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Ein Studium allein erschien Carsten Mumm dann doch nicht genug. "Ich wollte mich von der breiten Masse mit einer weiteren Qualifikation absetzen", sagt der heute 33-Jährige, der in Hamburg Volkswirtschaftslehre studiert hat und 2003 als Portfolio-Manager beim renommierten Hamburger Privatbankhaus Conrad Hinrich Donner startete. Über einen Kollegen erfuhr Mumm von einem Abschluss, der in der Finanzwelt einen immer besseren Ruf genießt: der Chartered Financial Analyst (CFA).
Zusatzausbildung ist en vogue
Ein Programm, das ihn überzeugte, das aber auch drei Jahre harte Arbeit an Wochenenden, Abenden und in den Ferien bedeutete. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. "Die Bank hat die Weiterbildung extrem wohlwollend betrachtet und die Hälfte der Kosten getragen", sagt Mumm, der schon während des Studiums zum Leiter des Portfolio Managements aufrückte. Heute profitiere er von einem viel tieferen Verständnis für den eigenen Fachbereich als nach der Uni, er habe zudem sehr gute Kontakte zu anderen Absolventen geknüpft.
Für eine Karriere fördernde Zusatzausbildung entscheiden sich immer mehr Investmentexperten. Dabei geht die Kurve der Absolventenzahlen, die den vom CFA Institute vergebenen Abschluss Chartered Financial Analyst ablegen, steil nach oben. Zählte der internationale Berufsverband für Finanzanalysten im Jahr 1990 gerade mal 15.000 Mitglieder (davon 10.000 mit CFA-Titel), so sprang die Zahl bis 2007 auf mehr als 94.000 Mitglieder (rund 81.000 halten den CFA-Titel). Seit Gründung des Lokalverbandes, der German CFA Society in Frankfurt im Jahr 2000, geht es auch hierzulande bergauf. Ende 2001 hatten weniger als 100 Experten den Abschluss in der Tasche. 2007 waren es fast 1200.
Drei Examina, drei Jahre Selbststudium
Das Selbststudium für Investment-Experten, das mindestens drei Jahre dauert, spricht vor allem Wertpapieranalysten, Portfoliomanager und Berater an, die sich Berufs begleitend ein breites Wissen aneignen, etwa zu den Themen Bilanzanalyse, Aktienanalyse, Bewertung von Anleihen, Derivativen, Alternative Investments, Portfolio-Management sowie Performance-Präsentation. Eine mindestens vierjährige Berufserfahrung als Investment Experte sowie einen akademischen Abschluss in einem relevanten Fachbereich verlangt das CFA Institute für die Zulassung.
Insgesamt drei Examina müssen die Kandidaten (in Deutschland an Prüfungsorten in Frankfurt/Main und München) ablegen, bevor es den begehrten Ritterschlag gibt. An der Frankfurt School of Finance & Management (ehemals Hochschule für Bankwirtschaft), die mit der German CFA Society kooperiert, können sich Teilnehmer in dreitägigen Tutorien für die Abschlussarbeiten fit machen. Doch nur die Besten kommen durch. Die Erfolgsquoten für Level I und II lagen zuletzt bei 40 Prozent, im Level III bei 50 Prozent. Wer das schafft, hat 18 Stunden Examen hinter sich gebracht und 17.000 Seiten studiert. "Wer besteht, hat nachgewiesen, dass er sich ein sehr breites Wissen in der Finanzbranche angeeignet hat und sehr gut selbstständig arbeiten kann", sagt Iris Uhlmann, Sprecherin der German CFA Society, die selbst das Programm absolviert hat. Verglichen mit anderen Abschlüssen an renommierten Business Schools halten sich die Kosten in Grenzen. Für Einschreibung, Examina und Textbücher fallen rund 3200 Euro an.
Angesehenes Angebot im Dschungel der Ausbildungstitel
Dass die Arbeitgeber allerdings angesichts der zunehmenden Titelflut in der Finanzbranche leicht den Überblick verlieren können, ist auch Uhlmann bewusst. Die angesehene European Business School in Oestrich-Winkel etwa bildet den Führungsnachwuchs in der Bau-, Immobilien- und Finanzwirtschaft zum Immobilienökonom aus, die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) vergibt den Titel "Certified Real Estate Investment Analyst". Da Finanz- und Immobilienwirtschaft immer enger zusammenwachsen, haben zahlreiche Instrumente und Methoden der Kapitalmärkte Einzug in die Immobilienwelt gefunden, was letztlich auch die Inhalte der Diplome beeinflusst.
Für die Geschäftsfelder Vermögensverwaltung und -beratung sowie Private Banking bietet die DVFA zudem ein Postgraduierten-Programm mit zweistufigem, zertifiziertem Abschluss an und zwar den"„Certified Financial Manager" sowie den "Certified International Wealth Manager". Für international ausgerichtete Kapitalmarktexperten hat die DVFA den Postgraduierten-Abschluss "Certified International Investment Analyst" im Programm. Zu angesehenen Abschlüssen gehören zudem der "Certified Public Accountant" und der "Estate Planner".
Von Arbeitgebern gefördert
"Die meisten Abschlüsse decken nur Teilgebiete ab, während das CFA-Programm ein extrem breites Wissen vermittelt", ist Uhlmann überzeugt. Und das kommt in der Wirtschaft an. Allianz, Deutsche Bank, KPMG, PricewaterhouseCoopers, Sal. Oppenheim oder auch Union Investment gehören laut CFA Institute zu den Top-Arbeitgebern in Deutschland, die zahlreiche der so genannten CFA-Charterholder beschäftigen.
"Wir fördern die Ausbildung zum CFA finanziell und zeitlich", sagt etwa Marion Dressler, Sprecherin der Deutschen Bank. Vor jeder Prüfung würden die Absolventen drei Tage frei gestellt, um sich intensiv vorbereiten zu können. Den global anerkannten Abschluss würden bei der Deutschen Bank vor allem Juniors anstreben, die noch nicht so viel Berufserfahrung haben und so ihr theoretisches Wissen vertiefen. Dressler: "Der Abschluss bietet eine extrem gute Basis, um Kunden qualifiziert beraten zu können, und zwar in allen Bereichen, etwa bei der Fond-Tochter DWS, im Investmentbanking oder auch im Firmenkundengeschäft."
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