Das Diplom ist die halbe Miete, heißt es. Zusammen mit monster.de haben wir für dich die wichtigsten Infos zusammengestellt, die du für die zweite Hälfte brauchst.
Im Vergleich zum Umsatzrückgang ist der Stellenabbau in der chemischen Industrie sehr gering. Dass die Gehälter trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage dennoch steigen, hat zwei Gründe: zum einen wurde ein Tarifvertrag in guten Zeiten mit langer Laufzeit verhandelt. Zum anderen steigt das Qualifikationsniveau in der Branche und damit zwangsläufig der Verdienst. Doch eingestellt wird kaum.
Höheres Einkommensniveau
Das Einkommen in der chemischen Industrie liegt deutlich höher als in anderen Branchen. "Dies hängt zum einen mit dem überdurchschnittlich hohen Qualifikationsniveau zusammen. Das wiederum hat dazu geführt, dass die oberen Entgeltgruppen immer stärker, die unteren zunehmend schwächer besetzt sind", sagt Hans-Günter Glass, Geschäftsführer Bildung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Bundesarbeitgeberverband Chemie mit Sitz in Wiesbaden.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag der Bruttojahresverdienst in der chemischen Industrie 2008 bei knapp 53.000 Euro. Im verarbeitenden Gewerbe waren es rund 10.000 Euro weniger.
Tarif sorgt für steigende Gehälter
Die Mindestjahresbezüge für akademisch ausgebildete naturwissenschaftliche und technische Angestellte sind im ersten Jahr der Beschäftigung frei verhandelbar. Im zweiten Jahr erhalten diplomierte Angestellte 2009 mindestens 53.720 Euro, Angestellte mit Promotion mindestens 62.590 Euro, darauf haben sich der Bundesarbeitgeberverband Chemie und der Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter in der chemischen Industrie geeinigt.
Im Vergleich zum Vorjahr sind das jeweils rund 2000 Euro mehr. Einstiegsgehälter für Auszubildende und Facharbeiter variieren je nach Region. Basis dafür ist der Tarifvertrag, den hat der Bundesarbeitgeberverband mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie im April 2008 beschlossen. Er läuft bis ins Jahr 2010. Danach stiegen die Gehälter 2008 in einer ersten Stufe um 4,4 Prozent, für 2009 wurden sie um 3,3 Prozent erhöht.
Auch Einsteiger verdienen gut
Innerhalb der Industriegewerkschaft gelten regional unterschiedliche Entgelttarifverträge für die Mitarbeiter in tarifgebundenen Chemie-Unternehmen. Das tariflich festgeschriebene Gehalt ist das Mindestgehalt, das tarifgebundene Unternehmen zahlen müssen.
"Insgesamt dürften auch die Einstiegsgehälter nach einer Berufsausbildung dem beschriebenen Trend entsprechend deutlich über dem Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes liegen", so Verbandsmann Glass.
Beispiel Sigma-Aldrich
Sigma-Aldrich ist der weltweit größte Kataloganbieter von Chemikalien. Rund 100.000 chemische Substanzen hat das amerikanische Unternehmen mit deutscher Niederlassung in Taufkirchen bei München im Angebot. Etwa die Hälfte davon stellt es in eigenen Produktionsstätten her. Über eine Million Wissenschaftler und Technologen sind Kunden von Sigma-Aldrich.
"Wir sind nicht tarifgebunden, orientieren uns aber am Markt und benchmarken uns mit anderen Firmen der Branche", so Erich Frick aus der Personalabteilung des Unternehmens. Chemielaboranten und Bürokaufleute erhalten jeweils zwischen 25.000 und 26.000 Euro nach Abschluss ihrer Ausbildung, Hochschulabsolventen steigen mit einem Einkommen zwischen 45.000 und 48.000 Euro in das Berufsleben bei Sigma-Aldrich ein.
Einbußen für die Branche
Um rund drei Prozent sind die Einkommen 2009 gegenüber dem Vorjahr gestiegen, um denselben Wert sollen sie voraussichtlich im nächsten Jahr steigen. "Ob wir die Mitarbeiter nun in Produktion, Entwicklung oder im Vertrieb einsetzen: beim Berufseinstieg sind die Gehälter in allen Branchen gleich." Für Professionals könne die Bezahlung in Abhängigkeit vom Grad der Verantwortung der jeweiligen Position durchaus unterschiedlich sein, meint Frick.
Doch die chemische Industrie leidet ebenfalls unter der Krise. So ist der Umsatz im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Fünftel auf 67,9 Milliarden Euro eingebrochen. Für das Gesamtjahr rechnet der Verband der Chemischen Industrie, Frankfurt am Main, mit einem Umsatzminus in Höhe von 12 Prozent.
Geringer Beschäftigungsabbau
Trotz der gravierenden Absatzprobleme blieb die Zahl der Mitarbeiter nahezu stabil. Mit Stichtag zum 30.06.2009 waren in der chemischen Industrie rund 438.600 Mitarbeiter beschäftigt. Das waren 0,7 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2008.
Im Vergleich zum Umsatzrückgang ist der Beschäftigungsabbau gering. Das liegt vor allem daran, weil viele Unternehmen Kurzarbeit nutzen, um die Arbeitsplätze ihrer Stammbelegschaft zu halten. Nach Schätzungen des Verbands der Chemischen Industrie arbeiten etwa 50.000 Beschäftigte kurz. Insofern überrascht die Aussage von Dr. Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands nicht: "Bei Neueinstellungen hält sich die Branche derzeit zurück."
Optimistischer Ausblick
Rund 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaft die chemische Industrie mit industriellen Kunden. Werden beispielsweise wieder mehr Fahrzeuge produziert, braucht die Automobilbranche Kunststoffe und Lacke.
Ähnliches gilt für die Gebäudesanierung, hier profitiert die Branche vom Verkauf von Dämmstoffen. Nach einer Trendumfrage des Verbands erwarten die meisten Mitgliedsunternehmen für das zweite Halbjahr 2009 "eine leichte Belebung auf niedrigem Niveau", so Tillmann.
Der Mittelstand
Die Branche ist stark mittelständisch geprägt. Rund 95 Prozent der Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter und zählen damit zum Mittelstand. Zwei Drittel der Chemiebeschäftigten haben ihren Arbeitsplatz in einem der etwa 150 Großunternehmen der Branche, zu denen die Bayer AG mit seinen über 100.000 Beschäftigten gehört.
Das Unternehmen bezahlt die genannten Mindestjahresbezüge laut Manteltarifvertrag für akademisch ausgebildete Angestellte. Zusätzlich erhalten leitende Mitarbeiter eine vom Unternehmenserfolg und der persönlichen Leistung abhängige variable Einkommenskomponente. Das Einstiegsgehalt jedoch ist fix.
Beispiel Bayer
Gemäß dem Entgelttarifvertrag der chemischen Industrie erhalten Chemikanten und Pharmakanten nach Abschluss ihrer Berufsausbildung 2402 Euro entsprechend der Entgeltstufe 5. Eine Stufe höher steigen Chemielaboranten ein, sie bekommen monatlich 2460 Euro. Wie sich die Einkommen 2010 entwickeln werden, dazu wollte Bayer keine Angaben machen.