VON MAXIMILIAN REICHLIN | 19.09.2016 12:40

Famulatur im Ausland – Wie geht das?

Medizinstudierende müssen im Zuge ihrer Ausbildung eine Famulatur absolvieren. Immer öfter zieht es die deutschen Studierenden dabei ins Ausland, um dort neue Erfahrungen sammeln zu können. Die Voraussetzungen für eine Famulatur im Ausland sind allerdings sehr komplex und immer stellt sich natürlich auch die Frage, ob der absolvierte Einsatz im Nachhinein auch angerechnet wird. Wie Studierende eine Famulatur im Ausland antreten können und was es dabei zu beachten gilt weiß UNI.DE


Studierende der Medizin müssen in Deutschland eine sogenannte Famulatur (lat. Famulus „Diener“) ablegen. Dieses viermonatige praktische Praktikum erfolgt nach Abschluss der vorklinischen Ausbildung und vor dem Praxisjahr (PJ), also zwischen dem ersten und zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung. Die Famulatur hat den Zweck, Studierenden den Umgang mit und die Versorgung von zu behandelnden Menschen näher zu bringen und wird daher in Krankenhäusern (zwei Monate), Hausarztpraxen (ein Monat) und Einrichtungen der ambulanten Krankenversorgung (ein Monat) abgeleistet.

Immer öfter zieht es die Studierenden aus Deutschland auch ins Ausland, um ihre Famulatur dort abzuleisten. Eine Famulatur im Ausland bringt viele Vorteile mit sich: So lernen die Studierenden die Sprache und Kultur, vor allem aber das Gesundheitssystem des Wahllandes kennen. Mittlerweile ist es unter angehenden Medizinern beinahe Standard geworden, mindestens eine der vier Famulaturphasen im Ausland zu verbringen, um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln.

Wer vermittelt meine Famulatur?

Die Bewerbung für die Famulatur im Ausland läuft in der Regel über ein Institut oder einen Verein. Möglich ist es beispielsweise, sich über die Partneruniversität der eigenen Fakultät vermitteln zu lassen. Zwischen den Partneruniversitäten herrscht meist eine rege Kommunikation, dazu gehören in vielen Fällen auch Programme zum Austausch von Famulantinnen und Famulanten.

Ein namhafter Ansprechpartner in Deutschland ist auch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Diese führt eine Liste der beliebtesten Zielländer und gilt als Experte für Auslandsfamulaturen. Allerdings ist hier eine Bewerbung nötig, die mindestens ein halbes Jahr vor Antritt der Famulatur erfolgen muss, außerdem müssen Studierende eine bereits abgeschlossene Famulaturphase von vier Wochen Laufzeit nachweisen sowie eine Gebühr entrichten.

Weitere Organisationen, die Famulaturen im Ausland organisieren, sind beispielsweise WorldUnite! oder ProjectsAbroad. Den Studierenden steht es aber auch frei, sich selbst um eine Stelle zu bewerben, ebenso wie für ein Praxisjahr im Ausland.

Voraussetzungen für die Famulatur und Anerkennung

Die Voraussetzungen für eine Famulatur im Ausland sind hoch: Zunächst einmal benötigen die Studierenden die nötigen Sprachkenntnisse. Für die Bewerbung beim bvmd sind ausreichende Englischkenntnisse nachzuweisen; andere Plattformen empfehlen sogar, die Landessprache des Ziellandes im Vorfeld in Intensivkursen zu trainieren.

Ob eine Famulatur im Ausland angerechnet wird, hängt von einigen Faktoren ab und sollte im Vorfeld mit dem zuständigen Prüfungsamt geklärt werden. Voraussetzung für die Anerkennung der Famulatur ist nämlich, dass im Zielland ähnliche medizinische Standards gelten, wie in Deutschland. Da die ärztlichen Aufgaben, mit denen die Studierenden während ihrer Famulatur konfrontiert werden, sehr komplex sind und von den zuständigen Prüfungsämtern genauestens geprüft werden, ist die Kommunikation mit dem Prüfungsamt unabdingbar, wenn der Auslandseinsatz nicht ins Leere laufen soll.

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Hohe Anforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern

Die LMU München rät beispielsweise davon ab, Famulaturen in Entwicklungsländern zu absolvieren. Erstens weil die dortige Tätigkeit in vielen Fällen nicht mit deutschen Standards vergleichbar sind, zweitens weil die Anforderungen an die Studierenden in solchen Ländern erfahrungsgemäß höher sind. Zum Vergleich: In der Regel erwarten die Studierenden während der Famulatur Aufgaben wie das Vernähen einer Wunde, Famulantinnen und Famulanten in Entwicklungsländern berichten aber davon, dass sie auch Kaiserschnitte und Blinddarmentfernungen durchführen mussten.

Alternativen: PJ oder Praktikum im Ausland

Studierende, die keine Famulatur im Ausland absolvieren können, aber trotzdem gerne praktische Erfahrung außerhalb Deutschlands sammeln wollen, können auch ihr Praxisjahr im Ausland absolvieren. Der organisatorische Aufwand ist dabei aber sehr viel größer, als bei einer Famulatur, da die Studierenden sich in diesem Fall selbst um eine passende Stelle bemühen müssen. Auch die lange Laufzeit hält viele Studierende davon ab, ihr PJ im Ausland abzuleisten, obwohl es grundsätzlich möglich ist. Aufgepasst: Auch hier ist die Konsultation des zuständigen Prüfungsamtes Pflicht, wenn das PJ anerkannt werden soll.

Eine weitere Option bieten Praktika im Ausland, beispielsweise das obligatorische Pflegepraktikum. Auch in diesem Fall empfiehlt es sich, die Planung von einer Organisation übernehmen zu lassen – eine solche verfügt über die richtigen Ansprechpartner und Kontakte, um ein Praktikum im Ausland zu vermitteln.