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Pharmaindustrie: Erkältung im Anflug

Das vergangene Jahr hat die Pharmaindustrie gut überstanden und ist beim Umsatz deutlich gewachsen, die Anzahl der Beschäftigten ging leicht zurück. Das laufende Jahr wird ein schwieriges werden, prognostiziert der Branchenverband VfA.

Während viele Industrien im vergangenen Jahr teilweise dramatische Umsatzeinbrüche verkraften mussten, konnte die Pharmaindustrie glänzen, Böhringer Ingelheim zum Beispiel. Der Umsatz des Unternehmens lag 2009 bei rund 12,7 Milliarden Euro und damit um knapp zehn Prozent über dem Vorjahr. Diese Erfolgsmeldung teilte das Unternehmen bei seiner Jahrespressekonferenz Ende April mit. Böhringer Ingelheim zählt zu den fünfzehn größten Pharmaunternehmen der Welt und beschäftigte zum Jahresende 2009 rund 41.500 Mitarbeiter.

Reformen verunsichern die Branche

Das waren etwa 200 Mitarbeiter mehr als im Jahr davor."Im vergangenen Jahr haben wir uns für das etwas schwierigerer Geschäftsjahr 2010 gut vorbereitet", sagt Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung und verantwortlich für den Bereich Forschung & Entwicklung und Medizin. Für das Geschäftsjahr 2010 erwartet das Unternehmen Erlöse auf Vorjahreshöhe.

Die gesamte Pharmaindustrie geht von einem unsicheren Jahr 2010 aus. Der Grund liegt in der Reform des Arzneimittelmarkts, die zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen soll. Pro Jahr will Gesundheitsminister Philipp Rösler mit Zwangsrabatten und Preisgrenzen zwei Milliarden Euro pro Jahr einsparen werden.

Gute Umsätze, aber Furcht vor Sparmaßnahmen

Klar, dass die Pharmaindustrie dagegen wettert."Die Zukunftsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems sichert man damit nicht, dazu bedarf es eines Gesamtpakets, das wettbewerbstaugliche Lösungen ermöglicht", sagt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VfA) in Deutschland.

Bernd Wegener, Vorstandsvorsitzender im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, beklagt die frühere Nutzenbewertung von Arzneimitteln. "Hier werden Vorentscheidungen mit erheblicher Tragweite für Patienten und Gesellschaft getroffen." Die Verbände befürchten selbstverständlich auch wirtschaftliche Auswirkungen durch die Sparmaßnahmen - doch bislang geht es der Branche richtig gut.

Arzneimittelumsatz steigt um 4,5 Prozent

Der Umsatz mit Arzneimitteln betrug im vergangenen Jahr 30,9 Milliarden Euro und lag damit um 4,5 Prozent über dem Umsatz des Jahres 2008, informiert der VfA. Der Verband repräsentiert rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes. Generika und patentgeschützte Produkte sind mit jeweils rund 37 Prozent die beiden größten Marktsegmente. Der Rest des Marktes entfällt auf patentfreie Präparate.

Generika wurden 2009 im Vergleich zum Vorjahr abermals häufiger verordnet und zwar um 4,6 Prozent. In den fünf Jahren von 2004 bis 2009 ist der Generika-Anteil somit auf 37 Prozent gewachsen. Generika sind Arzneimittel, die eine wirtstoffgleiche Kopie eines bereits unter einem Markennamen auf dem Markt befindlichen Medikaments ist. Die Markteinführung von Generika ist meist erst zwischen zehn und 15 Jahre nach Erstzulassung des Arzneimittels möglich. So lange ist das Referenzmittel geschützt. Generika können günstiger im Preis sein, weil der Aufwand für die Erforschung eines neuen Wirkstoffes entfällt.

Ursachen der Umsatzsteigerung

Nach Angaben des VfA liegen die Ursachen der Umsatzsteigerung der Pharmaunternehmen in erster Linie im erhöhten beziehungsweise veränderten Verbrauch. Wie bereits im Vorjahr seien überdurchschnittliche Verordnungssteigerungen in Arzneimittelgruppen festzustellen, die bei weit verbreiteten chronischen Krankheiten einsgesetzt werden, insbesondere Hypertonie, Schmerz, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, erhöhte Blutfettwerte, Atemwegserkrankungen und Depressionen.

Die Zunahme von Verordnungen bei diesen Krankheitsbildern begründet der VfA durch die Zunahme chronischer Krankheiten, Alterung in der Gesellschaft, Verlagerung von der stationären hin zur ambulanten Behandlung und der Modernisierung der Therapie.

Prognose: Gute Aussichten für Pharmaindustrie

Nicht zuletzt dank neuer Medikamente habe sich die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren bei Frauen um vier, bei Männern um fünf Jahre erhöht. 2008 wurden in Deutschland 31 Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen eingeführt, durchschnittlich betragen nach VfA-Angaben die Entwicklungskosten eines Medikaments etwa 800 Millionen US-Dollar.

Nach Prognosen vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat die pharmazeutische Industrie Deutschlands nach der Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik von 35 analysierten Wirtschaftszweigen die drittbeste Zukunftsaussicht. Positiv wirke sich dabei auch die überdurchschnittlich starken Forschungs- und Entwicklungsausgaben aus. Fast 5 Milliarden Euro haben die Unternehmen 2008 in neue Produkte investiert.

Arbeitsmarkt im leichten Sinkflug

Gegen den Trend stieg die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland, in den Jahren 2003 bis 2008 um 8,5 Prozent. Die forschenden Pharma-Unternehmen beschäftigten im vergangenen Jahr rund 90.000 Mitarbeiter und damit geringfügig weniger als im Vorjahr.

Gestiegen ist die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung, um 200 auf 17.500. "Es ist durchaus möglich, dass durch die Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen sowie durch die Konzentration der Branche ein Arbeitsplatzabbau stattfindet", prognostiziert Susan Knoll, Geschäftsführerin Kommunikation im VfA.

Biotechnologie: Unsichere Aussichten

Und selbst für die bislang so hochgelobte medizinische Biotechnologie stehen die Sterne nicht gut. Das Umsatzplus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutete eine weitere Abflachung des Wachstums in der Branche. Mit 35.000, meist hochqualifizierten Mitarbeitern, lag die Beschäftigung knapp über dem Vorjahreswert.

Durch Biopharmazeutika, also gentechnisch hergestellten Medikamenten, werden 16 Prozent des gesamten Arzneimittel-Umsatzes erzielt. "Ob auch 2010 ein gutes Jahr wird, ist fraglich", so Frank Mathias, Vorsitzender im VfA bio. Drastische Markteingriffe der Bundesregierung würden jegliche Planbarkeit zunichte machen.

Von Peter Ilg MONSTER.DE

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