Job & Karriere

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Das Vorstellungsgespräch nachbereiten

Zu einem Bewerbungsgespräch gehört nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachbereitung: Wer nach dem Interview selbstkritisch das Gespräch analysiert, kann Stärken ausbauen, Schwächen kaschieren und Fehler künftig vermeiden. [03.09.2007]

Das Vorstellungsgespräch ist vorbei, der Personalverantwortliche verabschiedet den Bewerber mit dem Standardsatz: "Sie hören von uns". Keine Frage: Wer so weit gekommen ist, hat schon einige Hürden im Bewerbungsverfahren überwunden. Doch weitere folgen mit Sicherheit. Denn in den meisten Fällen bleibt es nicht bei einem Bewerbungsgespräch, ehe der neue Job gefunden ist. Also gilt es, das Interview sorgsam auszuwerten: Was war gut? Was ist verbesserungswürdig?

Sich selbst kritisch hinterfragen

"Gerade junge Bewerber vergessen oft die Nachbereitung", ist sich Claudia Frank sicher. Die Chemnitzer Personalberaterin bietet Bewerbungstrainings für Studienabsolventen an und muss dann oft Basisarbeit leisten. "Immer wieder glauben Bewerber, dass sie die Stelle schon sicher hätten, wenn sie von einer Firma zum Interview gebeten werden."

Klappt es dann mit dem Traumjob doch nicht, gibt es meist zwei Arten von Bewältigung. "Die große Gruppe sucht die Gründe nur bei der betreffenden Firma, diese Bewerber gehen dann ins nächste Gespräch, ohne irgendetwas zu ändern. Und eine Minderheit lässt sich von der Absage derart frustrieren, dass sie eine Schuld bei sich selbst sucht und in ihrem Selbstbewusstsein einen gehörigen Knick bekommen."

Suche nach Ursachen

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte: "Wenn es nicht geklappt hat, dann einfach, weil Firma und Bewerber nicht zueinander passen. Mal ist die Qualifikation nicht die richtige, dann wieder stimmt einfach die Chemie nicht." Doch entmutigen müsse das niemanden, weiß Claudia Frank. "Beim nächsten Interview kann alles schon wieder ganz anders sein. Und schließlich kann es ja auch ein Erfolg sein, bei der Firma gut angekommen zu sein - auch wenn letztlich ein anderer dann die gewünschte Stelle bekommt."

In ihren Seminaren ermutigt Frank die jungen Männer und Frauen darum auch immer wieder, nach Absagebriefen per Telefon oder Mail um konkrete Beurteilungen zu bitten. "Das nimmt einem niemand übel, und eigentlich sind die Personalchefs den Bewerbern derlei Einschätzungen auch schuldig." Wer beispielsweise ohne Vorwürfe konstruktiv um Tipps zur Verbesserung bittet, wird in den wenigsten Fällen auf Granit stoßen. "Der Großteil der Personaler ist zweifellos bereit, auf derartige Details einzugehen", weiß die Chemnitzerin.

Eindrücke schriftlich festhalten

Um den eigenen Erfolg realistisch beurteilen zu können, rät die Personalberaterin aber auch, die Bewerbungssituation selbst noch einmal zu reflektieren - zusammen mit dem Feedback des Personalers ergibt sich dann ein schlüssiges Bild, woran der Bewerber noch feilen muss, und was er gut gemacht hat: "Unmittelbar nach dem Gespräch erinnert man sich am besten an spontane Eindrücke und wichtige Details wie beispielsweise Reaktionen auf Antworten. Zuhause kann man das Erlebte dann ordnen und mit den eigenen Erwartungen abgleichen." Claudia Frank rät Bewerbern, die eigenen Gedanken schriftlich festzuhalten. Vier allgemeine Aspekte sollten dabei näher beleuchtet werden:

* Gesprächsklima:
Wie habe ich mich gefühlt (wohl/unwohl - ruhig/gestresst - sicher/aufgeregt)? Gibt es dafür objektive Gründe? War ich in guter Verfassung? Wurde der Gesprächsablauf durch Beteiligte oder Dritte gestört? Wie hat der Personalmitarbeiter die Gesprächsatmosphäre gestaltet?
* Detaillierte Analyse:
Was hat gut geklappt? Was hat nicht geklappt? War der Mitarbeiter aufmerksam? Wie lange konnte ich reden? Gab es bereits im Gespräch Rückmeldungen (verbal / nonverbal)? Gab es unerwartete Fragen oder Lücken im Gespräch? Wie habe ich darauf reagiert?
* Werbung in eigener Sache:
Habe ich selbst alles berichtet, was ich anbringen wollte (Details zu Ausbildung, zu Kenntnissen, zur Motivation, zur Persönlichkeit)? Bin ich mir treu geblieben oder habe ich mich verstellt?
* Information über den Arbeitgeber:
Entspricht das Unternehmen in Bezug auf Aufstiegsmöglichkeiten und Unternehmenskultur meinen Vorstellungen? Gab es Möglichkeiten zur Nachfrage? Habe ich sie genutzt? Sind immer noch Details unklar?

In einigen Fällen wird der Bewerber nach dem ersten Gespräch noch zu weiteren Interviews in die gleiche Firma geladen. Da dann die Wahrscheinlichkeit, dort einen Job zu erhalten, schon gestiegen ist, sollten in die Auswertung des ersten Gesprächs noch weitere Antworten zu fünf verschiedenen Aspekten einfließen:

* Zum Arbeitgeber allgemein:
Wurde im ersten Gespräch benannt, worauf der potenzielle Arbeitgeber besonders Wert legt (Qualifikation, Motivation, Teamfähigkeit)?
* Zur Gesprächssituation:
Worauf reagierte der Gesprächspartner mit Interesse? Worauf eher reserviert?
* Zum Stellenprofil:
Kann ich wirklich alle Anforderungen erfüllen? Wie genau sind die Aufgaben definiert? Wie groß ist der Verantwortungsbereich?
* Zu den Zukunftsaussichten:
Verdiene ich genug Geld? Wie zukunftssicher ist der Job?
* Zum Umfeld:
Wie werde ich auf eine eventuelle Veränderung der Lebensumstände (Ortswechsel etc.) reagieren?

Den richtigen Job finden

"Natürlich können viele Bewerber heute kaum noch aus mehreren Jobs wählen", weiß Claudia Frank. "Aber die ehrliche Beantwortung dieser Fragen hat vielen schon geholfen. Denn schließlich ist die Wahl eines Arbeitgebers gerade bei Absolventen oftmals die wichtigste Entscheidung, vor der sie bisher im Leben standen."

Thomas Möckel beispielsweise, der vor zwei Jahren einen Kurs der Chemnitzer Personalberaterin besuchte, bewahrte die detaillierte Auswertung eines Interviews vor Lehrgeld: "Ich war zu einem Gespräch in einer Software-Firma geladen. Und obwohl ich nach einer Woche die Zusage für den Job bekam, hab ich nach einiger Bedenkzeit abgesagt. Es war nämlich nicht einmal in Ansätzen beschrieben, was ich dort eigentlich tun sollte."

Manchmal auf das Bauchgefühl hören

Das Bauchgefühl gab ihm gleich doppelt Recht: Drei Bewerbungsgespräche später fand der Informatiker einen Job, der wirklich zu ihm passte - bei einem grundsoliden Arbeitgeber. Und die Firma, die ihn als erste einstellen wollte, musste nur sechs Monate später Insolvenz anmelden.

VON HAGEN KUNZE MONSTER.DE

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