VON MAXIMILIAN REICHLIN
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04.09.2014 16:58
El Hierro – Das Energie-Paradies
Die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist ein großer Traum der Neuzeit. Die kleine spanische Insel El Hierro hat jetzt bereits erreicht, wovon so gut wie jeder Staat der Welt noch weit entfernt ist. Hier versorgt nun ein einziges Windkraftwerk die gesamte Bevölkerung der Insel. Bald könnte El Hierro damit zum ersten CO2-Ausstoß-freien Wohnraum der Welt werden. Wie war dieses erstaunliche Projekt möglich und welchen Nutzen bringt es?
Fünf große Windräder drehen sich seit der Inbetriebnahme des großen Kraftwerks im Juni über der westlichsten Kanareninsel El Hierro. Insgesamt erbringen diese Räder eine Leistung von 11,5 Megawatt, verbraucht werden bis jetzt davon nur etwa sieben. Mehr braucht es nicht, um die knapp 10.000 Einwohner mit Energie zu versorgen. Sauberer Energie. Damit ist El Hierro die erste und einzige Insel der Welt, die nicht nur von fossilen Brennstoffen, sondern auch von einer Energieunterstützung vom Festland vollständig unabhängig ist. Ein energieautarkes Eiland.
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Möglich ist das alles durch die Passatwinde, die etwa 3.500 Stunden pro Jahr mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von über acht Metern pro Sekunde über die Insel fegen. Ideale Bedingungen für ein Windkraftwerk. Auch für Flauten ist gesorgt: Überschüssige Energie wird ständig dazu verwendet, Wasser in den in 700 Metern Höhe gelegenen Krater eines erloschenen Vulkans zu pumpen, das bei Bedarf zusätzliche Generatoren antreibt. Was dann noch von den knapp 12 Megawatt Leistung übrig bleibt, reicht aus, um eine zusammen mit dem Kraftwerk errichtete Meerwasserentsalzungsanlage zu betreiben. Eine enorme Entlastung für die Inselbewohner, die bis dahin Trinkwasser nur teuer importieren oder aufwändig aus Regen und Kondenswasser gewinnen konnten.
Auch die Entlastung für die Umwelt ist enorm: Einen knapp 18.000 Tonnen geringeren CO2-Ausstoß errechnete die Betreiberfirma Gorona del viento durch die Inbetriebnahme des Kraftwerkes. Das ist allerdings
noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Das nächste ehrgeizige Ziel El Hierros besteht nun darin, bis 2020 jedes der etwa 6.500 Autos der Insel auf den Elektrobetrieb umzustellen, um damit nicht nur zur autarken Insel, sondern auch zum ersten CO2-Ausstoß-freien Wohnraum der Welt zu werden. „Tanken“ könnten die Bewohner der Insel dann beinahe kostenlos, denn die Windkraft ist durchschnittlich um 23 Prozent billiger als die zuvor aus Ölkraftwerken gewonnene Energie.
Finanziert wurde das 80 Millionen - Projekt von der spanischen Regierung und dem Energiekonzern Endesa. 30 Jahre Planung stecken darin. Nun soll die „Ökoinsel“ zum Vorbild werden. „600 Millionen Menschen leben weltweit auf Inseln“, heißt es im Pressetext der Kraftwerkbetreiber. „Ihnen will El Hierro energetische Referenz sein.“ Immerhin, das Konzept ist nicht neu. Auch
die dänische Insel Samsø setzt seit Jahren auf eine autarke Energieversorgung aus Wind- und Solarkraftwerken. So vollständig unabhängig wie El Hierro ist dieses Eiland allerdings nicht, für Notfälle und „schlechte Zeiten“ gibt es immer noch eine Anbindung ans Festland. Ob demnächst noch weitere Inseln das Zertifikat einer Ökoinsel anstreben ist fraglich, da die Bedingungen nicht überall so ideal sein können wie auf El Hierro. Dennoch bleibt die Kanareninsel weiterhin ein bisher einmaliges Beispiel für entschlossenen Ehrgeiz und Verantwortungsbewusstsein.