VON JULIA ZETZ
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26.04.2013 16:07
Beamtendeutsch – Oder: „Wie bitte?“
Wer schon einmal einen Brief von einer Behörde oder einem Amt bekommen hat, der musste vielleicht ein Wörterbuch oder gar einen Germanisten zu Rat ziehen, denn leider haben wir in der Schule kein Beamtendeutsch gelernt.
Neulich beim Kaffee am Sonntag: „Du Julia, ich habe einen Brief von der Gemeinde bekommen“, sagt meine Mama zu mir. Und was steht drin, will ich wissen. „Nun, da steht, dass meine Grundstücksentwässerungsanlage nicht der Norm A591 des Paragraphen 879 des Gesetzes zur Anbringung einer solchen Anlage entspricht.“
Um für ein bisschen Klarheit zu sorgen: Eine Norm A591 gibt es nicht und einen Paragraphen 879 auch nicht, aber eine Grundstücksentwässerungsanlage sehr wohl. Was das ist? Nun, nach kurzer Recherche im Internet stellte sich heraus, dass es sich hierbei um eine ganz banale Regenrinne handelt. Das ist nur ein Beispiel für ein sehr verwirrendes und nicht selten kaum verständliches Beamtendeutsch.
Kurioses Beamtendeutsch
Denglisch – Anglizismen im Deutschen
Wenn sich doch jemand dazu entscheidet, sie bewusst zu vermeiden ist viel Kreativität gefragt. Die Lacher sind ihm aber meistens garantiert.
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Ein wunderschönes Beispiel für verwirrendes Beamtendeutsch ist ein
Urteil aus dem Jahr 1880: "Ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen, bzw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benützten Naturkräften .........."
Nicht nur, dass der Verfasser dieses Urteils den Punkt erst am Ende des Absatzes gesetzt hat, es bleibt auch die Frage offen, worum es hier eigentlich geht. Meine Recherche ergab, dass hier von einer Eisenbahn gesprochen wird.
Aber das
Beamtendeutsch kann noch mehr: Abflusswirksame Flächen (eine Wiese), Bagatellgastronomie (jedes Geschäft, indem der Kunde ein Glas Wasser bekommt, zum Beispiel ein Friseur), Atmosphärische Einwirkungen (Wetterverhältnisse) und mein persönlicher Favorit: der Zugzielanzeiger oder einfach die Anzeigetafel in einem Bahnhof.
Und der Sinn des Beamtendeutsch?
Mir stellt sich immer wieder die Frage, warum es Beamtendeutsch eigentlich noch gibt? In Zeiten von Facebook und Twitter könnte mir das Finanzamt doch kurz auf meine Pinnwand posten, oder? Ich möchte die Beantwortung der Frage nach dem Sinn von Beamtendeutsch mal wie folgt angehen:
Die Verwendung von Beamtendeutsch erfolgt unter dem Gesichtspunkt, Natürlichen Personen die Beurteilung der Rechtmäßigkeit und Richtigkeit von behördlichen Entscheidungen zu verunmöglichen und deren Dasein derart zu Erschweren, dass Ihnen die weitere Sinnsuche nach textlichen und verständlichen Inhalten, eines Beamtenschreibens derart unmöglich ist, dass sie zur Aufgabe gezwungen sind. Dies wird zumeist mit dem massiven Einsatz von
Xenologismen getan, denn dadurch ist ein Nicht-Beamter außerstande, am Ende eines Satz, wie hier beschrieben, zu wissen was am Anfang stand. Besonders dienstältere Beamten sind zu jeder Tages- und Nachtzeit im Stande, ein ganzes Buch in einem Satz zu schreiben.
Oder auf gut Deutsch: Warum es Beamtendeutsch gibt, weiß ich leider auch nicht, aber ich hoffe bald auf eine neue Verordnung zur Erstellung verständlicher Behördentexte für Normalsterbliche.