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Das Problem kennen viele: Wenn's drauf ankommt, ist die Stimme weg. Wochenlang hat sich ein Bewerber auf das entscheidende Vorstellungsgespräch vorbereitet, Ratgeber gelesen, die einschlägigen Artikel in der Presse zur Kenntnis genommen und sich über das Unternehmen informiert.
Die Stimme ist Sympathieträger
Doch dann beim Gespräch kommt dem Bewerber kein Satz ohne einen üblen Hustenreiz über die Lippen. Die Stimme ist rau und das ständige Räuspern strapaziert die Nerven der gegenüber sitzenden Personalverantwortlichen.
"Ein Räuspern ist zwar kein Problem, aber wenn es so während des ganzen Vorstellungsgespräches weitergeht, kommt das sicherlich nicht gut an", erklärt Dr. Lioba Faust, Kommunikationstrainerin und Linguistin aus Regensburg. Wenn die Stimme zu hoch oder zu fahrig ist, dann ist der Gesamteindruck nicht mehr stimmig. "Aber gerade das ist wichtig, da die Stimme ein Sympathieträger ist."
Jeder kann seine Stimme trainieren
Kommunikationstrainerin Sabine F. Gutzeit aus Biberg ergänzt: "Die Stimme lässt einen Rückschluss auf unsere Persönlichkeit zu. Sie hat deshalb Einfluss auf den beruflichen Erfolg. Hat jemand zum Beispiel eine monotone Sprechweise, wirkt das wenig dynamisch.” Gerade Frauen haben oft das Problem, dass ihre Stimme zum Beispiel durch Lampenfieber in eine hohe Stimmlage rutscht. Und das, so Gutzeit, wirke nicht souverän.
Ist die eigene Stimme ein unabwendbares Schicksal oder kann der Einzelne daran etwas verändern? Die Meinung der Stimm- und Sprechprofis ist eindeutig: Jeder kann seine Stimme trainieren und das Beste aus ihr herausholen. Das mag nicht sofort einleuchten. Schließlich fragen sich viele, wenn sie sich auf dem Anrufbeantworters hören: "Bin das wirklich ich?"
Wahrnehmungsübungen
“Das ist ganz normal”, erklärt Gutzeit. “Wenn wir sprechen, hören wir zugleich die Resonanz unserer Stimme in unserem Körper. Dieses innere Hören fehlt bei Tonaufnahmen.” Wer sich aber seine eigenen Sprachaufnahmen öfter anhört, hat damit bald keine Probleme mehr. Um für die eigene Stimme sensibler zu werden, empfiehlt sie Wahrnehmungsübungen.
“Wer sich zum Beispiel etwas Leckeres zu Essen vorstellt und dann ‚mmmmmmmm‘ sagt, wird erkennen, dass sich seine Stimme in der mittleren Sprechstimmlage befindet. Diese Tonlage zeigt den ‚Brustton der Überzeugung‘”. Und genau diese Tonlage wirkt auf andere Menschen sympathisch und ermöglicht auch an gesprächsreichen Tagen ein lockeres Sprechen.
Lebendiger Sprechen lernen
Lioba Faust empfiehlt, regelmäßig laut einen kurzen Artikel aus der Zeitung zu lesen. So entwickelt der Übende ein Gefühl für Stimme und Aussprache. Wichtig dabei ist, dass er nach dem Lesen in der Lage ist, das Gelesene auch inhaltlich wiederzugeben und seine Meinung dazu zu äußern. "Das Laut-Lesen schult einerseits die Artikulation, andererseits lernt der Übende, lebendiger zu lesen und damit auch lebendiger zu sprechen", berichtet Lioba Faust. Auch das Sprechen von Zungenbrechern sei hilfreich.
Gerade bei Aufregung treten Stimmprobleme auf. Der Betroffene wird kurzatmig und der Mund wird trocken. Er spricht immer hektischer und schneller, weil er Angst vor Sprechpausen hat. Häufig erhöht sich auch die Stimmlage. Die Stimme wird piepsig, zittrig und dünn. Auch dieses Problem ist kein unabwendbares Schicksal, sondern in den Griff zu bekommen.
Vorbereitung auf Vorstellungsgespräch
Faust: "Wer eine Antwort geben will, sollte sich erst einmal einen Atemzug lang Zeit lassen, das heisst in Ruhe Luft holen und ausatmen. Dies wirkt bedacht und kompetent." Wer übrigens kürzere Sätze bildet, hat den Vorteil, nicht immer wieder während eines Satzes neu ansetzen zu müssen.
Auch die Zeit vor einer anstrengenden Sprechsituation wie einem Vorstellungsgespräch kann der Bewerber nutzen, um seine Stimme auf Vordermann zu bringen. “Er kann zum Beispiel - wenn er das Zimmer betritt - dreimal bewusst ein- und ausatmen... dabei sollte er besonders auf die Ausatmung achten, um einen lockeren Sprechstart in der mittleren Sprechstimmlage zu erreichen”, betont Gutzeit. Außerdem rät die Kommunikationstrainerin, zur Vorbereitung viel zu trinken und dabei auf Kaffee, zuckerhaltige Getränke und Alkohol zu verzichten.
Beim Bewerbungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch ist es nicht nur wichtig, Blickkontakt zu halten, eine optimale Körperspannung sorgt zudem für eine angemessene Atmung und Stimme. Deshalb sollte sich der Bewerber beim Vorstellungsgespräch nicht verkrampft hinsetzen. "Ich empfehle Bewerbern, die Beine nicht übereinander zu schlagen, sondern beide Füße auf dem Boden zu stellen", erklärt Faust. Dabei sollte die Kleidung genügend Bewegungsfreiheit bieten.