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Leben in New York: ein Survival Guide

Ein Survival Guide für alle, die in New York leben und arbeiten möchten. Denn wer in dieser faszinierenden Stadt Fuß fassen will, kann sich auf einiges gefasst machen.

Wenn man als Tourist zum ersten Mal nach New York kommt, wirkt alles an dieser Stadt aufregend, ja manchmal berauschend: Der Lärm, die Hektik, die Energie, das Chaos. Man badet ein paar Tage darin genießt es, lässt sich davon inspirieren und fährt dann wieder nach Hause.

Faszinierend und überwältigend

Wenn man hingegen nach New York kommt, um hier zu leben, und sei es nur für ein paar Monate, kann all das mit einem Mal nicht mehr faszinierend wirken, sondern überwältigend und bedrohlich. Selbst, wenn man sich gut vorbereitet hat, ergreift einen spätestens dann die Panik, wenn man mit seinem Koffer im Taxi vom Flughafen nach Manhattan sitzt und sich bewusst macht, dass man in diesem Dschungel jetzt überleben muss.

Leben in New York: nicht einfach, aber lohnenswert

Es ist als Fremder in dieser Stadt, die FAZ-Korrespondentin Sabina Lietzmann einst als "wunderbare Katastrophe" bezeichnete, tatsächlich nicht einfach, sich zu Recht zu finden. Alles ist anstrengender und komplizierter, als zu Hause, die kleinsten Dinge können zum Problem werden.

Vieles, was man in Deutschland für selbstverständlich nimmt, muss man sich hier hart erkämpfen. Umso befriedigender ist es hingegen, wenn man sich dann schließlich durchgewühlt hat. Es in New York zu schaffen, gibt einem jenes unvergleichliche Hochgefühl, das Frank Sinatra schon in seinem Evergreen "New York New York" besang: "If you can make it here, you can make it anywhere". Wer es in New York geschafft hat, den kann nichts mehr erschüttern.

Mitwohnen und Untermiete

Die erste und zugleich die größte Herausforderung, die sich dem Neuankömmling in New York stellt, ist die Wohnungssuche. Die sinnvollste Strategie hierbei ist es, sich von Deutschland aus erst einmal eine vorübergehende Bleibe für rund einen Monat zu organisieren, von der aus man dann etwas Dauerhaftes sucht.

Über das Kleinanzeigen-Portal www.craigslist.com finden sich immer kurzfristige Möglichkeiten zur Untermiete und zum Mitwohnen. Dabei ist es vorteilhaft, wenn man bereits jemanden in New York kennt, der vor der eigenen Anreise für einen das Zimmer anschauen kann und gegebenenfalls eine Anzahlung leistet. Ansonsten findet sich über Craigslist aber auch so rasch etwas, dass man nach ein paar Tagen in einem Hotel in eine wesentlich günstigere Privatunterkunft wechseln kann.

Eine dauerhafte Bleibe finden

Dann kommt jedoch der schwierigere Teil: Eine dauerhafte Wohnung zu finden. Dabei muss man sich von deutschen Preisvorstellungen und vor allem von deutschen Komfortvorstellungen radikal verabschieden.

Der Mietmarkt in Manhattan ist zwar seit der Wirtschaftskrise von 2008 deutlich mieterfreundlicher geworden. Die Preise in Manhattan sind jedoch nach wie vor extrem. Als Anhaltspunkt: Im ersten Quartal 2010 berichtete die New York Times, dass eine Einzimmerwohnung in Manhattan, je nach Lage, zwischen 1300 und 3400 Dollar kostete, eine Zweizimmerwohnung zwischen 1500 und 4800 Dollar.

Wer günstig wohnen will, muss lange fahren

Für günstige Wohnlagen wie Harlem oder die Bronx muss man lange Anfahrten in Kauf nehmen, sowie das Gefühl, abseits von allem zu leben, was New York spannend macht. Gerade, wenn man nur kurze Zeit hier ist, ist das eine Erfahrung, die man eigentlich vermeiden möchte. Andererseits kann man in begehrten Wohnlagen wie dem Greenwich Village schnell für ein winziges, dunkles Zimmer in einem herunter gekommenen Haus ein Vermögen ausgeben.

Es ist eine schwierige Entscheidung – aber eine, vor der jeder New Yorker irgendwann einmal steht. Jeder muss hier für sich den richtigen Kompromiss finden.

Wohnungssuche

Sich einen Makler zu nehmen ist sicherlich keine schlechte Methode. Die Maklergebühr beträgt in New York zwar traditionell 15 Prozent der Jahresmiete, in Zeiten, in denen der Markt zäh ist, lässt sich das jedoch verhandeln.

In letzter Zeit sind die Vermieter sogar häufig dazu bereit, die Makler zu bezahlen Ansonsten findet man über Craigslist oder über die Immobilienseiten der New York Times ein breit gefächertes Angebot. (http://www.nytimes.com/pages/realestate/) und kann sich einen guten Überblick über das Preisniveau in verschiedenen Lagen verschaffen.

Bürokratische Hürden

Ein noch größeres Problem als den Preis stellen indes die bürokratischen Hürden für Mieter aus dem Ausland dar. Vermieter verlangen in der Regel Gehaltsabrechnungen einer amerikanischen Firma von mindestens einem Jahr, sowie einen Kredit-Check, den man nur bekommt, wenn man seit mindestens einem Jahr Konten und Kreditkarten in den USA besitzt. Darauf sollten Sie vorbereitet sein. Ihre einzige Alternative ist in Ausnahmefällen, dass jemand für Sie bürgt, am besten Ihr Arbeitgeber.

Der Bürge selbst muss jedoch ebenfalls eine volle Bonitätsprüfung vorlegen. Zu beachten: Bürgen, Abrechnungen und Dokumente aus Europa, auch von europäischen Kreditinstituten, sind hier in der Regel völlig wertlos, gleich, ob man auf seinem deutschen Girokonto 10 Euro oder 10 Millionen Euro hat. Oft bleibt deshalb zunächst einmal nur der Weg, zur Untermiete zu wohnen und selbst dann ist es manchmal schwer, einen Vermieter zu finden, der keine vollständige Dokumentation verlangt.

Geduld und Zähigkeit

Man braucht also bei der Wohnungssuche in New York eine gehörige Portion Geduld und Zähigkeit. Dabei hilft oft nur das Wissen, dass sich bislang noch jeder irgendwie gegen all diese Widerstände durchgesetzt und seine eigenen vier Wände in New York ergattert hat.

Auch nicht ganz problemlos, wenn auch nicht ganz so kompliziert wie die Wohnungssuche, ist es, eine Krankenversicherung für die USA zu finden. Die bürokratischen Hürden sind nicht so hoch, doch wer langfristig hier ist, wird nicht umhin kommen, für die Krankenversicherung ordentlich in die Tasche zu greifen.

Krankenversicherung

Amerikanische Krankenversicherungen werden zumeist ihrem schlechten Ruf gerecht und decken trotz hoher Prämien oft nur den Notfall ab. Zusätzlich zu exorbitanten Beitragen muss man exorbitante Arztrechnungen begleichen und sich dann auch noch in langen Auseinandersetzungen mit den Versicherern um die Regulierung streiten.

Es empfiehlt sich deshalb, eine deutsche private Krankenversicherung mit weltweiter Geltung abzuschließen. Die sind allerdings meist kostspielig – sie können bis zu 800 Euro im Monat kosten. In New York werden sie durch die deutsche Firma German Health Plans vermittelt: www.germanhealthplans.com/de/index.html.

Lebenshaltungskosten

Für die Miete und die Versicherung alleine werden Sie also vermutlich mehr ausgeben, als für Ihre gesamte Lebenshaltung in Deutschland. Wer nach New York geht, muss sich darüber im Klaren sein, wie teuer das Leben hier ist. Um in New York über Runden zu kommen, braucht man, grob geschätzt mindestens 5000 Dollar pro Monat. Und mit einem solchen Budget muss man immer noch auf jeden Dollar achten.

Weil die Lebensführung hier so teuer ist, man aber gleichzeitig das Angebot dieser großartigen Stadt nutzen will, ist der New Yorker ein Lebenskünstler und ausgefuchster Schnäppchenjäger. Alles, was günstig oder gar kostenlos ist, ist beliebt:

Eine Stadt für ausgefuchste Schnäppchenjäger

Kostenlose Philharmonie-Konzerte in den Parks im Sommer,kostenlose Pop- und Jazzkonzerte in bestimmten Clubs zur späten Stunden, kostenlosen Museenabende, die viele Museen einmal pro Woche veranstalten, die verbilligten Dinners in vielen Restaurants während der zwei Mal pro Jahr stattfindenden Restaurant Week, die Shoppingsonderangebote am Thanksgiving-Wochenende und in der Woche nach Weihnachten, der billige Gourmetsupermarkt Trader Joe's am Union Square.

Man kann in New York auch für relativ wenig Geld in vollen Zügen genießen - man muss sich eben nur ein wenig mehr anstrengen. Und es macht Spaß, sich die Kunst anzueignen, mit geringen Mitteln so viel wie möglich von New York mitzunehmen. Es ist Teil der Reifeprüfung zum echten New Yorker.

Jeder hat eine Chance - aber er muss sie nutzen

New York ist eine harte Stadt - und das nicht nur, weil es anstrengender ist hier zu überleben, als beinahe überall anders. Es ist auch sozial nicht einfach, sich in New York zu etablieren. Aber wie auch beruflich gilt auf diesem Gebiet, dass jeder seine Chance bekommt.

New York ist grundsätzlich offen. Ob über den Arbeitgeber, über Berufsvereinigungen, Interessengemeinschaften oder Kulturinstitutionen – wenn man sich darum kümmert, kann man schnell seinen Gesellschaftskalender mit Veranstaltungen und Parties füllen, eine Vielfalt spannender Menschen kennen lernen und in eine Vielfalt interessanter Situationen geraten, die wiederrum zu anderen Dingen führen können.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Dabei muss man nur immer eines im Sinn behalten: Niemand in New York bittet einen und niemand wartet auf einen. Man hat schnell einen Haufen Visitenkarten gesammelt, daraus dauerhafte private oder berufliche Verbindungen zu machen, bedarf jedoch der Beharrlichkeit und auch einem gewissen Maß an Frustrationstoleranz.

Der New Yorker geizt in der Regel sehr mit seiner Zeit, man muss ihm einen guten Grund geben, einem seine Zeit zu opfern. Und man bekommt selten eine zweite Chance. Wer in New York etwas erreichen will, der muss dafür etwas tun. Die Stadt schenkt einem Nichts. Doch die Anstrengung lohnt sich immer.

Von Sebastian Moll MONSTER.DE

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