Job & Karriere

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Selbstcheck – Phase eins: Die Situationsanalyse

Sie wollen sich beruflich neu orientieren? Dann sollten Sie sich mit ein paar Kernfragen auseinandersetzen und ihre aktuelle Situation genau analysieren. Karriereberaterin Helga Krausser-Raether gibt Tipps.

Ausgangspunkt für eine berufliche Neuorientierung ist eine (selbst-)kritische Analyse Ihrer jetzigen Situation. Sie erarbeiten dazu in dieser ersten Phase eine Übersicht über die Schwerpunkte Ihrer bisherigen und heutigen beruflichen Stationen sowie Ihrer Kenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen.

Schritt 1: Ihr bisheriger beruflicher Werdegang

Ihre berufliche Laufbahn setzt sich aus vielen, je nach Alter und Erfahrung verschiedenen Bausteinen zusammen. Zunächst sollten Sie Ihre berufliche und persönliche Entwicklung reflektieren und so Klarheit über Ihr Profil gewinnen.

Wenn Sie Ihren Werdegang betrachten: Wo liegen Ihre wesentlichen Qualifikationen? Welche Leistungen haben Sie in der Vergangenheit erbracht? Wie haben Sie sich entwickelt? Nicht immer kann man diese Fragen sofort beantworten. Eine genaue und systematische Analyse ist notwendig, um Ihre späteren beruflichen Pläne auf eine feste Basis zu stellen.

Für die inhaltliche Struktur Ihrer beruflichen Stationen empfehle ich Ihnen die Erarbeitung von zwei bis drei Leistungsbeispielen für jede dieser Stationen. Das können Sie in folgende Bereiche unterteilen:

* Welche Hauptaufgaben wurden mir in meiner jeweiligen Position/ im Projekt bzw. Teilprojekt übertragen?
* An welchen Projekten war ich beteiligt?
* Wie bin ich dabei im Einzelnen vorgegangen?
* Welches quantitative und qualitative Resultat habe ich erzielt?
* Welche Eigenschaften brauchte ich, um diese Arbeitsergebnisse zu erzielen?
* Welche Eigenschaften wurden von meinen Vorgesetzten nach Abschluss der Aufgabe/ des Projekts als gut und zielführend herausgestellt?
* Haben sich diese Aufgaben im Laufe der beruflichen Stationen verändert?
* Was sind für Sie Routineaufgaben?

Diesen Fragenkatalog können Sie auf sehr viele Bereiche - nicht nur Ihres beruflichen Lebens - anwenden. In Zeiten, in denen Sie nicht beruflich tätig waren, haben Sie vielleicht an Projekten im ehrenamtlichen Bereich gearbeitet.

Nicht nur Berufliches einbeziehen

Auch für diese Themen eignet sich diese Sammlung. Denn auch dort haben Sie bestimmte Aufgaben bewältigt, die Ihnen neue Erfahrungen geben. Leistungsbeispiele helfen Ihnen, sich über Ihre Fähigkeiten klar zu werden und daraus die beruflichen Kenntnisse abzuleiten, die Sie erworben haben.

Anmerkung: Sie kennen sicherlich die Fragen nach Ihren Stärken und Schwächen. Ich spreche lieber von den Stärken und Kompetenzen, nicht von den Schwächen. Die Herausforderung besteht eher in dem Wissen, welche Bausteine oder Qualifikationen für einen nächsten beruflichen Schritt notwendig sind. Sie sollten sich auch hier die Frage stellen, welche fachlichen oder methodischen Kompetenzen Sie ausbauen wollen, wo Sie Lücken sehen oder nicht auf dem neuesten Stand sind oder wo Sie für Ihre beruflichen Ziele zusätzliche Schwerpunkte setzen wollen.

Schritt 2: Ihre jetzige Position

Ihre Position in der Organisation des Unternehmens unterliegt einerseits Rahmenbedingungen, die Ihnen von außen auferlegt werden. Der Arbeitgeber ordnet Ihnen einen Arbeitsplatz mit formalen und stellenbezogenen Aufgaben zu. Ihr Vorgesetzter gibt Ihnen Weisungen. Ihr Umfeld macht Ihnen von außen indirekte Vorgaben zu Verhaltensweise, Teamarbeit und Kooperationsfähigkeit. Ihre Position ist im besten Fall ein ausgewogener Mix von Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung.

Unter dem Thema Aufgabe sind Ihre Haupt- und Teilaufgaben sowie auch die Schwerpunkte Ihrer jetzigen Aufgabe zu verstehen. Um Ihre Aufgabe erfüllen zu können, werden Ihnen Kompetenzen bzw. Befugnisse eingeräumt. Diese Befugnisse oder auch Zuständigkeiten umfassen Ihre Rechte und Verpflichtungen, zum Beispiel Unterschriften-Vollmachten, Vertretungskompetenzen, Weisungsbefugnis. Der dritte Baustein ist die Verantwortung für Ergebnis, Kosten, Prozesse oder Mitarbeiter, die Ihnen für Ihre Aufgabe übertragen wurde und mit der Sie für Ihre Handlungen und Entscheidungen einstehen müssen.

Erfolgsgeschichte - ja oder nein?

Oft genug stellt man sich die Frage, ob der eigene Job eigentlich als Erfolgsgeschichte zu sehen ist. Nicht immer hat sich eine Stelle so entwickelt, wie Sie es sich beim Unterschreiben Ihres Arbeitsvertrags erhofft hatten.

Sie sollten daher Ihre persönliche Gefühlslage bezüglich Ihrer beruflichen Position gut kennen. Bitte denken Sie auch über die folgenden Fragen nach. Je nachdem, ob sie die Mehrzahl der Fragen positiv oder negativ beantworten, lohnt es sich über einen Jobwechsel nachzudenken.

* Identifiziere ich mich (noch) mit meinem Arbeitgeber und meinem Arbeitsplatz?
* Wie empfinde ich das Arbeitsklima? Herrscht eine gute Atmosphäre vor?
* Wie sehe ich die Beziehung zum Vorgesetzten: Empfinde ich sie als gut? Fühle ich mich von ihm unterstützt?
* Und die Beziehung zu Kollegen: Fühle ich mich im Kollegenkreis wohl? Gibt es Konflikte? Zu welchen Themen? Von wem gehen die Konflikte aus?
* Gestaltungsspielraum: Kann ich meine Aufgaben selbständig gestalten?
* Status quo: Kann ich gestalten, halte ich nur aus und ertrage die Situation oder habe ich mich in den letzten Jahren angepasst?
* Anerkennung: Wie beurteile ich den Grad der Anerkennung? Wie und wo äußert sich das?
* Aufwand: Steht mein Aufwand im Job in ausgewogenem Verhältnis zum Nutzen, den ich daraus ziehe?
* Jobzufriedenheit: Bin ich zum heutigen Zeitpunkt mit meinem Job zufrieden?
* Selbsteinschätzung: Habe ich das Gefühl, gut positioniert zu sein? Woran mache ich das fest?
* Zukunft: Will ich diese Stelle auch in Zukunft ausfüllen?

Schritt 3: Ihre Kompetenzen

Darüber hinaus gibt es viele Fähigkeiten und Kompetenzen, die Sie mitbringen, um Ihren Job erfolgreich zu bewältigen. Ihre fachlichen Kompetenzen bilden das Fundament Ihrer beruflichen Qualifikation. Sie erwerben diese Kompetenzen über Ihre Ausbildung und/ oder Ihr Studium, über Tätigkeiten und Weiterbildungsmaßnahmen. Das sind Kenntnisse, die Sie im Lauf Ihres Lebens gesammelt haben, aber auch die Erfahrung, die damit einhergeht. Fachkenntnisse können Sie anhand von Ausbildungszeugnissen, Seminarbestätigungen, Arbeitszeugnissen sehr gut nachweisen.

Ihre Methodenkompetenz beschreibt Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, durch die Anwendung geeigneter Arbeitsmethoden und -techniken ganz unterschiedliche Aufgaben und Probleme an Ihrem Arbeitsplatz je nach Situation und Anforderung zu bearbeiten und zu lösen bzw. sie effizient und effektiv zu gestalten. Dies ist Ihr Werkzeugkoffer, den Sie unabhängig von Ihrem Fachwissen in allen Aufgabenbereichen einsetzen können.

Ihre sozialen Kompetenzen bezeichnen Ihre Fähigkeiten, in unterschiedlichen Situationen zielgerichtet mit unterschiedlichen Personen auf unterschiedlichen Ebenen umgehen zu können. Ihre persönlichen Kompetenzen: Erst eine Betrachtung Ihrer Eigenschaften und Stärken mit dem Bezug auf Ihre eigene Person ergibt ein vollständiges Bild.

Schritt 4: Die Warum-Frage

Um das Bild in Bezug auf Ihre Positionsbestimmung abzurunden, empfehle ich Ihnen zusätzlich die Beantwortung einer ganz grundsätzlichen Frage: der Frage nach dem Warum. Diese ist Kern aller Entscheidungen, die Sie bisher getroffen haben. Und Sie werden in Gesprächen zum Thema Bewerbung auch immer wieder feststellen, dass genau darauf von Ihnen eine plausible Antwort erwartet wird.

Fragen Sie sich für jede Ihrer beruflichen und persönlichen Stationen: Warum haben Sie sich für diese Option und nicht für eine andere entschieden? Was Sie daraus gemacht haben und welche Erfahrungen Sie gesammelt haben, auch das ist ein wichtiger Baustein für Ihre aktuelle Situation.

Von Helga Krausser-Raether MONSTER.DE

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