VON JULIA ZETZ | 19.06.2013 14:10

Monsanto - von Macht und Einschüchterung

Der amerikanische Chemiekonzern Monsanto begann im Jahr 1996 mit dem Verkauf einer Sojabohne, die gegen das Pestizid RoundUp resistent ist. Damals enthielten nur 2 Prozent der Sojabohnen in den USA dieses patentierte Gen. Im Jahr 2008 waren es bereits mehr als 90 Prozent. Seit Monsanto ein Patent auf diese chemie-resistente Bohne hat, hat sich das Leben der Landwirte in den USA sehr verändert. Vor knapp 10 000 Jahren sammelten Farmer die guten Samen ihrer Ernte ein um sie anschließend wieder auszusähen. So wurde damals Saatgut hergestellt. Aber Monsanto hat einen neuen Weg in der Nutzpflanzenproduktion eingeschlagen. Der Konzern besitzt alle Rechte an der Sojabohne RoundUp Ready. Im Jahr 1980 hat der oberste Gerichtshof der USA entschieden, dass Nutzpflanzen patentierbar sind. Wie viel Macht kann ein Konzern auf die Landwirtschaft in den USA ausüben?


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Der Chemiekonzern Monsanto entwickelte das Pestizid RoundUp und eine genetisch veränderte Sojabohne, die dagegen resistent ist. Das Ergebnis: das Pestizid RoundUp tötet alle Keime und Erreger, außer die Sojabohne mit dem Namen RoundUp Ready. Landwirte, die bei Monsanto die resistente Sojabohne kaufen, dürfen kein Saatgut behalten, um damit neue Sojabohnen zu züchten. Um Vorbeugung zu schaffen, entsendet der Konzern Detektive und hat eine Hotline eingerichtet. Der Chemiekonzern beschäftigt eine eigene Abteilung, die sich nur der juristischen Verfolgung von Bauern widmet. Behält ein Landwirt dennoch Saatgut ein, verklagt ihn Monsanto wegen einer Patentrechtsverletzung. Das Juristen-Team besteht nicht etwa aus Anwälten in Anzügen und Krawatten, sondern aus großen, einschüchternden Männern.

Verunreinigtes Saatgut

Doch nicht alle amerikanischen Landwirte pflanzen die genveränderten Sojabohnen von Monsanto an. Einige züchten ihre Nutzpflanzen auf herkömmliche Art. Aber auch hier hat der Konzern einen Weg gefunden, die Bauern haftbar zu machen. Fliegt bei der Ernte Staub oder Pollen auf ein Feld, bringen diese die genveränderten Sojareste mit sich. Entdeckt Monsanto diese Verunreinigungen, muss der betroffene Bauer nachweisen, dass er die Patenrechte des Konzerns nicht verletzt hat.

In den USA gibt es heute kaum noch Saatgut, das nicht einem Patenrecht unterliegt. Die Folge: Nur noch wenige Bauern können ohne das Saatgut von Monsanto Nutzpflanzen anbauen. Der Konzern geht aber noch einen Schritt weiter. Er verklagt Bauern, die zwar kein Monsanto-Saatgut anbauen, aber berufsmäßig solches reinigen. Die Anklage lautet in diesem Fall auf „Anstiftung zur Patenrechtsverletzung“. So erging es dem amerikanischen Landwirt Moe Parr. Er wurde verklagt. Eine außergerichtliche vorab Einigung besagt, dass der Bauer nicht öffentlich über den Fall reden darf. Doch für den Film Food Inc. hat er eine Ausnahme gemacht.

Klagen mit System

Nicht jeder Landwirt, der von Monsanto verklagt wird, ist schuldig. Oftmals sucht sich der Konzern einen gut laufenden Landwirtschaftsbetrieb und verklagt ihn. Nun muss der Bauer das Gegenteil beweisen. Die meisten Landwirte fechten dann das Urteil nicht an, denn es ist billiger die Strafe zu bezahlen. Der Betrieb ist, nach einem solchen Prozess, zumeist wirtschaftlich am Ende. Der Konzern hat dabei ein System: mit solchen – meist ungerechtfertigten – Klagen will Monsanto die Bauern einschüchtern. Den Machern von „Food Inc.“ wollte der Konzern zu diesen Vorwürfen aber kein Interview geben.

Wer Geld hat, hat Macht

Monsanto betreibt auch in großem Stil Lobbyarbeit. Zwischen dem Konzern und den amerikanischen Justizbehörden gibt es eine Art Hintertür. Der Richter Clarence Thomas gehörte einst zum Juristen-Team von Monsanto. Später war er der Richter am Obersten Gerichtshof, der letztlich dazu beitrug, dass den Farmern das Reinigen von Saatgut verboten wurde. Auch zur Bush- und Clinton-Regierung pflegte der Konzern gute Kontakte. Genau das könnte eine Erklärung dafür sein, warum sich in der amerikanischen Politik niemand um die radikale Veränderung der Nutzpflanzenerzeugung bemüht hat. Viele Mitglieder der Führungsebene von Monsanto haben ein Amt in der amerikanischen Regierung.

Doch der Konzern hat nicht nur Patente auf Sojabohnen, sondern auch auf Baumwolle, Obst und Gemüse. Monsanto strebt die vollstände Lizensierung aller Nutzpflanzen an.