Job & Karriere

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Nackte Haut kostet Autorität

Männer und Frauen haben es miteinander oft schwer. Äußerst riskant wird es für beide im Berufsleben - Pannen und Peinlichkeiten sind hier schnell möglich.

Der Frau nicht in den Mantel helfen oder sie die Tür allein öffnen lassen - all dies schickt sich trotz aller Emanzipation selbst im Jahr 2004 noch nicht. Alte Knigge-Regeln bleiben aktuell. Nach einer Umfrage des Fachblattes "Stil und Etikette" wünschen sich 93 Prozent der Damen, dass man(n) ihnen den Vortritt lässt. Dazu gehört etwa das Aufhalten der Tür. 68 Prozent der Frauen mögen es zudem, wenn ihnen der Mann in den Mantel hilft. "Solche Benimmregeln sind derzeit wieder hochaktuell", sagt die Münchner Buchautorin Dagmar Kohlmann-Scheerer.

Frauen dürfen jetzt aufstehen

Im Berufsleben gab es in der vergangenen Zeit allerdings einige Veränderungen. Durften Frauen als Zeichen ihrer Würde bisher bei Begrüßungen meist sitzen bleiben, so sollten sie heute aufstehen. Nach Ansicht der Nürnberger Benimmtrainerin Roselie Herrmann ist dies ein Zeichen der Emanzipation. Wer sich mit dem Gesprächspartner auf Augenhöhe begibt, signalisiert: "Wir spielen in einer Liga."

Einfach ist der Umgang mit Gesten und Körpersprache im Job dennoch nicht. Ausschlaggebend ist etwa, wie Gesten angeboten werden. "Sie dürfen nicht als Mittel zum Zweck eingesetzt werden", warnt Dagmar Kohlmann-Scheere. "Wir Frauen merken, wenn die Geste nicht von Herzen kommt." Sie hat beobachtet, dass manche Männer ein riesiges Aufsehen um Selbstverständlichkeiten veranstalten.

Business-Kleidung entspannt den Mann

Richtig schwierig werde es mit Benimmregeln im Job, wenn Gefühle und Verlangen ins Spiel kommen. "Enge und kurze Röcke, hohe Stiefel und freier Blick auf Bauchnabel und Brust wecken nun einmal Triebe", sagt Kohlmann-Scheerer und denkt dabei an die vielen Frauen, die den Gang ins Büro mit einem Besuch in der Disco verwechseln. Für die Benimm-Expertin würden manche Frauen unbewusst Signale senden und sich über eindeutige Angebote, Blicke und Kommentare wundern. "Wenn der letzte Knopf der Bluse jeden Moment abzuplatzen droht, lenkt das den Fokus des Mannes nun einmal auf die Brust." Wer dem aus dem Weg gehen möchte, sollte Business-Kleidung tragen.

Roselie Hermann betont, dass nicht wenige Frauen wegen ihres sexy Aussehens an einer Beförderung gescheitert sind. "Durch Komplimente einiger Männer fühlen sie sich vielleicht bestätigt - obwohl das Unternehmen den Kleidungsstil nicht gerne sieht." Bei ihren Trainings gibt sie den Teilnehmern gerne folgendes Motto auf den Weg: "Je mehr Haut man sieht, desto weniger Autorität hat man." Ist ein Kollege oder eine Kollegin mit dem Verhalten, Anzüglichkeiten oder dem Kleidungsstil nicht einverstanden, sollte dies in einem Gespräch unter vier Augen gesagt werden.

Durch das Duzen fällt die Distanz

Eindeutige Signale sendet auch der seit etwa zwei Jahren besonders beliebte Glanzlippenstift. Der erinnert Männer nicht an den Aktenstapel auf dem Schreibtisch, sondern eher an einen Akt auf dem Schreibtisch. Für einen scheinbar sorglosen Umgang mit dem anderen Geschlecht sorgen für Dagmar Kohlmann-Scheerer ebenso zu laxe Umgangsformen. "Durch das Duzen fällt im Deutschen eine Distanz, die nicht ersetzt wurde", hat sie beobachtet. "Weil das 'Sie' verschwunden ist, fehlt etwas in der zweiten Reihe." In England oder Amerika gebe es stattdessen eindeutige Gesten, die Deutsche jedoch nicht kennen würden.

Überdies wirken Kollegen, die sich zu Gruß und Verabschiedung ein Küsschen auf die Wange drücken, nahbarer. Dagmar Kohlmann-Scheerer: "Wer diese Bussi-Mentalität mitlebt zeigt, dass er einem bestimmten Rudel angehört." Die nach außen gesendete Nachricht dieses Rudels heißt: "Wir haben uns alle lieb, Kontakte bleiben hier nicht aus."

Flirten ist möglich, aber riskant

Studien und das Leben haben es längst belegt: Bei einer 40-Stunden-Woche und Betriebsfeiern sind Bekanntschaften am Arbeitsplatz keine Seltenheit. Nach Aussagen von Benimmexperten ist gegen einen Flirt im Job nichts einzuwenden - wenn die beiderseitigen Gefühle stimmen. Aber: "Das nähere Kennenlernen sollte in die Freizeit verschoben werden", rät Roselie Herrmann. Nicht zuletzt, um den schnell aufkommenden Gerüchten in der Firma Vorschub zu leisten.

VON Kai Oppel MONSTER.DE

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