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Medizintechnik 2010 auf Wachstumskurs

Auf Gesundheit will niemand verzichten. Auch deshalb wächst die Branche Medizintechnik stärker als andere. Die demografische Entwicklung ist fast schon ein Wachstumsgarant für die Zukunft.

Bis zum Abitur war sich Erik Laatsch sicher, dass er anschließend Informatik studieren wird. Doch zunächst forderte Vater Staat seinen Dienst und Laatsch entschied sich für den Zivildienst in einem Krankenhaus. "Hier habe ich festgestellt, dass es nicht mein Lebensziel ist, MP3-Player zu entwickeln."

Dynamische Innovationsfelder

Von der Technik wollte er aber nicht lassen und so suchte er nach einer Möglichkeit, die Informatik mit einem Thema zu kombinieren, das Menschen hilft. Heraus kam die Medizintechnik. Laatsch studierte in Ulm, schrieb seine Diplomarbeit beim Hersteller von Orthopädietechnik Otto Bock in Duderstadt, ganz in der Nähe seiner Heimat – und ist anschließend im Unternehmen geblieben. Heute ist der 32-jährige Gruppenleiter und entwickelt mit seinem Team Embedded-Software für mechatronische Systeme. Sie steuern künstliche Gelenke in Prothesen und Orthesen an Armen und Beinen.

Prothesen und Implantate, Tele- und regenerative Medizin sowie eHealth, die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien ins Gesundheitswesen, sind die dynamischsten Innovationsfelder in der Medizintechnik. Zu diesem Ergebnis kommt der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik VDE in seiner Trendstudie 'MedTech 2020', die zum Weltkongress der Medizintechnik Anfang September 2009 vorgestellt wurde.

Informatik ist die Triebfeder der Medizintechnik

Für die Studie wurden Autoren befragt, die Beiträge zum World Congress on Medical Physics and Biomedical Engineering eingereicht hatten. Über 600 Experten aus aller Welt beteiligten sich schließlich an der Umfrage. Nach deren Meinung sind die Computerwissenschaften die weitaus wichtigsten Schlüsseltechnologien für die Branche. Darüber herrscht bei einem Drittel der Befragten Einigkeit. An zweiter Stelle folgen Zell- und Biotechnologien, Rang drei nimmt die Informations- und Kommunikationstechnik ein.

Nach Meinung von Marc Kraft, Vorsitzender des Fachgebiets Medizintechnik im Verein Deutscher Ingenieure VDI, ist der Fortschritt in der Medizintechnik in großen Teilen der rasanten Entwicklung in der Informatik zu verdanken. "In fast jedem medizinischen Gerät steckt heute intelligente Elektronik, die mit Mikroprozessoren oft das Herzstück der Systemsteuerung ausmacht. Diese Systeme müssen programmiert werden."

Relativ krisenresistente Branche

Im Bereich der bildgebenden Systeme wie Computer- oder Magnetresonanztomografie sei extrem aufwendige Datenverarbeitung notwendig, die ohne leistungsfähige Software undenkbar wäre. Und neben der Software, die in den Geräten selbst steckt, würde auch jede Menge Software gebraucht für Berechnungen, Datenverwaltung bis hin zur Konstruktion der Geräte. Kraft: "Beschäftigungspolitisch ist die Medizintechnik ein lukrativer und zuverlässiger Arbeitgeber."

Dennoch: auch die Unternehmen in der Medizintechnik spüren die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, wenngleich recht bescheiden. "Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Branche, die sich auch in der Vergangenheit bereits als krisenresistenter im Vergleich zu anderen Industrien gezeigt hat, beim Gesamtjahresergebnis für 2009 nur ein leichtes Minus ausweisen wird", so die Prognose von Sven Behrens, Geschäftsführer von Spectaris.

Überdurchschnittliches Wachstum

In dem Industrieverband haben sich rund 1250 Unternehmen aus der Medizintechnik zusammengeschlossen. Der Umsatzrückgang 2009 liegt nach vorläufigen Berechnungen des Verbands bei drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund 17 Milliarden Euro erwirtschaftete die Medizintechnik im vergangenen Jahr, mehr als die Hälfte davon entfielen auf das Auslandsgeschäft.

Tendenziell sind die Branchen-Aussichten gut: In den vergangenen zehn Jahren ist die medizintechnische Industrie in Deutschland um durchschnittlich sieben Prozent per anno gewachsen, die Industrie nur um drei. Ein Grund dafür liegt in der langfristigen Budgetierung im Gesundheitswesen, die kurzfristige Nachfrageschwankungen so gut wie ausschließt. Und es gibt einen demografischen Wachstumsgaranten: mit der rasch anwachsenden Weltbevölkerung und der alternden Gesellschaft wird der Bedarf an medizintechnischen Produkten und Dienstleistungen weiter zunehmen.

Prognose: Zwei Millionenen neue Jobs bis 2020

Damit steigt der Bedarf an Mitarbeitern. Fast 100.000 Beschäftigte hat die medizintechnische Industrie derzeit. Ein Gutachten im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie kommt zu dem Ergebnis, dass unter den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft von derzeit rund fünf auf sieben Millionen Menschen bis 2020 wachsen kann.

Erik Laatsch ist zufrieden mit seinem Kompromiss. "Ich habe mit Informatik zu tun und durch meine Arbeit gebe ich den Menschen ein Stück Mobilität zurück." Zudem fühlt er sich sicher aufgehoben in einer Branche mit hohem Wachstumspotential. "Bevor an der Gesundheit gespart wird, verzichten die Leute eher auf ein neues Auto", sagt der Medizintechniker. Die derzeitige Situation gibt ihm völlig recht.

Von Peter Ilg MONSTER.DE

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