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In Stellenangeboten werden Ingenieure und Informatiker nicht selten in einem Atemzug genannt - besonders dann, wenn der Auftraggeber der Anzeige aus der ITK-Branche kommt. Die drei Buchstaben stehen für Informations- und Telekommunikationsbrache, einer Industrie mit rund 830.000 Mitarbeitern. Das Softwareunternehmen SAP mit seinen rund 50.000 Beschäftigten zählt zu den bekanntesten Unternehmen der Branche.
SAP: Ingenieure zweitstärkste Berufsgruppe
"Dass sich die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik in den vergangenen Jahren zusammengeschlossen haben, ist ein Zeichen dafür, dass sich zumindest in diesen beiden Disziplinen die Ingenieurwissenschaften und die Informatik annähern", sagt Wolfgang Brickwedde, als Recruitung-Chef zuständig für die Regionen Europa, den mittleren Osten und Asien. Informatiker und Ingenieure sind die Berufsgruppen, die bei SAP am stärksten vertreten sind. Und weil das Unternehmen ein Softwarehaus ist, ist klar, dass die Informatiker mit etwa 40 Prozent eindeutig die Nase vorn haben. Dann kommen schon die Ingenieure. Zwar sind sie laut Brickweddes Schätzung nur halb so oft vertreten - aber selbst das ergibt noch eine stolze Anzahl.
"Ein Informatiker bildet die Unternehmensprozesse in der Software ab, ein Ingenieur die Produktionsabläufe", unterscheidet er grundsätzlich. Weil beide mit Software umgehen müssen, ergebe sich seiner Meinung nach eine gewisse Nähe. "Wenn der Ingenieur dann sagt, er will sich lieber mit Software als mit Produktionsanlagen beschäftigen, dann ist er für uns interessant", so der Recruiting-Chef von SAP. Doch was ein Bewerber letztendlich studiert habe, sei eigentlich egal. "Hauptsache er bringt die Skills mit, die wir brauchen."
Tätigkeitfelder: Entwicklung, Vertrieb, Beratung
Dazu gehören vor allem die Fähigkeiten, SAP-Software zu entwickeln und zu verkaufen aber auch zu beraten. "Als Entwickler eignet sich ein Ingenieur, der es im Studium gelernt hat, mit Programmiersprachen umzugehen", weiß Brickwedde. Je nach Eignung würden Ingenieure auch in den Bereichen Vertrieb und Consulting eingesetzt. Für diese Aufgaben sei bei etwa zehn bis 15 Prozent unter den Ingenieuren eine Neigung zu finden. Wie auch immer: "Ingenieure sind uns herzlich willkommen", so der SAP-Mann.
"Je fachübergreifender eine Aufgabe in der ITK-Branche ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass sich dafür auch ein Ingenieur eignet", meint Dr. Wolfgang Konen, Professor am Institut für Informatik an der Fachhochschule in Köln. Er selbst ist von Haus aus Physiker und somit auch ein Quereinsteiger in die Welt der Bits und Bytes. Seiner Einschätzung nach hat heute jeder Ingenieur, der die Hochschule verlässt, zumindest Grundkenntnisse in der Informatik. "Jeder Maschinenbau-Absolvent kennt sich mit CAD-Programmen aus", so seine Überzeugung.
Pluspunkt Produktverständnis
Und wenn sich dieser Ingenieur in die Welt der digitalen Produktentwicklung vertieft hat, so sei er durchaus ein Kandidat für Softwarehäuser, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Er schätzt, dass rein zahlenmäßig deutlich mehr Ingenieure in der ITK-Industrie arbeiten als Informatiker in den Ingenieursbranchen. "Das ist ein reiner Zahleneffekt, weil es viel mehr Ingenieure gibt als Informatiker", sagt Konen.
"Elektro- und Nachrichtentechnik-Ingenieure gehören zu den Kernberufen unserer Branche", so Dr. Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Personal und Arbeitsmarkt beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) in Berlin. Eine komplexe IT-Architektur zu entwerfen, das setzt seiner Ansicht nach die formal-logische Herangehensweise eines Informatikers voraus. "Wenn es aber um eine Anwendung für ein Produkt, etwa eine Motorsteuerung geht, dann wird in der Regel der Ingenieur bessere geeignet sein, weil er die Maschine versteht, die von der Software gesteuert werden soll", ist Pfisterer überzeugt.
Auch Telekom setzt auf Ingenieure
Marc Stefan Brodbeck, Leiter Recruiting and Talent Service bei der Deutschen Telekom, unterscheidet nicht so strikt, er argumentiert nahezu identisch wie sein Kollege von SAP: "Er muss zum Unternehmen passen. Das ist wichtiger als die Frage, was er studiert hat." Überall dort, wo Informationstechnik und Nachrichtentechnik zusammenspielen, setzt die Telekom eher Ingenieure als Informatiker ein.
Von den rund 340 neuen Mitarbeitern mit akademischem Abschluss, die die Telekom im vergangenen Jahr für ihren IT-Bereich eingestellt hat, hatte fast die Hälfte kein Informatik-Studium absolviert. Das waren insbesondere Leute aus den Ingenieurwissenschaften mit den Fachrichtungen Elektrotechnik und dem für die Telekom so wichtigen Fachbereich Nachrichtentechnik.