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Vor allem vollständig, ordentlich und übersichtlich müssen Bewerbungsunterlagen sein, um mit ihnen zu punkten. Darin sind sich Personaler einig. Wie viele Abstriche sie machen und was ihrer Meinung nach eine "Todsünde" für Bewerber ist, da gehen die Meinungen allerdings auseinander.
Vollständigkeit ist das A und O
"Firmen verpassen so einige gute Bewerber, wenn sie sich von einem Knick in der Mappe abschrecken lassen", ist Astrid Borgmann überzeugt. Die Vorstandsassistentin und Recruitingverantwortliche bei der SIV AG, einem Softwareanbieter in Roggentin nahe Rostock legt auf die äußere Form einer Bewerbungsmappe nicht so viel Wert. "Uns ist - neben der fachlichen Qualifikation - wichtig, dass Lebenslauf und Infoblock vollständig sind und dass wir sehen können, dass die Unterlagen speziell für die SIV AG gemacht wurden."
Erweckt eine Mappe den Eindruck, Massenware zu sein, gibt das bei Astrid Borgmann ein dickes Minus für den Bewerber. Schreibfehler indes verzeiht sie mitunter. "Bei Ingenieuren oder Informatikern kann das mal vorkommen", sagt sie. "Bei Bewerbern fürs Sekretariat gelten aber strengere Kriterien." Deckblätter und sogenannte Dritte Seiten findet Astrid Borgmann überflüssig. "Bringt das Deckblatt eine zusätzliche Information? Nein!" sagt sie.
Der Inhalt schlägt die Form
"Ein Schreibfehler kann aus Flüchtigkeit mal vorkommen", sagt auch Jörg Kaufmann aus der Personalabteilung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen Baden-Württemberg. "Wenn aber die Unterlagen von Fehlern durchzogen sind, müssen wir den Bewerber ablehnen." Jörg Kaufmann erklärt auch wieso: "Wir stellen ja keine Mediziner ein, die nur behandeln. Sie müssen bei uns auch schriftliche Gutachten verfassen, die Außenwirkung haben." Diese würden zum Beispiel bei Gericht vorgelegt.
Lose Blattsammlungen als Bewerbungen kommen bei Jörg Kaufmann auch nicht gut an. Generell sagt er aber: "Der Inhalt schlägt die Form." Und wenn der Bewerber - wie aus dem Lebenslauf ersichtlich - seit zehn Jahren keine Bewerbung mehr habe schreiben müssen, nehme er darauf Rücksicht.
Todsünde: Hohe Ansprüche stellen
Das erste Detail einer Mappe, das sich Personaler anschauen, ist der Lebenslauf. Erst dann kämen meist Zeugnisse und schließlich das Anschreiben, sagte eine Personalreferentin. Auch überfrachtete Mappen stören viele: mehrere Bilder, zweiseitige Anschreiben, aufwändige Klappmappen - das muss alles nicht sein.
Personaler sind Profis und kennen daher die gängigen Bewerbungsratgeber. Ganze Sätze kopieren und ideenlos ins eigene Anschreiben einfügen, kommt nicht gut an. Außerdem gilt: Lieber im Stil formaler schreiben als flapsige Formulierungen wählen. Ein Satz wie: "Ich wollte mal nachfragen, ob bei Ihnen noch eine Stelle frei ist", kommt leider oft genug vor allem bei E-Mail-Bewerbungen vor.
Selbstbewusstsein ist gut, aber übertreiben sollte man es nicht. Eine "Todsünde" ist es deshalb, schon im Anschreiben Ansprüche zu erheben, die man lieber persönlich verhandeln sollte: den Dienstwagen, beispielsweise, Umzugskosten und dergleichen.
Grundsätzlich denke man stets daran: In der Kürze liegt die Würze. Bewerber sollten ihr Anschreiben auf wenige Kernaussagen überprüfen. Wer bin ich, was will ich und was bringe ich dem Unternehmen."
Sich bloß nicht entschuldigen
"Keine bunten Layouts und nicht zu lang", bringt es Michael Tóth von Fahrrad XXL Feld in Sankt Augustin auf den Punkt. Der Projektleiter Online sucht seine Mitarbeiter selbst aus, ohne zwischengeschaltete Personalabteilung. "Die Unterlagen müssen schnell zu lesen sein." Inhaltlich ist ihm wichtig, dass sich der Bewerber auf die Aufgabengebiete bezieht, die auch in der Stellenausschreibung genannt wurden.
Außerdem möchte Michael Tóth keine Entschuldigungen lesen - für problematische Punkte im Lebenslauf, die man dann aber "im Gespräch erklären könne". Gut findet er ein Bild, auf dem der Jobanwärter freundlich in die Kamera guckt: "Professionell gemacht, vor neutralem Hintergrund." Wenn der Bewerber dann noch ein Foto von sich bei einem Mountainbike-Rennen beifügen kann, landet er beim Projektleiter auf jeden Fall einen Punkt. "Erfahrung mit Fährrädern muss man bei uns schon haben, sich einarbeiten zu wollen, reicht nicht."
Keine grellen Farben
Ansonsten bevorzugt Michael Tóth Pappmappen statt Kunststoff, die Unterlagen eingeklemmt, nicht gelocht. "Die Farbe der Mappe sollte neutral sein", findet er. "Kein Gelb oder Rot - die Farbe muss schlicht und sachlich wirken." Er glaubt, dass sich so mancher Bewerber von der Mappenvielfalt im Schreibwarenladen auf die falsche Fährte locken lässt.
E-Mail: Schnell gemacht, schlecht gemacht
Der allgemeine Trend indes geht weg von der Pappmappe hin zur Online-Bewerbung. Auch Michael Tóth von Fahrrad XXL gefällt die Bewerbung per E-Mail besser. "Für einen Job in meinem Bereich ist es ganz wichtig, dass sich die Leute online bewegen können", sagt er.
Auch bei der SAP AG ist die Bewerbung auf Papier ein Auslaufmodell. "Ich bin hier jetzt seit anderthalb Jahren Recruitment Consultant und habe in dieser Zeit nur eine einzige Papierbewerbung bekommen", sagt Inken Lewerenz. Für sie hat online klare Vorteile: Fürs Unternehmen sind die Kandidaten dank EDV einfacher zu verwalten. "Und auch für den Kandidaten ist es einfacher und günstiger", sagt die Personalexpertin von SAP.
Inhaltlich unterscheiden sich Bewerbungen über Online-Tools oder per E-Mail aber nicht in dem, was die Kandidaten liefern müssen: Anschreiben, CV und Anlagen gehören wie bei der postalischen Bewerbung genauso dazu. Ein typischer Online-Fehler sei, dass oftmals das qualifizierte Anschreiben fehle, bemerkt Inken Lewerenz. Ausschließen würde sie deswegen aber niemanden.
Viele Bewerber = wenig Toleranz
Was sich Bewerber an Fehlern und Fauxpas’ erlauben dürfen, hängt aber auch gewaltig davon ab, was sie zu bieten haben und wie viele mit ihrer Qualifikation gerade auf dem Markt sind. Jörg Kaufmann vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen Baden-Württemberg: "Wenn wir 150 Bewerbungen auf eine Stelle haben, fragen wir bei einzelnen nicht mehr nach, wenn Anlagen fehlen."
Ebenso umgekehrt. Astrid Borgmann von der SIV AG sagt: "Bei guten Informatikern zum Beispiel sind wir sehr tolerant - von denen gibt es zurzeit nicht so sehr viele." Selbst, wenn so jemand mal vergisst, seine Kontaktdaten mitzuschicken, ist das noch kein Ausschlusskriterium. "Dann macht man sich eben die Mühe und sucht ihn", sagt Astrid Borgmann. "Ich bin immer auf Seiten der Bewerber."