Job & Karriere

Das Diplom ist die halbe Miete, heißt es. Zusammen mit monster.de haben wir für dich die wichtigsten Infos zusammengestellt, die du für die zweite Hälfte brauchst.

Vorsicht vor falschen Versprechungen

Augen und Ohren auf im Vorstellungsgespräch. Hier können Sie viel über Ihren neuen Job lernen. Worauf Sie achten sollten.

Im Vorstellungsgespräch wollen nicht nur die Vorgesetzten wissen, mit wem sie es zu tun haben. Auch der potenzielle neue Mitarbeiter sollte darauf achten, mit wem er es zu tun hat - und künftig womöglich noch länger zu tun haben wird. Und darauf, wie sich die Stellenbeschreibung aus dem Mund des Vorgesetzten anhört.

"Man ist damit beschäftigt, sich selber gut darzustellen", sagt Karriereberaterin Helga Krausser-Raether. Doch man dürfe dabei nicht vergessen, dass man selbst auch etwas ins Unternehmen bringt: Expertise und Arbeitskraft. Und genau diese werden für eine bestimmte Stelle, einen Arbeitsbereich, gefordert. So will es die Stellenbeschreibung. Allerdings ist die Realität in jedem Unternehmen weit umfassender. "Viele achten zu wenig darauf, wie die Atmosphäre ist", sagt Krausser-Raether. Wie gehen die Gesprächspartner miteinander um? Sagen sie dasselbe über den Job?

Wichtige Anforderungen vorher klären

Christine Öttl, Karrierecoach aus München, rät dazu, in einem solchen Gespräch möglichst viel konkret anzusprechen. "Zunächst muss man selber klare Vorstellungen haben, wie man sich einen Job vorstellt", sagt sie. Dazu gehöre, gut vorbereitet in ein Gespräch zu gehen und auch die Stellenanzeige bereits für sich selbst interpretiert zu haben. "Im Gespräch sollte man dann möglichst viel über die Aufgaben und den Ablauf erfragen."

Ein Bewerber könne auch Fragen stellen wie "Wie sieht mein Tag aus?", "Wie setzt sich die Arbeit zusammen?" Dabei könne er auch ruhig das Gesagte rekapitulieren: "Wenn ich Sie richtig verstehe, dann...", betont Öttl. Auch sollte sich ein Bewerber in ein Gespräch einbringen und seine Vorstellungen artikulieren. "Wenn man selbst auf eine bestimmte Sache viel Wert legt - etwa auf Sprachkenntnisse - dann sollte man sich versichern, dass diese auch wirklich essentiell für die Stelle sind." Nicht alle in einer Ausschreibung geforderten Fähigkeiten sind nämlich aus Unternehmenssicht gleich wichtig.

Verständnis der Aufgaben zurückmelden

Dass die mündlichen Zusagen und Beschreibungen der Arbeitsinhalte dann allerdings schriftlich im Arbeitsvertrag niedergelegt werden, ist eine Seltenheit. "Hier ist es wichtig, sich entweder schon im Gespräch die wichtigen Punkte aufzuschreiben oder sich hinterher eine Gedankennotiz zu machen", sagt Krausser-Raether. Die könne man, etwa als Mail mit dem Betreff "Mein Verständnis der Aufgaben" durchaus noch mal an die Gesprächspartner senden - damit es später nicht zu Missverständnissen kommt. Allzu kleinkariert sollte sich dabei allerdings auch niemand geben - das kann leicht unflexibel und pedantisch wirken.

Hat man den Job bekommen und die ersten Arbeitstage sind vergangen, ist die Zeit für eine erste kleine Bestandsaufnahme gekommen. "Wenn es vom ersten Tag anders läuft als abgesprochen, sollte man sich sofort melden", sagt Beraterin Öttl. Sei etwa eine fundierte und angemessen lange Einarbeitungszeit abgesprochen worden und der neue Mitarbeiter findet sich ins kalte Wasser geworfen, sieht sie durchaus Bedarf für ein Gespräch.

Probleme offensiv ansprechen

Dabei allerdings sollte man grundsätzlich guten Willen zeigen und versuchen, die Hintergründe für etwaige Veränderungen herauszufinden. "Aber man muss offensiv Probleme ansprechen, damit sich etwas ändert", betont sie. Seien in einem Unternehmen oder der Abteilung Änderungen im Gang, von denen im Vorstellungsgespräch noch keine Rede war, gelte es ohnehin, neu zu verhandeln. Vorwürfe sollte dabei allerdings niemand machen: "Je menschlicher man da herangeht, um so höher ist die Chance, dass etwas passiert."

Auch auf die Rahmenbedingungen kommt es dabei an, wie Helga Krausser-Raether sagt. "Man muss die Spielregeln verstehen und die informellen Netzwerke herausarbeiten." Komme man etwa mit einem Kollegen oder Vorgesetzten nicht klar, sei es sinnvoll, die Lage auszuloten. "Komme nur ich nicht mit diesem Menschen klar oder geht es allen so?" Solche Dinge könne man nicht ändern, sagt sie. "Sie sind struktureller Natur."

Bei der Problemlösung Hierarchien einhalten

Bei dem Versuch, eine Lösung zu finden, müssen zudem die Hierarchien eingehalten werden. "Taktisch sinnvoll ist, sich die Situation erst mal anzuschauen und mit dem Vorgesetzten zu sprechen." Dabei müsse jeder Arbeitnehmer den klassischen Weg gehen und sich erstmal auch wirklich an den direkten Vorgesetzten wenden - auch wenn er genau in dieser Person das Problem sieht. "Direkt an die nächsthöhere Ebene zu gehen ist politisch unklug", sagt Krausser-Raether.

Wenn aber die Aufgaben sich als ganz andere entpuppen als die, für die der neue Mitarbeiter eingestellt wurde, muss das Gespräch her - denn auch dazu ist die Probezeit da. "Man muss nicht direkt kündigen, aber auch nicht zu lange ausharren - man ist selbst Herr des Verfahrens", sagt Krausser-Raether. Hilfreich sei, ein Tagebuch zu führen, "damit die eigene Arbeit besser dargestellt werden kann." Zeigen sich die Vorgesetzten allerdings nicht willens, den Aufgabenbereich anzupassen und wieder mit dem in Einklang zu bringen, was im Vorstellungsgespräch verabredet wurde, bleibt manchmal nur die Weisheit eines alten Spruchs: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende".

VON Verena Wolff MONSTER.DE

share

In Kooperation mit:

gehe zu Monster.de