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Neulich in Delhi. Bisher sind die deutsch-indischen Verhandlungen gut gelaufen. Doch es will nicht recht zum Abschluss kommen. Immer wieder rollt der indische Partner skeptisch den Kopf zwischen den Schultern. Verzweifelt sucht der deutsche Anbieter nach Argumenten – bisher gab es doch keine nennenswerten Probleme.
Für beide Seiten wird das Gespräch zunehmend skurriler. Denn, man ahnt es fast, es basiert auf einem fundamentalen Missverständnis: Die vermeintlich zweifelnde Kopf-Geste entspricht schlicht dem deutschen Nicken.
1. Was leisten interkulturelle Schulungen?
Wer sich im Vorfeld mit den kulturellen Unterschieden auseinandersetzt, kann derart peinliche Situationen verhindern. Doch mit simplem Regelwerk ist es nicht getan. Mehr noch als eine konkrete Handlungsanweisungen braucht der Geschäftsreisende im Ausland eine große Portion Sensibilität, um auch von sich aus Lösungswege zu finden – ja die Probleme überhaupt erst zu erkennen.
Denn nicht die offensichtlichen Unterschiede lassen den Fremden verzweifeln. Erst wenn vermeintliche Selbstverständlichkeiten vor dem Hintergrund einer anderen Kultur ihre Bedeutung verändern, ergeben sich handfeste Probleme. Zudem machen nonverbale Signale wie Gestik, Mimik, Körperhaltung oder Kleiderstil einen erheblich größeren Teil der Kommunikation aus, als den meisten Menschen bewusst ist: Lachen, Weinen oder Stirnrunzeln sind allen Menschen gemein. Wann wir sie verwenden, ist jedoch kulturell geprägt.
So nah und doch so fern
Ebenfalls weit verbreitet ist der Trugschluss, interkulturelle Probleme nähmen mit der geographischen Distanz zu. Denn auch im nahen Ausland kann es erhebliche Unterschiede im alltäglichen Verhalten geben. Tückischerweise fallen sie auf den ersten Blick kaum auf.
So zeichnet sich beispielsweise das benachbarte Holland durch besonders flache Hierarchien aus, weiß Mathias Taubert, interkultureller Trainer der ICUnet.AG. Fährt der deutsche Gesandte dem holländischen Praktikanten während des Meetings ständig ins Wort, hinterlässt er in den Niederlanden einen extrem schlechten Eindruck. "Aus diesen vermeintlich kleinen Reibereien entstehen besonders schwierige Konflikte, weil man sie eher der Person als der Kultur zuschreibt".
Doch wie gehen interkulturelle Schulungen dagegen vor? Sie hinterfragen erst einmal das eigene Verhalten und helfen, die eigene kulturelle Prägung wahrzunehmen: Wo verhalte ich mich "typisch Deutsch"? Welche Werte sind für mich selbstverständlich? Nur durch das Bewusstwerden dieser Kontrastkultur kann der Mensch Sensibilität für eine fremde Umwelt entwickeln.
2. Wer braucht interkulturelle Trainings?
Vor allem Menschen, die im geschäftlichen oder privaten Umfeld viel Kontakt mit Vertretern fremder Kulturen haben, profitieren von interkulturellen Trainings. Dies gilt verstärkt, wenn sie auf Abruf "funktionieren" müssen. Gerade im Rahmen einer zeitlich begrenzten Geschäftsreise bleibt wenig Zeit zum Beobachten und Ausprobieren.
Doch auch im "virtuellen" Umfeld der Video- und Telefonkonferenzen steigt die Zahl der internationalen Projekte: "Hier kann es besonders schwierig sein, Vertrauen aufzubauen, ohne sich persönlich gegenüberzustehen. Dies gilt vor allem für die Zusammenarbeit mit Kulturen, in denen der persönliche Kontakt wichtig ist, wie in Asien und Südeuropa", so Taubert.
Interkulturelle Sensibilität ist ein Erfolgsfaktor
Viele Teilnehmer wünschen sich insgeheim, "auch die Führungsetage ließe sich mehr für interkulturelle Fragen sensibilisieren", sagt Dagmar Gürtler, China-Beraterin und Interkulturelle Trainerin. "Es reicht nicht, wenn nur die Menschen im täglichen Kontakt mit der Fremde mit ihr umzugehen wissen. Gerade dort, wo die internationale Unternehmensstrategie geplant wird, ist interkulturelle Sensibilität ein entscheidender Erfolgsfaktor."
3. Was zeichnet ein gutes Training aus?
Will man die Qualität eines Trainingsprogramms beurteilen, heißt es zuerst, einen kritischen Blick auf den potentiellen Teilnehmer zu werfen: Wie viel Auslandserfahrung bringt er mit? Wie hoch ist die insgeheime Ablehnung gegenüber fremden Kulturen? Wie lange wird er im Ausland tätig sein? Geht es um eine Auslandsentsendung oder den Kontakt mit internationalen Teams?
Sicher ist: Eine gute Schulung vermittelt die "Grundregeln" der fremden Kultur und strebt eine allgemeine Sensibilisierung und Toleranz gegenüber kulturellen Unterschieden an, denn ein oder zwei Tage, ja nicht einmal eine zweiwöchige Schulung können den deutschen Geschäftsreisenden in alle möglichen Fettnäpfchen einweihen.
Beobachten, denken, dann handeln
Je geringer die Auslandserfahrung des Schülers, desto wichtiger sind praktische Übungen, in denen das Gelernte in die Praxis umgesetzt wird. Ob der Trainer dabei aus der eigenen Kultur oder dem fremden Kulturraum stammt, ist dabei zweitrangig, solange er sein Handwerk beherrscht. Letztlich geht es immer darum, den wichtigsten Grundsatz interkultureller Verständigung zu vermitteln: Erst beobachten, nachdenken, dann handeln. Und nicht andersherum.