Job & Karriere

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Karrierefaktor Kellnern

Sollen Berufsanfänger ihre Studentenjobs in den Lebenslauf schreiben? Karriereexperten raten dazu. Es kommt nur darauf an, die Erfahrungen richtig zu verkaufen.

Mit drei, vier Tellern auf dem Unterarm marschierte Petra Fuchs* durch die Festzelte, stundenlang, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Sechs Euro pro Stunde zahlte ihr das Catering-Unternehmen. Nicht viel, aber genug, um die WG-Miete zusammenzubekommen. "Auch ein paar andere Nebenjobs habe ich noch gemacht", berichtet die 28-Jährige Journalistik-Absolventin. In ihrem Lebenslauf, den sie derzeit zahlreichen Bewerbungen beilegt, tauchen die Jobs aber nicht auf. "Ich gebe nur Tätigkeiten an, die etwas mit Journalismus zu tun haben. Wenn ich da alles rein-schreibe, denken die Personaler vielleicht: Die hat sich nicht aufs Studium konzentriert."

Auch Studentenjobs gehören in den Lebenslauf

Ganz anders macht es Franziska Kühne. Auch sie will im Medienbereich arbeiten. Auch sie hat viel gekellnert, zunächst direkt nach dem Abi, dann während des Germanistik-Studiums. Zudem arbeitete sie als Inventurzählerin. All das ist ihrem Lebenslauf zu entnehmen. "Dass ich gekellnert habe, zeigt doch: Ich kann rechnen, ich bin kontaktfreudig, ich kümmere mich um eine gepflegte äußere Erscheinung", sagt die 23-Jährige. "Was Personaler davon halten, weiß ich auch nicht. Aber heutzutage legen doch angeblich alle großen Wert auf Soft Skills."

Viele Studierende stehen nach dem Abschluss vor der Frage: Schreibe ich meine Jobs in den Lebenslauf? Berufserfahrung wird gerne gefordert, aber ist auch diese Art Erfahrung gemeint?

Die "Hände schmutzig gemacht"

Glaubt man Bewerbungsberater Gerhard Winkler, ist Franziska Kühnes Einstellung genau die richtige. Der Experte rät: "Zeigen Sie, dass Sie sich die Hände schmutzig gemacht haben!" Natürlich sei der ideale Studentenjob "eine gut dotierte Tätigkeit im Ausland für ein dem künftigen Arbeitgeber verbundenes Unternehmen". Der winke aber nun mal nicht jedem. "Und für die Charakter- und Persönlichkeitsbildung sind die mühsamen Jobs auf dem Niedriglohnsektor genauso wichtig."

Was man damit unter Beweis stellen könne: "Interesse für das pralle Arbeitsleben, für die Lebenswirklichkeit, die Fähigkeit, sich unterzuordnen, Mannschaftstauglichkeit, Überlebensinstinkt." Bewerber sollten ihre Tätigkeiten dafür möglichst konkret darstellen, so Winkler. "Die Industrie sucht Macher. Die Macher geben präzise an, was sie gemacht haben. Nur die Zögerer und Zauderer haben Skrupel, ob das, was sie gemacht haben, vielleicht unter ihrer Würde ist."

Für die Stelle relevant

"Hat ein Bewerber als Student gejobbt, so sollte er dies im Lebenslauf kenntlich machen", sagt auch Ingrid Nienaber, Pressesprecherin des Chemieunternehmens BASF. "In Abgrenzung zur 'Berufserfahrung', mit der wir bei BASF eher klassische Praktika verbinden, sollten die Jobs als 'studienbegleitende, praktische Tätigkeiten' angegeben werden."

Doch Vorsicht: Nicht jeder Personaler will jeden Studentenjob aufgelistet sehen. "Im Lebenslauf ist immer nur das interessant, was für die Stelle relevant ist", gibt Thorsten Krings zu bedenken. Der Leiter der Personalentwicklung der Metro AG ist durchaus angetan, wenn ein Studienabsolvent ihm mitteilt, dass er schon einmal im Handel gearbeitet hat. "Wer die Abläufe in einem SB-Warenhaus, einem Kaufhaus oder im Selbstbedienungsgroßhandel kennt, ist sicherlich ein interessanter Kandidat für alle Positionen, die mit den Kernprozessen des Handels zu tun haben." Ebenso wichtig seien allerdings Faktoren wie berufsnahe Praktika, die Studienleistung und Sprachkenntnisse.

Auf die Formulierung kommt es an

Ist Kellnern also doch kein Karrierefaktor? "Es kommt ganz darauf an, wie Sie es formulieren", sagt Karriereberaterin Jutta Boenig. "Sie sollten eher nicht schreiben: 'in der Kneipe gearbeitet'." Der Stichpunkt könne vielmehr in etwa lauten: "Kellnern neben dem Studium, Erwerb von Kunden- und Serviceorientierung." Eine mögliche Überschrift für solche Angaben: "Erwerb persönlicher Kompetenzen in branchenfremden Berufen." Denn im Bereich "berufliche Erfahrung" habe das Ganze nichts zu suchen.

Natürlich könne man Studentenjobs am besten dann gewinnbringend einsetzen, wenn sie zum künftigen Berufsfeld passen, meint Jutta Boenig. "Wenn also beispielsweise ein Maschinenbau-Ingenieur in einer Automobil-Zuliefer-Firma am Band jobbt." War der Job womöglich sogar an verantwortungsvoller Stelle angesiedelt - perfekt.

Nachweis für Soft Skills

Aber um Soft Skills nachzuweisen, seien die Jobs in der Regel immer gut. "Persönlichkeitsentwicklung, Teamgeist, soziale Kompetenz, unter Druck arbeiten können", nennt sie als Beispiele. "Ich habe mal einen Mathematiker beraten, der im Studium am Band gearbeitet hatte. Heute ist er in einem Luft- und Raumfahrtunternehmen tätig. Die Verantwortlichen dort wussten seinen Einsatz neben dem Studium zu schätzen."

Nun arbeitet nicht jeder Student am Fließband oder in der Kneipe, als Messehostess oder Taxifahrer. Auch wenn Aushilfsjobs wie diese der DSW-Sozialerhebung zufolge 42 Prozent der studentischen Erwerbstätigkeit ausmachen. Immerhin 21 Prozent der arbeitenden Studenten verdienen sich ein paar Euro als studentische Hilfskraft an ihrem Lehrstuhl, 5 Prozent gar als wissenschaftliche Hilfskraft. "Das sollte man auf jeden Fall angeben und dabei erwähnen, mit welchen Aufgaben man betraut wurde", rät Jutta Boenig.

Nicht alles sollte man angeben

Anders verhalte es sich mit Praktika in anderen Berufsfeldern als dem angepeilten: "Die gehören nicht in den Lebenslauf", so die Karrierefachfrau. Und auch bei einem bestimmten Studentenjob sei Zurückhaltung angesagt: Babysitten. "Wenn es sich bei der ausgeschriebenen Stelle zum Beispiel um eine tolle Position in einer Bank handelt, kommt das bei den dortigen alteingesessenen Personalern wahrscheinlich schlecht an. Generell ist zu bedenken: Die meisten Personaler sind Männer!"

* Name von der Redaktion geändert

VON Carsten Heckmann MONSTER.DE

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