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"Ich versuch’s einfal mal hier" – mit kreativer Rechtschreibung macht "Männlich, 29, Sachsen-Anhalt" im Karrierecenter von MySpace auf sich aufmerksam.
Trend soziale Netzwerke
"TiPPaZZ" bewirbt sich als Mediengestalter für Digital- und Printmedien, ist aber auch für andere Branchen offen: "Inzwischen werde ich da immer flexibler." Er bringt Erfahrungen aus dem Handel sowie Kundenorientierung mit. "Wenn ich jetzt bei irgendjemandem Interesse erzeugt habe, kann sich derjenige gern bei mir melden und meine Bewerbungsunterlagen bekommen", lautet der – um kleine Fehler bereinigte – Schlusssatz.
Mit weltweit 130 Millionen Nutzern, davon 33 Millionen in Europa, gehört MySpace zu den größten sozialen Online-Netzen. Vor allem die Generation der 15- bis 40-Jährigen hat sich im Internet ein zweites Zuhause eingerichtet. Sie verbringt täglich mehrere Stunden in Netzen wie Facebook, Second Life oder Myspace, bei denen Entertainment im Vordergrund steht. Oder sie besuchen auf Studium und Beruf ausgerichtete Plattformen wie StudiVZ, E-fellows.net, Campusfriends oder Xing.
Zwischen Spiele-Spaß und Business-Ernst
In Deutschland sind nach einer Umfrage der Marktforscher von Ciao Surveys 63 Prozent der Bundesbürger in mindestens einer Online-Community aktiv. Eine Forsa-Studie zeigt, dass 28 Prozent der deutschen Führungskräfte die Netze beruflich nutzen.
Die Grenze zwischen Spiele-Spaß und Business-Ernst verwischt dabei zusehends. Das Zeitarbeitsunternehmen Randstad hatte 2007 auf der niederländischen Second-Life-Seite eine Filiale eröffnet, in der die Nutzer standardisierte Qualifikationsprofile hinterlegen konnten – um echte Jobs in der realen Welt zu bekommen.
Talentsuche im Blog
Umgekehrt sorgen die als reine Job Communities gestarteten Netze wie Xing zunehmend Wert auf den informellen Austausch unter den Mitgliedern. Randstad und TMP Worldwide, die Muttergesellschaft der weltweit führenden Online-Jobbörse Monster, sind die ersten Personaldienstleister, die systematisch Erfahrungen mit der Mitarbeitergewinnung in sozialen Netzen gesammelt haben.
Die HR-Abteilungen großer Unternehmen ziehen einige Register, um "Web 2.0" für ihr Recruiting zu erschließen. Siemens beispielsweise arbeitet mit Podcasts und Blogs. Bei Stellen, die schwer zu besetzen sind, werden Schlüsselbegriffe in Blog-Suchmaschinen eingegeben. Landen die Personaler einen Treffer, nehmen sie Kontakt mit dem Betreiber auf und fragen ihn, ob sie in den Blog einen Link zur Online-Bewerbung einhängen dürfen.
Offene und versteckte Suche
Die "Netikette" schreibt vor, die Karten auf den Tisch zu legen, wie Siemens das tut. Verpönt ist es dagegen, unter falscher Flagge zu segeln. Manche Recruiter oder Researcher fädeln sich nur in soziale Netze ein, um ihre Kandidatenkartei zu füllen. Sie geben sich als Privatleute aus, die plötzlich ein Jobangebot aus dem Hut ziehen.
Die Netzbetreiber stehen den Eindringlingen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits wollen sie die Privatsphäre ihrer Mitglieder schützen, andererseits müssen sie auch leben – und da könnte das Jobthema einen Beitrag zum Geschäftsmodell leisten. Wenig Berührungsangst haben die Business-Plattformen.
Big Personaler is watching you
Wenn Recruiter gezielt soziale Netze durchkämmen, bedeutet das für deren Mitglieder, dass sie bei der Jobsuche nie allein sind. Entsprechend sorgfältig müssen sie mit ihren Daten umgehen – ob sie nun ein standardisiertes Qualifikationsprofil in einer Job Community anlegen oder sich wie "TiPPaZZ" informell nach einer Stelle umhören.
"Eingestellte Infos sind wie Tattoos – einmal gemacht, sind sie nicht mehr so leicht loszuwerden", warnt Karriereberater Dieter Schmich vom Bewerbungs-Center Schwetzingen. "Also nur solche Informationen einstellen, die im schlechtesten Fall ‚für immer‘ im Internet kursieren dürfen. Also nicht zu privat, kein salopper oder gar unseriöser Stil. Mit Bildern sehr geizig umgehen - am Besten gar keine Privatfotos."
Goldgrube für Jobsucher
Dass das Internet nichts vergisst, können sich aber auch Jobsucher zunutze machen. Darauf weist Bodo Priesterath hin, Chef des Coaching- und Vermittlungsnetzwerks CPS in Köln hin: "Soziale Netzwerke sind eine wahre Goldgrube, wenn es um die Informationssammlung über die Entscheider im Unternehmen geht – als Vorbereitung zum Beispiel auf ein Vorstellungsgespräch."
Er empfiehlt, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, etwa Studium an derselben Hochschule oder gleiche sportliche Interessen. Interessant sei es auch, an welchen Foren sich ein Manager beteiligt und welche Beiträge er dort veröffentlicht. "Dies ist viel zielführender als die Optimierung der eigenen Präsentation", meint Priesterath. Obwohl auch er dabei auf Professionalität und Zurückhaltung pocht. Zumindest sollte der Jobsucher seinen Text durch ein Rechtschreibprogramm laufen lassen, bevor er ihn "einfal mal hier" freischaltet.
Checkliste: Das Profi-Profil
Grundsätzlich gelten im Internet die gleichen Regeln wie bei der schriftlichen Bewerbung. Das heißt, Kundenorientierung und Professionalität haben Vorrang. Ein standardisiertes Qualifikationsprofil in einer Job Community bietet weniger Gelegenheit zu patzen, weil die Form vorgegeben ist. Der "Freistil-Auftritt" in einem Forum oder auf der eigenen Homepage birgt größeres Fehlerpotenzial.
Die Ansprache des "Kunden", also des Personalers, soll korrekt und zurückhaltend sein. Keine Umgangs-, sondern Briefsprache. Erläutern Sie, welchen Nutzen das Unternehmen hat, wenn es sich für Sie entscheidet. Kein Eigenlob, keine vollmundigen Versprechen.
Die Verpackung ist unbedingt hochwertig, also 1a-Foto in Business-Kleidung, optisch gefällige Textgestaltung, keine Rechtschreibfehler. Geben Sie nur Informationen von sich preis, die Sie auch in eine schriftliche Bewerbung packen würden.
Das Umfeld darf den Auftritt nicht konterkarieren. Es nützt nichts, ein Parteiamt aus dem Profil herauszuhalten, wenn Sie zwei Klicks weiter auf Ihrer Homepage politische Reden schwingen. Bei Jobgesuchen in freizeitorientierten Netzen prüfen, wer dort Ihr "Nachbar" ist. Nur posten, wenn Sie sich in dieser Gesellschaft wohl fühlen.
Die Aktualität spielt im Internet eine besondere Rolle. Deshalb Daten mindestens einmal im Monat auf den letzten Stand bringen.