VON AUSBILDUNGSPLATZ AKTUELL
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26.06.2012 16:34
Das Vorstellungsgespräch - Von Angesicht zu Angesicht
Glückwunsch! Deine Bewerbung hat die erste Hürde passiert und dir die Tür zum Vorstellungsgespräch
geöffnet. Vielen graut es vor dem persönlichen Interview, und zwar egal wie viel Berufserfahrung man hat.
Da hilft nur eines: sich gut vorbereiten und gelassen an die Sache rangehen. Wir haben die wichtigsten
Tipps für dich zusammengestellt.
Vorbereitung
Recherche
Nimm dir Zeit für eine ausführliche Recherche des Unternehmens
und der Produkte bzw. Dienstleistungen. Informiere dich auch über
Konkurrenz-Unternehmen: Vielleicht kannst du mit einer Aussage
punkten, wie sich die Firma von anderen abhebt. Darüber hinaus
solltest du dich natürlich auf Fragen vorbereiten, warum dich die
Stelle interessiert und warum du geeignet dafür bist.
Tipp: Wenn deine Notizen sauber geschrieben sind, kannst du sie
ohne Probleme in einer Mappe mit zum Gespräch mitbringen. Es
geht ja hier nicht ums Auswendiglernen.
Geisteswissenschaftler:
Wenn nach dem Studium die Arbeitslosigkeit droht
[...]»
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen
freiberuflich, selbstständig und gewerbetreibend?
[...]»
Gesprächspartner
Das Gespräch findet je nach Unternehmensgröße zwischen dir, dem
Personalverantwortlichen, manchmal auch dem Abteilungsleiter
statt. Das heißt, es können bis zu drei Personen dir gegenüber sitzen.
Gibt es mehrere Gesprächsrunden, ist der oberste Chef normalerweise
erst am Ende dabei.
Tipp: Frag vorher nach, wer deine Gesprächspartner sind.
Dos and don’ts
Angemessene Kleidung und gute Manieren sollten selbstverständlich
sein. Übertriebenes Make-up oder ein tiefer Ausschnitt sind genauso tabu wie schmutzige Fingernägel oder eine ausgebeulte Jeans.
Tipp: Wenn du hier unsicher bist, bitte deine Eltern oder deinen
Lehrer um Hilfe.
Anreise
Plane deine Anreise sorgfältig. Informiere dich rechtzeitig, wie du
zum Unternehmen kommst, und plane auf jeden Fall genügend
Puffer ein. Wenn genau an diesem Tag die U-Bahn Verspätung hat,
kommst du schon völlig gehetzt an und der erste Eindruck (siehe
unten) ist im schlimmsten Fall verpatzt.
Tipp: Auch das Wetter nachgucken, sonst ist womöglich der
neue Anzug durchnässt und du erscheinst als nasser Pudel.
Gesprächsablauf
Phase 1: Der Eisbrecher – »Haben
Sie gut hergefunden?«
In der Eisbrecher-Phase dient
zum Aufwärmen. Nicht die
Informationsbeschaffung
steht hier im Vordergrund,
sondern der Aufbau einer
Beziehung für das weitere Gespräch. Wenn du gefragt wirst: »Können
wir Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, dann ruhig annehmen,
schließlich ist dies das erste Angebot des Chefs in spe. Außerdem
kann man sich an einem Glas Wasser manchmal ganz gut festhalten.
Meistens wird zu Beginn kurz über das Wetter oder die Anreise geplaudert.
Das gibt dir eine Verschnaufpause und du kannst innerlich
noch mal tief durchatmen. Jedes unverfängliche, neutrale Thema ist
hier geeignet, das Eis zu brechen, zum Beispiel das Wetter oder der
Verkehr. Politische, religiöse oder sonst irgendwie wertaufgeladene
Themen sollten grundsätzlich – das gilt für das ganze Gespräch –
gemieden werden. Anschließend erläutert der Interviewer kurz den
groben Ablauf und Zeitrahmen des Interviews, das gibt dir ein wenig
Sicherheit, was dich erwartet.
Tipp: Der erste Eindruck ist entscheidend – ein offener Blick in die
Augen, ein fester Händedruck und ein Lächeln kommen immer
gut an.
Phase 2: Erzählphase – 10 Minuten Rampenlicht
Auf die Aufwärmphase folgt in den meisten Gesprächen die Erzählphase.
Hier hast du als Bewerber etwa zehn Minuten Zeit, um dich
vorzustellen. Es bietet sich an, sich dabei am Lebenslauf zu orientieren.
Das gibt dir ein wenig Halt und Struktur. Achte darauf, dass du
frei sprichst und vermeide eine Nacherzählung deines Lebenslaufs à
la »Ich wurde geboren als …«, sonst ist dein Gegenüber schon nach
dem dritten Satz eingeschlafen. Du kannst dir auch im Voraus schon
besonders prägende Phasen / Ereignisse überlegen und diese hervorheben,
wenn diese besondere Eigenschaften oder Fähigkeiten
befördert haben. Der Personaler wird später auf Informationen zurückkommen,
die er hier erhalten hat. Die Herausforderung besteht
darin, weder zu kurz noch zu lang zu sprechen und weder zu umfassend,
noch zu oberflächlich zu bleiben. Aber es klingt schlimmer
als es ist, und wie so häufig gibt es hier kein »richtig oder falsch«,
sondern individuelle Möglichkeiten. Mit einem lebendigen, selbstsicheren
Auftreten kannst du hier punkten.
Tipp: Das »Kurzreferat« kannst du daheim gut vor dem Spiegel
oder vor einem Freund üben.
Phase 3: Tiefer bohren – »Was ist Ihre größte Stärke?«
In der nächsten Phase versucht der Personaler im Dialog bestimmte
Eigenschaften wie Kognition, Motivation und sozial-zwischenmenschliches
Verhalten genauer zu ergründen. Inhaltlich geht es
dabei um deine aktuelle Situation, Schulabschluss, Noten, Interessen,
Erfahrungen, Kompetenzen, Potenzial und Eignung. Dein
potenzieller Chef will deine individuellen Qualitäten herausarbeiten
und Schein und Sein überprüfen. Hier ist es wichtig, schlagfertig
und kreativ zu sein, aber zugleich ehrlich und glaubwürdig zu
bleiben. Auch mit pikanten Fragen wie »Was ist Ihre größte Schwäche?
« oder »Warum sollten wir gerade Sie einstellen?« muss hier
gerechnet werden. Personaler bohren gerne mal an empfindlichen
Stellen nach, wer zu dick aufgetragen hat, blamiert sich. Jeder
Mensch hat Schwächen, das wissen auch Personaler. Sie wollen mit
solchen fiesen Fragen vor allem testen, ob du dich leicht aus der
Ruhe bringen lässt. Wenn du einmal nicht weiter weißt, kannst du
auch darum bitten, später noch mal auf die Frage zurückzukommen.
Das ist manchmal besser als zu stottern.
Tipp: Es gibt gute Ratgeber im Buchhandel und im Internet zum
Thema »Fiese Bewerberfragen«. Ruhig mal durchlesen, aber
nicht verunsichern lassen.
Phase 4: Informationsphase – jetzt sind die Anderen dran
In der anschließenden Informationsphase stellt der Personaler nun
das Unternehmen vor und informiert dich über Anforderungen
und Aufgaben der offenen Stelle. Das bedeutet für dich eine kurze
Verschnaufpause, aber hör gut zu, auch wenn du die Stellenbeschreibung
schon kennst.
Tipp: Block und Stift (möglichst kein angekauter Kuli) sollten von
Anfang an vor dir liegen, um dir ggf. etwas notieren zu können.
Phase 5: Bewerberfragen – »Wie läuft das mit den Überstunden?«
Nach der Informationsphase durch den Personaler hast du nun die
Möglichkeit, Unklarheiten zu beseitigen, Fragen zu stellen und noch
mal dein Interesse an der Stelle zu bekräftigen. Das macht einen
proaktiven Eindruck und zeigt, dass du zugehört und dich mit dem
Unternehmen eingehend beschäftigt hast. Wenn der Personaler sie
bisher verschwiegen haben sollte, ist es auch durchaus legitim, nach
den Rahmenbedingungen in dem Unternehmen zu fragen, also zum
Beispiel Urlaubsregelungen, Überstunden und Verdienst.
Tipp: Im Idealfall hast du dir bereits zuhause ein oder zwei
Fragen zum Unternehmen oder zur Stelle notiert und auf einem
Blatt vor dir liegen.
Phase 6: Feedback-Phase – »Es hat mich sehr gefreut«
In manchen Gesprächen schließt sich an die Frage-Phase eine
Feedback-Phase an, in der der Bewerber das Gespräch beurteilen
kann. Auch hier ist Vorsicht angesagt, denn das Interview ist noch
nicht vorbei.
Tipp: Auch das kann man daheim üben.
Phase 7: Ein guter Abgang – jetzt nur nicht stolpern!
Am Ende des Gesprächs gilt es, das Ganze gut ausklingen zu lassen
und sich freundlich zu verabschieden. Auch hier kann es wieder um
Themen wie Abreise, Wetter und Ähnliches gehen. Wenn du jetzt
beim Rausgehen nicht noch gegen die Glastür läufst, hast du alles
überstanden – und kannst von jetzt an hoffen und Daumen drücken
– vorausgesetzt natürlich, dir selbst hat das Gespräch gefallen,
schließlich muss das Unternehmen ja auch dich überzeugen.
Tipp: Bleib freundlich und seriös, bis du auf der Straße und außer
Sicht- und Hörweite bist.