Job & Karriere

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Jobmarkt Ingenieure: Jammern auf hohem Niveau

Der Arbeitsmarkt für Ingenieure leidet in der Krise – auf niedrigem Niveau. Die Arbeitslosigkeit der Ingenieure steigt. Dennoch liegt sie weit unter dem allgemeinen Durchschnitt und immer noch auf Höhe einer Vollbeschäftigung.

Zuerst die schlechte Nachricht. Ende März 2010 waren bei der Bundesagentur für Arbeit 28.000 Ingenieure arbeitslos gemeldet. Das waren 5000 mehr als im März 2009. Von dem Anstieg waren insbesondere Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau und Fahrzeugtechnik betroffen; in diesen beiden Bereichen nahm die Arbeitslosigkeit um 2000 zu.

Weniger Angebote für Akademiker

Unter den Elektroingenieuren stieg die Arbeitslosigkeit um rund 800 und bei den sonstigen Ingenieuren, wie sie in der Amts-Statistik bezeichnet werden, um 2500 auf 8000. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Wirtschaftsingenieure, von denen im Vergleichszeitraum fast 1000 mehr arbeitslos gemeldet waren. Im März 2010 haben rund 3000 Wirtschaftsingenieure Arbeitslosengeld bezogen.

Akademiker auf Jobsuche müssen der Wirtschaftskrise Tribut zollen: Die Zahl der Stellenangebote für Hochschulabsolventen sank in den ersten neun Monaten 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über ein Drittel auf nunmehr etwa 55.000. Zu diesem Ergebnis kommt Adecco in seinem Stellenindex, für den der Personaldienstleister die Jobofferten in rund 40 überregionalen Zeitungen untersucht hat.

Bauwirtschaft übernimmt Spitzenposition von Maschinenbau

Der Vergleich mit dem vergangenen Jahr macht nicht nur zahlenmäßig sondern auch strukturelle Veränderungen in den Stellenangeboten deutlich. So schrumpfte der Anteil der Anzeigen aus dem Industriesektor überdurchschnittlich stark. Davon waren insbesondere Ingenieure betroffen, an die sich nur noch halb so viele Offerten richteten, wie in den ersten neuen Monaten 2008. Dennoch: jedes dritte Stellenangebot war an Ingenieure adressiert.

Auf der Rangliste der gefragtesten Fachrichtungen löste die Bauwirtschaft den bisherigen Spitzenreiter, Maschinenbau, an der Spitze ab. Dann folgten Elektrotechnik- vor Wirtschaftsingenieuren. Als Einsatzgebiet für Ingenieure behaupteten sich an erster Stelle mit einem Anteil von über der Hälfte aller Stellenangebote nach wie vor produktionstechnische Aufgaben wie technisches Management, Konstruktion, Fertigung und Qualitätskontrolle. An zweiter Stelle folgen Forschung und Lehre mit zusammen 15 Prozent.

Die Talsohle scheint durchschritten

Jetzt die gute Nachricht. Die konjunkturelle Talsohle scheint durchschritten, der Himmel hellt sich auf. War die Zahl der Stellenangebote 2009 gegenüber 2008 noch um 30 Prozent zurückgegangen, so sank die Offertenzahl im ersten Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um nur noch sechs Prozent. Das liegt mit daran, dass der arg gebeutelte Industriesektor wieder mehr Stellen ausschreibt, so gab es in der Medizintechnik einen Zuwachs an Stellenangeboten von 20 Prozent.

"Seit Jahresbeginn 2010 ist eine leichte Bewegung nach oben anzumachen, es werden wieder mehr Ingenieure gesucht", so Dr. Susanne Krebs aus dem Ressort Volkswirtschaft und Statistik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, kurz VDMA. Der Kernbereich des Maschinenbaus sei aber noch schwer angeschlagen und dementsprechend zurückhaltend bei Einstellungen.

Aufwärtstrend für Elektro- und Fahrzeugtechnik

Das zeigt beispielsweise der Bestand an gemeldeten Stellen für Maschinenbau-Ingenieure bei der Bundesagentur für Arbeit: die lagen im ersten Quartal 2010 rund 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Schon besser sah es bei den Fachrichtungen Elektro- und Fahrzeugtechnik aus.

Mit fast 150.000 Ingenieuren ist der Maschinen- und Anlagenbau der größte Ingenieurarbeitgeber in Deutschland. Fast die Hälfte davon arbeiten in Forschung und Entwicklung oder Konstruktion. "Die Ingenieurquote, also der Anteil der Ingenieure an den Gesamtbeschäftigten, beträgt 16 Prozent und hat sich in den letzen Jahren mehr als verdoppelt", weiß Krebs. Ein Trend, der sich nach Expertenmeinung fortsetzen wird.

Zukunft des Ingenieurberufs: weiblicher und multikultureller?

Aufgrund des demografischen Wandels und der zu erwartenden Verknappung des Angebots an technisch hochqualifizierten Fachkräften wird auch der Maschinenbau verstärkt Nachwuchs in Bevölkerungsgruppen akquirieren, die bislang nicht typischerweise im Ingenieurberuf zu finden waren. "Es könnte also bei den Ingenieuren in Zukunft weiblicher und multikultureller zugehen."

Tanja Schumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Beruf und Gesellschaft vom Verein Deutscher Ingenieure, VDI, bezeichnet die Berufschancen von Ingenieuren als "nach wie vor sehr gut und viel besser als den gesamten Arbeitsmarkt, obwohl der Ingenieurmangel nicht mehr so groß ist, wie 2008".

Arbeitslosenquote der Ingenieure: zwei Prozent

Damals meldete der Verband 90.000 offene Ingenieurstellen, die nicht besetzt werden konnten, im Februar 2010 seien es rund 52.000 gewesen. Dass diese Zahl deutlich über den Angaben der Bundesagentur für Arbeit liegt, begründet Schumann damit, dass nicht jedes Unternehmen über das Amt versucht, seine Stellen zu besetzen. "Viele agieren von sich aus."

Nach Verbandsangaben stehen also 52.000 offene Stellen etwa halb so viele arbeitslosen Ingenieure gegenüber. Schumann bezeichnet das Verhältnis als ein sehr ungesundes, weil es einer Vollbeschäftigung nahezu gleich kommt, Bewegung am Arbeitsmarkt kaum zulässt. "Die Arbeitslosenquote unter den Ingenieuren liegt bei bescheidenen zwei Prozent."

Demografischer Wandel

Die Situation werde sich um ein Vielfaches verschärfen prognostiziert sie: "Aufgrund des demografischen Wandels steht nicht einmal jedem aus Altersgründen ausscheidendenden Ingenieure ein Absolvent gegenüber." Nach Meinung von Schumann werden sich Ingenieure auch in Zukunft keine Sorgen um einen Arbeitsplatz machen müssen.

Von Peter Ilg MONSTER.DE

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