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Stress durch Multitasking im Büro

Telefonate, Mails, Kundengespräche, Meetings mit dem Chef, Besprechungen mit den Kollegen - und nicht zuletzt Berge von Arbeit: das gehört in vielen Büros zum Alltag. Überhand nehmen sollte der Stress aber nicht - der eigenen Gesundheit zuliebe.

Stress, streng wissenschaftlich gesehen, die Überforderung mit der Situation, hat einen gravierenden Nachteil. "Wer im Stress ist, hat kein Zugriff mehr auf sein Potenzial", sagt Christine Öttl, Karriere-Coach aus München. Durch stressige Situationen bringen sich die Mitarbeiter eines Unternehmens also selbst um optimale Arbeitsergebnisse. "Allerdings ist das Empfinden von Stress individuell total unterschiedlich", sagt sie. Denn - viel zu tun zu haben, kann den einen total überfordern, der andere braucht eine solche Situation, um gute Arbeit zu leisten.

Verschiedene Vorgänge gleichzeitig im Auge behalten

Die Experten unterscheiden zwischen qualitativer und quantitativer Belastung: "Bei qualitativer Überforderung sind die Herausforderungen für die Mitarbeiter zu groß - etwa, weil bestimmte Voraussetzungen für eine Stelle fehlen." Quantitative Belastung trifft eher die Mitarbeiter, die Schwierigkeiten mit Multitasking haben oder grundsätzlich schneller an ihre Grenzen kommen. "Powerleute hingegen können viele Dinge stemmen, ohne dass sie überarbeitet sind."

Zwei Drittel der Schreibtischtäter müssen nach eigenen Angaben verschiedene Vorgänge gleichzeitig im Auge behalten. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Erwerbstätigen-Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Besonders belasteten Arbeitnehmer die ständigen Störungen, wie die wissenschaftliche Leiterin der Untersuchung, Beate Beermann, sagt. Mehr als die Hälfte der Befragten in Büros und aus technischen Berufen beklagten, "dass die erwartete hohe Konzentrationsleistung durch dauernde Unterbrechungen erschwert wird".

Nur wenige fühlen sich überfordert

Die wenigsten Beschäftigten allerdings sehen sich ihrer Arbeit nicht gewachsen - nur knapp 18 Prozent der rund 20.000 repräsentativ ausgewählten Beschäftigten fühlten sich durch die Aufgaben überfordert. Mehr als jeder zweite Beschäftigte klagt allerdings über den wachsenden Termin- und Zeitdruck am Schreibtisch. Die Arbeit werde als "zu viel" und weniger als "zu schwer" empfunden, sagt Beermann.

Doch nicht nur Überforderung - ob qualitativ oder quantitativ - kann zu Stress führen. "Zu wenig zu tun, inhaltlich unterfordert - auch Unterforderung kann totaler Stress sein und Frust verursachen", sagt Öttl. Hinzu komme der Stress, der im zwischenmenschlichen Bereich entstehen kann. "Schwierigkeiten mit den Kollegen, vom Chef nicht wahrgenommen werden, kleine Konflikte, die nicht aus dem Weg geräumt werden - auch all das trägt nicht gerade zum entspannten Arbeitsklima bei."

Gute Organisation im Büro

Um dem Stress im Büro Herr zu werden, raten die Experten zum Aufräumen - geistig und tatsächlich. "Man muss sich selbst gut kennen, um die eigenen Grenzen zu wissen und zu respektieren", sagt Öttl. Mit diesem Kennenlernen fängt das Aufräumen an. Wichtig sei zudem eine gute Organisation im Büro. "Die Organisation der eigenen Arbeit - das macht die Arbeitsprozesse effizienter", sagt sie. Unterbrechungen, Meetings, Kundenanrufe und auch eigene Fehler hingegen seien Stressfaktoren - auf die sich leichter reagieren lasse, wenn der Rest des Arbeitsumfelds eine gewisse Ordnung aufweise.

Kommt nach dem Ordnen der Prozesse die Einsicht, dass die Arbeitsbelastung zu groß ist, hilft das Gespräch mit Vorgesetzten und Kollegen. "Manche Dinge lassen sich unter den Kollegen lösen", sagt Öttl. So könnten etwa alle Mitarbeiter in einem Büro sich abwechselnd um das klingelnde Telefon kümmern - "wenn das jeder eine Stunde pro Tag macht, können sich die anderen während dieser Zeit besser auf ihre Aufgaben konzentrieren".

Dem Vorgesetzten konstruktive Vorschläge unterbreiten

Geht es um das Delegieren von Arbeit, sollten dem Vorgesetzten konstruktive Vorschläge gemacht werden. "Dann geht es darum, Kompromisse zu finden", sagt sie. Zwischenmenschlicher Stress, auch da sind sich Trainer und Berater einig, lasse sich am besten mit einem reinigenden Gewitter aus der Welt schaffen. "Da sollte man das Gespräch suchen - auch wenn es unangenehm ist."

Oft beinhalten Anti-Stress-Strategien in Büros drei Dinge: Kaffee, Zigaretten und Süßigkeiten. Stressmanagern machen diese Bewältigungsstrategien große Sorgen. "Alles drei ist nicht gut für die Gesundheit - dadurch nimmt die Stressbelastung im Körper zu und man wird abhängig von den Substanzen." Die Alternativen zu Gummibärchen und Schokolade sind Atmung und Bewegung, wie Öttl sagt. "Das sind positive Anti-Stress-Strategien, die brauchen Einsicht, Überwindung und Training."

Atemtechniken gegen Stress

Das bewusste Atmen als Mittel gegen den Stress hat die heute 97-jährige Professorin Ilse Middendorf, Gründerin des Instituts für Atemtherapie und Atemunterricht, bereits in den zwanziger Jahren zu erforschen begonnen. Durch flaches und unregelmäßiges Atmen, wie es in Situationen großen Drucks oft unwillkürlich geschieht, werde die Lunge nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt, der Organismus leidet darunter, beschrieb sie. Man ermüde, bekomme körperliche Probleme und nicht selten schlage sich das auch in ständiger Heiserkeit nieder. Tiefes, bewusstes Atmen hingegen sorge für weniger Stress und mehr Lebensqualität.

Dass Stress krank macht, ist ausreichend und eindrucksvoll erforscht und bewiesen. Damit das Leben nicht voll vom Stressfaktor Büro eingenommen wird, ist ein stressfreies Umfeld eben so wichtig wie eine gewisse Ordnung bei der Arbeit. Ausgeglichen leben, Sport treiben, weniger hektisch sein - all dies sollte im Privatleben das Gegengewicht zum Büro bilden. "Durch Stress baut sich Muskelspannung auf - körperliche Betätigung wie spazieren, laufen, tanzen oder schwimmen hilft, diese zu lösen", sagt Öttl. Und: "Das ist meist gleichzeitig ein psychischer Reinigungsprozess."

VON Verena Wolff MONSTER.DE

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