Job & Karriere

Das Diplom ist die halbe Miete, heißt es. Zusammen mit monster.de haben wir für dich die wichtigsten Infos zusammengestellt, die du für die zweite Hälfte brauchst.

Bewerben in Kanada: Bewerbungsunterlagen

Relativ kurz und mit einem deutlichen Schwerpunkt auf den praktischen Fähigkeiten - so sieht eine gute Bewerbung für kanadische Personalverantwortliche aus. Fotos und andere persönliche Angaben gehören dagegen nicht in die Mappe.

Deutsch ist die am dritthäufigsten gebrauchte Sprache in Kanada, was den Einstieg im Land durchaus erleichtern kann. Trotzdem gilt natürlich: Je besser die englischen Sprachkenntnisse, desto aussichtsreicher sind in den meisten Berufen die Chancen, den passenden Job in Kanada zu finden. Dies gilt sinngemäß für gute Französischkenntnisse in der Provinz Québec. Dass man seine Bewerbung in der Sprache verfasst, die beim potenziellen Arbeitgeber gebräuchlich ist, versteht sich von selbst. Wer sich sowohl auf Englisch als auch auf Französisch fließend verständigen kann, fällt besonders positiv auf.

Bewerbungsmappe: Weniger oder mehr?

Die Bewerbungsmappe für Kanada sieht ein wenig bescheidener aus als es Bewerber aus Deutschland gewöhnt sind. Nach kanadischer Sitte reichen eigentlich Anschreiben und Lebenslauf zur ersten Kontaktaufnahme aus, diese Unterlagen werden normalerweise nicht zurück gesandt. Firmen, die umfangreichere Unterlagen erwarten, weisen in der Stellenausschreibung darauf hin. Was Arbeitgeber von ausländischen Bewerbern sehen wollen, kann aber unterschiedlich ausfallen, darum sollten Interessenten unbedingt vorab im Unternehmen anrufen. Es kann auch sinnvoll sein zu fragen, ob eine Bewerbung per E-Mail erwünscht ist.

Bei dieser Gelegenheit können Bewerber auch gleich in Erfahrung bringen, auf welche Qualifikationen das Unternehmen besonderen Wert legt, und das entsprechende Thema in ihrem Anschreiben besonders hervorheben. Ein positiver Nebeneffekt des Telefonierens: Da kanadische Personalverantwortliche äußerst positiv auf Eigeninitiative von Bewerbern reagieren, macht man damit schon einen guten Eindruck und hat einen ersten Kontakt.

Expertentipp: Im angloamerikanischen Raum muss man nach dem Verschicken der Unterlagen unbedingt präsent bleiben. Bei einem Telefonat nach Versendung der Bewerbungsunterlagen sollte nachgefragt werden, ob die Unterlagen wirklich angekommen sind, ob eventuell noch Unklarheiten bestehen oder ob noch weitere Informationen vonnöten sind, wie die Chancen aussehen etc. Ohne das Sondierungstelefonat und das Nachhaken sind die Chancen, einen interessanten Arbeitsplatz zu bekommen, fast gleich null. Auf dieses Telefonat sollten Sie sich gut vorbereiten. (Klaus Schürmann und Suzanne Mullins: "Die perfekte Bewerbungsmappe auf Englisch")

Anschreiben: Die goldene Mitte

Knapp und deutlich - so lässt sich zusammenfassen, wie der Stil fürs kanadische Anschreiben aussehen sollte. In der Länge beschränkt man sich auf eine Seite. Die Darstellung sollte selbstbewusst, aber nicht überheblich wirken. "Die goldene Mitte" ist hier wie so häufig der beste Weg.

Zwei Themen sollten Bewerber in ihrem Anschreiben für Kanada besonders herausstellen. Zum einen ist das die Motivation, die sie antreibt. Auf die Aussage "Ich möchte Auslandserfahrung sammeln" sollte man sich dabei nicht beschränken. Warum gerade Kanada? Warum gerade diese Firma? Das sind Fragen, die Bewerber für sich beantworten und ihrem Wunschunternehmen im Anschreiben deutlich machen sollten. Das gilt ganz besonders für diejenigen, die nicht nur einen befristeten Arbeitsaufenthalt planen, sondern tatsächlich dauerhaft auswandern wollen.

Der zweite wichtige Punkt im Anschreiben ist die Berufserfahrung. Da kanadische Personalverantwortliche großen Wert auf das praktische Wissen ihrer Bewerber legen, empfiehlt es sich, bei diesem Thema ein wenig ins Detail zu gehen. Das geht am besten, indem der Bewerber nicht nur die wichtigsten Positionen seiner bisherigen Laufbahn nennt, sondern kurz darauf eingeht, was die wichtigsten Aufgaben waren. Wer sehr viel Berufserfahrung mitbringt, sollte diese Ausführlichkeit allerdings nur in Bezug auf die ein oder zwei jüngsten Beschäftigungen pflegen - sonst sprengt die Darstellung die gewünschte Kürze des Anschreibens.

Tipp: Denken Sie immer daran, dass Sie mit Ihrer Bewerbung nicht nur eine Selbstdarstellung abgeben, sondern dass Sie damit den Personalverantwortlichen aktiv überzeugen wollen, dass Sie seiner Firma nutzen werden. Nehmen Sie also so oft wie möglich Bezug auf spezielle Anforderungen aus der Ausschreibung.

Problem Arbeitserlaubnis

Da man in Kanada nicht so leicht wie etwa in EU-Ländern eine Arbeit aufnehmen kann, sollten Bewerber in ihrem Anschreiben deutlich machen, dass sie in diesem Punkt bereits Vorarbeit geleistet haben. Idealerweise können Immigranten also darauf hinweisen, dass sie schon über eine Arbeitserlaubnis verfügen. "Young Workers" oder Praktikanten, die im Rahmen eines Programms zeitlich befristet nach Kanada wechseln wollen, erwähnen ihren gesicherten Status, um klarzustellen, dass das Unternehmen keine zusätzliche Arbeit mit Genehmigungen haben wird.

Lebenslauf: Platz für die Persönlichkeit

In Sachen Lebenslauf können sich deutsche Bewerber in Kanada an dem orientieren, was allgemein üblich ist: Berufstätigkeit, Ausbildung, Praktika, außerberufliches Engagement, besondere Kenntnisse und Interessen sind auch in Kanada die typischen Themen. Von der Darstellung her sieht die kanadische Vita wie die US-amerikanische aus.

Auf die außerberuflichen Aktivitäten der Bewerber wird häufig ein besonderes Augenmerk gerichtet. Kanadische Personalverantwortliche wollen wissen, was für eine Persönlichkeit sich hinter der Mappe verbirgt, und versuchen, sich mithilfe der besonderen Interessen des Bewerbers ein gutes Bild zu machen. Generell gilt: Der Bewerber sollte die Punkte hervorheben, die seine Qualifikation für die angepeilte Stelle deutlich machen. Wer in seiner Freizeit LAN-Partys veranstaltet und sich um eine leitende Position bewirbt, stellt zum Beispiel heraus, wie er die Organisation der Events bewältigt und wie er seine Mitstreiter motiviert.

Der Aufbau des kanadischen Lebenslaufs ist rückwärts chronologisch: Die jüngste Berufserfahrung wird zuerst genannt. Wessen berufliche Vita noch relativ kurz ist, kann sie schlicht tabellarisch darstellen. Wer umfangreiche Berufserfahrung oder Ausbildungswege zu beschreiben hat, sollte seinen Lebenslauf zwar trotzdem chronologisch, aber zu Themenblöcken zusammengefasst aufführen.

Fotos sind nicht erwünscht

Ein Foto gehört entgegen aller deutschen Gepflogenheiten nicht in die kanadische Bewerbungsmappe. Gleiches gilt für persönliche Angaben: Familienstand, Religionszugehörigkeit, Kinderzahl und sogar das Geburtsdatum lässt man ebenfalls unerwähnt. Der Grund: Gesetze gegen Diskriminierung.

Expertentipp: An die Regel, keine persönlichen Angaben im Lebenslauf zu machen, sollten Sie sich halten. Wer solche Angaben trotzdem macht, läuft Gefahr, sofort aus dem Bewerbungsverfahren ausgemustert zu werden. Keine Firma will sich dem Vorwurf und eventuell sogar einer Klage aussetzen, einen Bewerber aufgrund persönlicher Merkmale abgelehnt zu haben. (Gerald Schomann, Teamleiter im Arbeitgeberservice der ZAV)

Was gehört in die Anlage?

Wie eingangs schon gesagt: Kanadische Bewerbungen lassen Anlagen häufig außer Acht. Darum sollten Interessenten unbedingt im Unternehmen nachfragen, was von ausländischen Bewerbern gewünscht wird. Mitunter sind das neben "klassischen" Anlagen auch Empfehlungsschreiben oder die Nennung von Referenzpersonen. Zur Vorbereitung auf den Wechsel nach Kanada gehört somit auch die Überlegung, wer als Referenz infrage käme. In Frage kommen zum Beispiel ehemalige Arbeitgeber, Ausbilder und Hochschulprofessoren. Werden Schul- oder Hochschulzeugnisse beigefügt, darf man auch eine Erläuterung der Noten nicht vergessen: "1 = sehr gut; 2 = gut..." macht deutlich, wie die Leistungen des Bewerbers einzuordnen sind.

Literatur

Klaus Schürmann, Suzanne Mullins:
Die perfekte Bewerbungsmappe auf Englisch.
Eichborn Berufsstrategie (Taschenbuch). Eichborn 2005, 144 S.

VON Andrea Pawlik und Irene Gronegger MONSTER.DE

share

In Kooperation mit:

gehe zu Monster.de