag: Von Gängelung bis zur Zensur
Oft ist es gerade das Stilmittel der Widersprüche, das Romane nicht nur gut lesbar, sondern auch unmittelbar einsichtig und somit (wie etwa im Falle von George Orwells „1984) zu einem Bestseller machen. Stärkstes Beweismittel ist Orwells Beschreibung der Regierungsstruktur in Ozeanien, dem Handlungsort des Romans, für die der Autor eindrucksvoll mit Gegensätzen spielt: Das Friedensministerium kümmert sich um die Kriegsführung, das Ministerium für Überfluss bearbeitet Rationierungen. Im Ministerium für Liebe werden Menschen gefoltert und im Wahrheitsministerium die Realität so lange verbogen und verzerrt, bis sie ein für die Führungsriege positives Bild der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeichnet – sei es im Alltag oder in den Geschichtsbüchern. Lesern läuft es bei solcher staatlicher Einflussnahme kalt den Rücken herunter. Vor allem an Medien richtet sich ein unangefochtener Wahrheits- und Unabhängigkeitsanspruch. Inwiefern gerade letzterer in Deutschland tatsächlich gegeben ist, darüber diskutieren gerade die Bundesverfassungsrichter in Karlsruhe.
[...]»
-
1984 oder 2013? Von Vorratsdatenspeicherung und orwellscher Sprachverwirrung
Die Speicherung von Telekommunikationsdaten ist in Deutschland ein heiß umstrittenes Thema das gerade durch die jüngsten Skandale um die amerikanische NSA und deren Spähprogramm „Prism“ nun wieder ins Gespräch gebracht wird. Neu ist das Thema in der Bundesrepublik nicht. Schon in der Vergangenheit wurde es oft auf den politischen Tisch gebracht. Eine EU-Richtlinie schreibt die Vorratsdatenspeicherung eigentlich für alle Mitgliedsstaaten vor, dennoch wurde sie durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts verboten. Die CDU/CSU, vormals Verfechter der Vorratsdatenspeicherung, rückt nun vom ursprünglichen Kurs ab und setzt statt dessen auf eine „Mindestspeicherfrist“. Was sind Vorratsdatenspeicherung und Mindestspeicherfrist und was bedeuten die Begriffe für den Bundesbürger? UNI.de klärt auf.
[...]»
-
Was vom Tag bleibt: Alles nur Zufall oder wie weit können wir statistischen Vorhersagen trauen?
Nasim Nicolas Taleb, Autor der Bestseller „Der Schwarze Schwan“, „Narren des Zufalls“ und „Anti-Fragilität“ hat einige Thesen aufgeworfen, die wissenschaftlichen Fortschritt, basierend auf statistischen Erkenntnissen, teilweise in Frage stellen und zum Nachdenken über den Zufall und dessen Rolle in unserem Leben anregen.
Ich möchte in diesem Text, aufbauend auf Taleb`s Thesen, für ein selbstbestimmteres Handeln und einen alternativen Blick auf die Welt plädieren.
[...]»
-
Der Juncker-Plan: Wie private Investitionen Europas aus der Krise stemmen sollen
Europa steckt in der Wachstumskrise. Vor allem die drastischen Kürzungsmaßnahmen in den südeuropäischen Ländern führten zu einer anhaltenden Stagnation der Wirtschaft und zu rückläufigen Investitionen. Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker plant mit dem sogenannten Juncker-Plan eine Investitionsoffensive, die innerhalb der nächsten drei Jahre öffentliche und private Investitionen von mindestens 300 Milliarden erwirtschaften soll. Ist Junckers Plan ein Luftschloss oder ein Wachstumsmotor?
[...]»
-
Neue Wege aus der Europakrise? Rot-rot-grüne „Denkanstöße“
Das Erstarken der rechten und europakritischen Parteien bei den Wahlen zum Europaparlament Ende Mai diesen Jahres wird in vielerlei Weise interpretiert: Unglückliche Folge der schlechten Wahlbeteiligung, sagen die einen; Manifestation der politischen Dimension der Eurokrise, konstatieren jetzt drei Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken. In der 16. Ausgabe der Schriftenreihe „Denkanstöße“ des Instituts „Solidarische Moderne“ mahnt das rot-rot-grüne Bündnis vor einem überstürzten Aufatmen in der Schuldenkrise, gehen mit Merkels Europapolitik hart ins Gericht und empfehlen eine Stärkung des Europäischen Parlaments.
[...]»