VON CLEMENS POKORNY
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16.10.2013 13:47
Auf Stipendiensuche
Nur zwei Prozent aller Studenten in Deutschland erhalten ein Stipendium. Dabei gäbe es genügend Möglichkeiten, sich finanziell und ideell fördern zu lassen. Und nicht nur Überflieger bekommen Unterstützung, auch Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung oder mehrfachen Studienabbrüchen stehen Förderungen offen. UNI.DE stellt verschiedene interessante Begabtenförderungswerke und Stiftungen im Überblick und mit Links auf deren Homepages vor.
Noch immer entscheiden Bildungsgrad und Einkommen der Eltern maßgeblich darüber, ob ihr Kind einmal studiert. Dass sich die Sprösslinge von Akademikern auf Gymnasium und Hochschule oft leichter tun als Arbeiterkinder, lässt sich wohl nicht ändern. Dass aber viele Abiturienten aus Geldmangel vor der Aufnahme eines Studiums zurückschrecken, muss nicht sein, denn es gibt in Deutschland über 2000 Möglichkeiten für Studierende, sich finanziell und ideell fördern zu lassen. Anders als beim BAFöG oder einem Kredit der KfW müssen Stipendien nicht zurückgezahlt werden, man tritt also nicht verschuldet ins Berufsleben.
Auch den Hochschulen fehlt es an Geld
Dem soll der Hochschulpakt abhelfen. Was hat es damit auf sich?
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Insgesamt 13 Begabtenförderungswerke vergeben Gelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ihre Stipendien orientieren sich an der Höhe des BAFöGs. Darüber hinaus zahlen sie aber auch unabhängig vom Einkommen der Eltern ein sogenanntes Büchergeld in Höhe von 300 Euro monatlich sowie Beihilfen für Auslandssemester. Die materielle Förderung wird durch eine je nach Selbstverständnis des Stipendienwerks geartete ideelle Förderung in Form eines Bildungsprogramms (Seminare, Workshops, Bildungsreisen, Sommerakademien u.ä.) ergänzt. Das älteste und größte dieser Begabtenförderungswerke ist die
Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie nimmt jedes Jahr etwa 3000 neue Stipendiaten auf, frühestens zum 2. Studiensemester, und zwar aufgrund eines Vorschlags seitens der Schule (oder bei bereits Immatrikulierten der Professoren) oder auch als Belohnung für die Sieger in überregionalen Schülerwettbewerben. Während letztere direkt in die Stiftung aufgenommen werden, müssen sich erstere in einem komplexen Auswahlverfahren gegen Mitbewerber durchsetzen, in dem der subjektive Eindruck, den ein Bewerber in Einzelgesprächen bei Juroren hinterlässt, eine große Rolle spielt.
In den anderen großen Begabtenförderungswerken fallen beglaubigte Nachweise außerschulischer oder -universitärer Leistungen und oft auch gesellschaftliches Engagement stärker ins Gewicht. Vier Stipendienwerke richten sich speziell an gläubige Studierende: das
Cusanuswerk der katholischen Kirche, das
Evangelische Studienwerk Villigst, das jüdische
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk sowie das muslimische
Avicenna-Studienwerk, das zum Wintersemester 2014/15 seine ersten Stipendiaten aufnehmen wird. Sechs Studienwerke stehen den im Bundestag vertretenen Parteien nahe:
Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD-nah),
Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP-nah),
Hanns-Seidel-Stiftung (CSU-nah),
Heinrich-Böll-Stiftung (Grünen-nah),
Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU-nah) sowie
Rosa-Luxemburg-Stiftung (DIE LINKE-nah). Die
Hans-Böckler-Stiftung (Gewerkschafts-nah) sowie die
Stiftung der deutschen Wirtschaft (Arbeitgeber-nah) vervollständigen den Kreis der Begabtenförderungswerke.
Alle diese Förderwerke erwarten überdurchschnittliche Studienleistungen mit entsprechenden Nachweisen und nehmen ihre neuen Stipendiaten erst einmal auf Probe auf, bis spätestens vier Semester vor Ende der Regelstudienzeit. Doch es gibt noch viel mehr Fördermöglichkeiten für angehende oder bereits seit längerem immatrikulierte Studenten, und nicht alle setzen bei der Auswahl ihrer Stipendiaten das Leistungskriterium an erste Stelle. Die
Vodafone-Stiftung etwa fördert ausschließlich Studenten mit Migrationshintergrund. Die „
Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung“ nimmt nur Studienwillige mit abgeschlossener Berufsausbildung auf und fördert auch berufsbegleitende Studien. Viele weitere Stipendien werden etwa von kleinen privaten Stiftungen vergeben und fördern z.B. nur Praktika, einzelne Forschungsvorhaben, Promotionen oder gewähren Druckkostenzuschüsse für wissenschaftliche Publikationen. Und das neue
Mawista-Stipendium für Exoten ist speziell für Studienwillige mit unkonventionellen Lebensläufen konzipiert, die bei anderen Studienwerken keine Chance hätten, etwa weil sie mehrmals das Studienfach gewechselt oder ein Studium aufgenommen haben, für das sie gemäß ihren Schulnoten alles andere als prädestiniert schienen.
Geld gibt es also genug, und viel mehr Studenten kämen für ein Stipendium in Frage als aktuell unterstützt werden: Nur etwa ein Drittel aller Studenten hat sich jemals für ein Stipendium beworben, nur etwa 2% werden derzeit tatsächlich gefördert, wenngleich ihre Zahl in den letzten Jahren u.a. aufgrund vermehrter finanzieller Mittel seitens des Bundesbildungsministeriums angestiegen ist. Ob man für ein Stipendium in Frage kommt und bei welchen Förderwerken man sich am ehesten bewerben sollte, lässt sich z.B. mittels einer entsprechenden Maske auf
mystipendium.de in nur etwa fünf Minuten herausfinden. Allgemeine Hilfe bei der Aufnahme eines Studiums für Menschen aus Familien, in denen noch niemand einen Studienabschluss erworben hat, bieten die Webseiten von
arbeiterkind.de.