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"22 Prozent Umsatzplus im ersten Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum", so die Botschaft des Münchner Unternehmens Wacker Chemie AG, die stellvertretend für die gesamte Chemiebranche stehen kann. Bei Wacker und in der chemischen Industrie insgesamt geht es nach dem Krisenjahr aufwärts. Das brachte einen Umsatzrückgang von 14 Prozent, der Umsatz lag bei rund 145 Milliarden Euro.
Chemiebranche ist viertgrößte Industrie in Deutschland
Deutlich geringer fiel der Beschäftigungsabbau aus: 2,9 Prozent der Stellen wurden ein Opfer der schlechten wirtschaftlichen Lage. Zum Jahresende hatte die Branche rund 416.250 Beschäftigte. Nach dem Automobil-, Maschinenbau und der Elektroindustrie ist die Chemiebranche die viertgrößte Industrie in Deutschland.
Rund 2000 Unternehmen gehören zur chemischen Industrie. Davon sind über 90 Prozent kleine und mittelständische Firmen. In diesen Unternehmen arbeiten etwa ein Drittel der Beschäftigten und jeder dritte Euro wird von ihnen erwirtschaftet. Maßgeschneiderte Chemieprodukte für spezielle Anwendungen sind die Stärke des Mittelstandes.
Der Mittelstand und die großen Konzerne
Den großen Umsatz und die meisten Beschäftigten aber haben die wenigen Konzerne wie BASF, Bayer oder die Wacker Chemie AG. Der Umsatzrückgang bei Wacker lag exakt auf dem Niveau der gesamten Branche: 14 Prozent weniger bedeuten für 2009 einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro, bei den Beschäftigten ging die Anzahl um 300 auf 16.600 zurück.
Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem deutlichen Zuwachs beim Umsatz Auch mit seiner Wachstumsprognose steht Wacker exemplarisch für diesen Industriezweig.
Prognose: Umsatzwachstum der chemischen Industrie von 10 Prozent
"In der Branche überwiegt die Zuversicht, dass es in den kommenden Monaten keinen Rückschlag geben wird", sagt Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer Wissenschaft, Technik und Umwelt im Verband der Chemischen Industrie. Für das Jahr 2010 prognostiziert der Verband ein Umsatzwachstum von zehn Prozent.
"Der Branche kommt zugute, dass sie wie kein anderer Industriezweig innovative Vorleistungen für andere Schlüsselindustrien liefert."
Wachstumsmotor Elektromobilität
Als aktuelles Beispiel nennt Romanowski die Elektromobilität. Für elektrische Antriebe liefert die chemische Industrie Lithiom-Großbatterien und steuert für Brennstoffzellen Katalysatoren und Elektrolyte als Kernkomponenten bei.
Außerdem birgt die Weiterentwicklung neuartiger Kunststoffe und Karbonfasern erhebliches Potential für die Verringerung des Fahrzeuggewichts. Moderne Leichtbauwerkstoffe sind im Fahrzeugbau schon heute unverzichtbar und werden in Zukunft bei Elektrofahrzeugen wegen des hohen Batteriegewichts eine noch größere Rolle spielen.
Perspektiven für Chemiker, Biologen, Ingenieure
Die erneuerbaren Energien wie Solarenergie oder Photovoltaik, Beleuchtungs- und Displaytechnologien sind ebenfalls Bereiche, die der Branche zu Wachstum verhelfen. Wacker zum Beispiel. Mit Silicon des Unternehmens werden energiesparende Leuchtdioden hergestellt.
Wer an Innovationen arbeitet, der braucht Spezialisten. Wacker setzt deshalb auf sehr gut qualifizierte Mitarbeiter mit naturwissenschaftlichem Hintergrund wie Chemiker, Biologen und Ingenieure. Gerade Bewerber mit einem ingenieurwissenschaftlichen Studium der Fachrichtung Anlagen- und Verfahrenstechnik haben gute Perspektiven: viele der Produktionsanlagen und –verfahren beruhen auf proprietären Technologien, die das Unternehmen schon allein aus Gründen des Know-how-Schutzes externen Dienstleistern nur beschränkt zugänglich macht.
300 Neueinstellungen bei Wacker geplant
In der Zentralabteilung Ingenieurtechnik arbeiten rund 800 Mitarbeiter, sie steuern und optimieren Prozesse, planen Investitionsprojekte, warten und inspizieren die Anlagen und nehmen neue ab. Trotz des zu erwartenden wirtschaftlichen Aufschwungs wird Wacker bei Neueinstellungen allerdings vorsichtig sein.
Die Beschäftigtenzahl wird nach Unternehmensangaben im Jahr 2010 um voraussichtlich 300 Mitarbeiter steigen. Die Neuen werden vor allem für den Ausbau der Produktionskapazitäten für polykristallines Reinstsilicium gebraucht. Das Material kommt zum Einsatz in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie.
Bewerber mit hohen Qualifikationen gefragt
Schaut man auf die langfristige Entwicklung der Beschäftigung in der chemischen Industrie, so ist in den vergangenen zehn Jahren ein moderater Beschäftigungsabbau zu erkennen, beispielsweise aufgrund von Rationalisierungen oder Outsourcing. "Dieser Langfrist-Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzten", mutmaßt Sebastian Kautzky, Sprecher des Bundesarbeitgeberverbands Chemie.
Im Umkehrschluss bedeute dieser Trend, dass die Qualifikationsanforderungen der Unternehmen steigen, da die Chemie in Deutschland zunehmend auf technisch anspruchsvolle und komplexe Produkte setze.
2010 wird für Hochschulabsolventen schwierig
"Bereits jeder zehnte Beschäftigte in der chemischen Industrie arbeitet in einer Forschungs- oder Entwicklungsabteilung", weiß Romanowski. Doch für 2010 sei davon auszugehen, dass es für Hochschulabsolventen schwierig sein könnte, einen Arbeitsplatz zu finden. Die Unternehmen sind eben noch vorsichtig mit Neueinstellungen.
Mittel- bis langfristig wertet der Verbandsmann die Berufsaussichten für Chemiker, Ingenieure der Chemie, Verfahrenstechnik, Biotechnologie, Elektrochemie und Materialwissenschaften als positiv. Mit dem Fonds der chemischen Industrie will der Verband dem spezifischen Fachkräftemangel entgegenwirken und fördert beispielsweise Masterstudiengänge in Humantoxikologie und Ökotoxikologie sowie Elektrochemie.