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Piercings: Kein Karriere- Beschleuniger

Auffälliger Körperschmuck ist in Mode. Haben früher noch allzu große Ohrringe für Aufregung im Büro gesorgt, gehören inzwischen Nasenstecker und gepiercte Augenbrauen fast schon zur Tagesordnung. Doch nicht in jeder Branche stößt das auf Gegenliebe.

"Man geht innerhalb unterschiedlicher Branchen auch unterschiedlich mit diesem Problem um", sagt Marco Frank, Referent für den Bereich Jugend beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Auf dem Bau etwa störe es nicht, wenn beim Arbeiten ein Tattoo sichtbar wird. Bei Piercings allerdings ist das eine andere Angelegenheit. "Sie müssen mit den Arbeitsschutznormen kompatibel sein", sagt Frank. Um die Sicherheitsstandards zu gewährleisten, muss Körperschmuck unter Umständen bei bestimmten Arbeiten abgelegt oder zeitweise entfernt werden - das allerdings gilt auch etwa für Eheringe.

Sicherheit geht vor

Wenn der Schmuck sich in den Maschinen verhaken und dann zu Verletzungen führen kann, muss er abgenommen oder beispielsweise mit einem Pflaster verklebt werden - das berichten auch Meister aus ihren Unternehmen. Dies gelte für Halsketten genauso wie für Armbänder oder Ringe.

Piercings im Gesicht seien davon eher selten betroffen, denn so nah kommen Nase, Augen und Lippen nicht an die Maschinen. Auf einer Baustelle allerdings kann die Lage schon wieder anders sein - da kann man bei bestimmten Arbeiten auch mit einem Ohr- oder Nasenring hängen bleiben und sich verletzen.

Konservative Branchen mögen keine glitzernden Blickfänge

In anderen Berufen hingegen besteht durch Piercings oder Tätowierungen kein Unfallrisiko - gern gesehen sind die Verzierungen dennoch nicht überall. Diese Erfahrung hat auch die 21-jährige Nicole Assner* gemacht, als sie sich nach dem Abitur auf die Suche nach einer Ausbildungsstelle gemacht hat. "Es gab schon Chefs, die komisch geschaut haben", sagt sie. Einen Stecker hat die junge Frau in der Nase, zahlreiche in beiden Ohren, dazu ein Piercing in der Augenbraue. "Und dann noch ein paar", sagt sie - ohne die genauen Stellen zu verraten.

Nicole Assner geht mit ihrem Körperschmuck offen um - und das kam ihr bei ihren Vorstellungsgesprächen zugute. "Ich bin ja bereit, den Stecker während der Arbeit aus der Augenbraue zu nehmen", sagt sie. Das verlangte ihr Chef, ein Notar, schließlich auch von ihr. Andere Stellen, auch die, an denen sie tätowiert ist, sollen überdies verdeckt bleiben. "Das allerdings ist kein großes Problem - denn ich trage ja bei der Arbeit ohnehin ein Kostüm oder einen Hosenanzug." Das gehört ohnehin zur Tagesordnung - denn Seriosität ist oberstes Gebot in ihrer Kanzlei.

Kompromiss zwischen Arbeitnehmer und Chef

Die Frage nach Piercing oder Tattoo bei der Arbeit habe "einen Kompromisscharakter", sagt Rechtsanwalt Martin Hensche. Dem Direktionsrecht des Arbeitgebers falle die Entscheidung über den Körperschmuck anheim. "Allerdings darf er das Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers nicht beschneiden", sagt er. Gerade in seiner Branche würden Äußerlichkeiten oft allzu konservativ behandelt: "Weiße Hemden, Manschettenknöpfe, keine langen Haare, keine Koteletten - es gibt Kanzleien, die verlangen das."

Leichter fährt in der Arbeitswelt, wer an Stellen tätowiert oder gepierct ist, die nicht auf den ersten Blick auffallen. Dennoch: kommt etwa ein Azubi während der Ausbildung mit einer gepiercten Augenbraue ins Büro, kann der Chef nichts machen. "Das Unternehmen ist nicht dazu berechtigt, den Mitarbeiter abzumahnen oder zu kündigen - es sei denn, das Thema Körperschmuck wurde ausdrücklich im Vertrag geregelt", sagt Frank.

Abmahnung bei geschäftsschädigendem Verhalten

Wenn das Tragen von Tattoos und Piercings jedoch ein geschäftsschädigendes Verhalten bedeutet, kann abgemahnt, beziehungsweise in der Probezeit gekündigt werden. "Am Besten ist es, wenn der Körperschmuck nicht zum Ärgernis wird", sagt Frank. Er rät zudem, bereits beim Vorstellungsgespräch die Lage abzuklären.

"Beim Vorstellungsgespräch etwa sollte man grundsätzlich ehrlich sein", rät Frank. Es nütze nichts, etwa ein Gesichtspiercing bei einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle mit Kundenkontakt zu entfernen, wenn man es dann im Arbeitsalltag doch tragen möchte. "Ein klärendes Gespräch ist da vorteilhafter und suggeriert Offenheit auf beiden Seiten." Die hat Nicole Assner auch von ihrem Chef erwartet - auch wenn ihr Job in einer äußerst konservativen Branche beheimatet ist. "Mein Körperschmuck sagt schließlich nichts über meine Intelligenz und meine Eignung für die Stelle aus."

VON VERENA WOLFF MONSTER.DE

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