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Das Fernlernen als Methode nebenberuflicher Weiterbildung ist immerhin bei 97 Prozent der Personalverantwortlichen bekannt, ergab 2006 eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Instituts für Lernsysteme unter 300 Personalern in deutschen Unternehmen. Und immerhin jeder vierte Personalchef hakt im Vorstellungsgespräch bei einem Jobanwärter in diesem Punkt genauer nach. Nicht ohne Grund. Denn Fernlerner gelten als Kandidaten mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit und einem guten Zeitmanagement.
Frauen überholen Männer beim Fernlernen
Immer mehr Deutsche bilden sich mittlerweile über Fernakademien und -hochschulen fort. Im Vorjahresvergleich zu 2004 stieg die Zahl 2005 laut der aktuellen Fernunterrichtsstatistik des statistischen Bundesamtes um vier Prozent auf mehr als 305.000.
Die Gruppe der 25- bis 30-Jährigen wächst besonders stark, aber auch die älteren Fernlerner jenseits der 40 legten zu. Neben Wirtschaftsthemen rangieren die Vorbereitung auf Schulabschlüsse sowie Lehrgänge rund um die Gesundheit und Kreativität ganz oben auf der Beliebtheitsskala.
Die Lernmethode ist nicht für jeden geeignet
Erstmals belegten mit genau 50,1 Prozent mehr Frauen als Männer staatlich zugelassene Fernlehrgänge. Ihr Anteil betrug vor fünf Jahren 43 Prozent, vor 15 Jahren waren es gerade einmal 32 Prozent. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass immer mehr Frauen die Babypause fürs Fernlernen nutzen, um sich für den Arbeitsmarkt fit zu halten und den Wiedereinstieg nach der Elternzeit erfolgreich zu bewältigen", erklärt der Präsident des Fachverbands Forum DistancE Learning, Martin Kurz.
Auffällig sei, dass bei Fernlernern jenseits der 40 die Themen Psychologie und Pädagogik besonders gefragt sind. Ein Erklärungsansatz von Kurz: "In diesem Alter steigt der Wunsch nach einem Berufswechsel. Hier verhilft die deutlich wachsende Anzahl an qualifizierten Fernlehrgängen in diesem Themenfeld zu neuen Perspektiven im Bereich Coaching und psychologischer Beratung."
Selbstmotivation als wichtige Voraussetzung
Trotz steigender Beliebtheit - nicht jeder kommt mit dieser Lernmethode völlig problemlos zurecht. "Teilnehmer sollten sich selbst ehrlich darüber Rechenschaft ablegen, ob sie tatsächlich bereit sind, auf einen Teil ihrer Freizeit zu verzichten und in ihren Fernkurs zu investieren", empfiehlt Gereon Franken, Autor des Ratgebers "Fit für den Fernunterricht". Das könne bedeuten, dass der spannende Tatort-Krimi am Sonntagabend ausfallen muss, weil der Schreibtisch ruft - und das womöglich über Jahre.
Franken geht davon aus, dass im Durchschnitt zehn Stunden pro Woche für ein Fernstudium aufgewendet werden müssen. Für Präsenzveranstaltungen und Klausuren sollte auch Urlaub eingeplant werden. "Natürlich sind vor allem diejenigen im Vorteil, die sich immer wieder selbst motivieren können und bereit sind, sich Lernstoff über weite Strecken selbst zu erarbeiten", erklärt der Experte aus Münster.
Positive Erfahrung mit Arbeitgebern
Man müsse sich darüber klar sein, dass das Lernen überwiegend aus der Bearbeitung gedruckter Lernunterlagen besteht, und dass die Kommunikation mit dem Kursbetreuer auf schriftlichem Weg erfolgt. "Wer also gerne liest und keine Probleme hat, sich schriftlich auszudrücken, der ist bei der Lernform Fernunterricht gut aufgehoben", sagt Franken.
Dass es aber auch zwischenzeitlich zu Motivationstiefs kommen kann, weiß Markus Jung aus Kerpen. Der gelernte Versicherungskaufmann schloss vor zwei Jahren das Informatik-Studium an einer Fernfachhochschule ab. Für die Weiterbildung reduzierte er sogar die Arbeitszeit. "Wichtig ist es, sich immer wieder kleine Ziele zu setzen, zum Beispiel eine Klausur, und sich danach zu belohnen", rät der 33-Jährige.
Kosten für Fernlehrgänge können bei der Steuer abgesetzt werden
Der Kerpener berät heute Fernlern-Interessierte über ein Internet-Portal. "Ich wäre froh gewesen, wenn ich vor der Aufnahme meines Studiums mehr Informationen gefunden hätte", erklärt Jung. Außerdem erfüllt sich damit der Traum der Selbstständigkeit für den heutigen Diplom-Informatiker.
Seiner Erfahrung nach können Fernlernende ihre Arbeitgeber ohne Probleme über die Weiterbildung in Kenntnis setzten, insofern sie nicht vorhaben, den Beruf zu wechseln. "Die meisten machen damit positive Erfahrungen und bekommen sogar manchmal finanzielle Unterstützung", verrät Markus Jung.
Weiterbildungen dauern mitunter mehrere Jahre
Laut Franken liegen die monatlichen Raten für Fernlehrgänge in der Regel zwischen 100 und 120 Euro. Weitere Kosten entstehen für Reisekosten zu Präsenzseminaren oder für Lernmaterialien. Sie können jedoch bei der Steuer geltend gemacht werden. Diese Kosten hängen sehr eng mit der Dauer eines Fernlehrgangs zusammen.
Es gibt Fernkurse, die 18 Monate und länger dauern, bei Schul- oder Studienabschlüssen oder bei einer neuen Berufsausbildung auch bis zu dreieinhalb Jahren. Eine Weiterbildung im Rahmen des bestehenden Berufsprofils umfasst meist um die sechs bis zwölf Monate.
Im Vorfeld möglichst viele Informationen sammeln
Ob sich die Weiterbildung für Jobsuchende tatsächlich rentiert, ist im Vorhinein schwer einzuschätzen. "Deshalb sollte sich ein Fernschüler darum bemühen, so viele Informationen zu seinem beruflichen Ziel wie möglich zu sammeln", rät Franken.
Ist der geplante Kurs wirklich dazu geeignet, meinen Berufswunsch zu erfüllen? Wie viele Jobs gibt es eigentlich im Moment in dem Berufsfeld, in dem ich mich weiterbilden möchte? Um diese Fragen zu beantworten, lohne es sich, die Stellenanzeigen in Zeitungen und in Online-Jobbörsen zu studieren. Markus Jung schätzt die Chancen für Aufsteiger jedoch besser als für Branchenwechsler. "Für einen Branchenwechsel haben Fernschüler einfach zu wenig Praxis", erläutert er.
Transparenter Markt für Fernunterrichtsanbieter
Die Fernlern-Interessierten konnten 2005 zwischen 2104 staatlich zugelassenen Fernlehrgängen von 344 verschiedenen Anbietern wählen. Ob ein Angebot seriös ist, lässt sich leicht feststellen. "Der Markt für Fernunterrichtsanbieter ist ein sehr transparenter Markt, denn er wird staatlich kontrolliert", erklärt Gereon Franken.
Die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln prüft jeden einzelnen Fernkurs, bevor er in Deutschland zugelassen wird. Um zu überprüfen, ob ein bestimmter Kurs zugelassen ist, kann die Online-Datenbank des ZFU genutzt werden. Zu finden sind dort auch Angaben zu Preis, Dauer, Abschlussprüfung sowie notwendige Vorkenntnisse.