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Eine Woche, nachdem Betriebswirt Mario S. im Einkauf eines mittelständischen Unternehmens angefangen hatte, begannen die Probleme. Der erfahrene Kollege, mit dessen Unterstützung er ein Risikomanagementsystem aufbauen sollte, verabschiedete sich für vier Wochen auf die Kanaren.
Im Vorstellungsgespräch war davon keine Rede gewesen. Das Projekt lief weiter – zumindest auf dem Papier, denn alleine konnte S. wenig ausrichten. Andere Hilfe gab es nicht, sodass der Neue schon bald im Tagesgeschäft der Einkaufsabteilung mitschwamm.
Als sein Projektpartner aus dem Urlaub zurückkehrte, blieb das Risikomanagementsystem immer noch links liegen – "verständlich, wenn man einen Monat im Urlaub ist, fallen natürlich einige Dinge in der Zwischenzeit an", wie S. rückschauend meint. Seine Motivation war im Keller, das Projekt fuhr gegen die Wand, S. wechselte das Unternehmen.
100-Tage-Schonfrist: Das war einmal
Wenn Politiker ein Amt antreten, gestehen ihnen Journalisten die berühmten 100 Tage zu, um das Terrain zu erkunden. Erst danach wird abgerechnet. Im Beruf weht ein rauerer Wind: "Man kann heutzutage nicht mehr von '100 Tagen Schonfrist' sprechen", sagt Carolin Lüdemann von der Stuttgarter CoachAcademy, "diese Frist hat sich verkürzt.
Arbeitgeber erwarten heute wesentlich schneller gute Ergebnisse und eine vollwertige Arbeitsleistung." Zugleich werden die Aufgaben immer komplexer, was es gerade Berufsanfängern schwer macht, ihre PS auf die Straße zu bringen.
Mängel bei der Einarbeitung
Nach einer aktuellen Auswertung des Sozio-ökonomischen Panels von TNS Infratest berichtet jeder zweite Arbeitnehmer, dass er bei seinem letzten Stellenwechsel eine längere Einarbeitungszeit gebraucht habe. 61 Prozent der Personalchefs räumen Mängel bei der Betreuung neuer Mitarbeiter ein – so eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Lee Hecht Harrison.
Darauf zu hoffen, dass das Unternehmen den roten Teppich ausrollt, wäre naiv. Der Mitarbeiter trägt selbst die Verantwortung für seinen Start. "In den ersten Tagen ist es wichtig, sich interessiert, kompetent auf seinem Gebiet und offen zu zeigen", sagt Ute Bölke, Karriereberaterin in Wiesbaden. Das setzt aktuelles Wissen über Branchen- und Techniktrends voraus. "Der Neue sollte sich im Vorfeld bereits ein Statement zur Selbstpositionierung überlegen und in die Unternehmenskultur eindenken", fügt Bölke hinzu.
Netzwerken beim Blind Lunch
Beziehungspflege ist ebenfalls ein Gebot der ersten Stunde. Der Münchener Trainer Johannes Stärk empfiehlt, "die informellen Spielregeln der Organisation schnell kennen zu lernen. Neueinsteiger sollten so früh wie möglich den persönlichen Kontakt zu möglichst vielen Anlaufstellen im Unternehmen suchen. Dadurch erweitert man das eigene Netzwerk und baut Vorurteile ab."
Kaffee-Ecke, Betriebssportgruppen, Intranet helfen, ins Gespräch zu kommen. Manche Unternehmen pflegen regelrechte Kennenlern-Rituale. Ein Beispiel ist das Hamburger Versandhaus Otto: Im Foyer der Hauptverwaltung steht eine Glasvase, in die die Mitarbeiter Zettel mit ihren Namen werfen, um sich zum "Blind Lunch" in der Kantine zu verabreden – so wird verhindert, dass die Teams im eigenen Saft schmoren.
Unbeliebte Besserwisser
Hans Dampf in allen Gassen eignet sich aber nur bedingt als Leitbild für die ersten 100 Tage. "Hochschulabsolventen sollten sich in dieser Zeit gegenüber Kollegen mit ihrem angehäuften Wissen zurückhalten und nicht den Besserwisser spielen", warnt Karriere-Coach Karl-Heinz List aus Uelzen. Dies gilt vor allem in Unternehmen, die einen geringen Akademikeranteil haben.
"Selbstdarsteller sollten sich so weit zurücknehmen, dass sie nicht nur über sich selbst reden, sondern auch die anderen zu Wort kommen lassen. Aber das Wichtigste ist: Neugierde, echtes Interesse zeigen, gründlich, präzise und verlässlich arbeiten."
6 Tipps für die ersten Tage im neuen Job
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