Job & Karriere

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Vorstellungsgespräch: Bloß nicht flunkern

Es sind lockere Fragen - gestellt im Plauderton: Was ist Ihr Hobby? Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Arbeiten Sie ehrenamtlich? Doch Vorsicht: Wer hier zu dick aufträgt oder flunkert, disqualifiziert sich selbst.

Die Frage wirkte völlig unverbindlich: Welches Buch er zuletzt gelesen habe, wollte der Personalchef von Thorsten Wagner* wissen. Und weil der studierte Maschinenbauer, der gerade bei einer Solarfirma für einen Führungsjob vorsprach, mit einer derartigen Frage überhaupt nicht gerechnet hatte, nannte er einfach den Titel eines Bestsellers, der schon seit ein paar Wochen auf dem Nachttisch seiner Freundin lag. "Das hätte ich lieber nicht tun sollen, denn plötzlich wollte der Interviewer mit mir über das Buch reden - und ich musste recht schnell zugeben, dass ich es doch nicht gelesen habe." Ob das Flunkern letztlich den Ausschlag für die Absage gab, weiß Wagner nicht. "Aber geholfen hat es mir sicher nicht."

Personaler prüfen Bewerber auf Herz und Nieren

Es sind derartige weiche Fragen, mit denen Personalchefs Bewerber auf Herz und Nieren prüfen, erklärt die Stuttgarter Bewerbungstrainerin Anne Wendt: "Da wird nicht nur nach dem zuletzt gelesenen Buch gefragt, sondern man muss auch die eigenen Hobbys genau beschreiben." Gerade erfahrene Personaler erhoffen sich aus den Antworten auf diese Fragen ein umfassendes Persönlichkeitsbild des Bewerbers: "Wenn ein junger Mensch als Hobby eine Mannschaftssportart betreibt, dann ist er in meinen Augen beispielsweise wesentlich teamfähiger als ein passionierter Angler", erläutert Kathrin Bauer, die für ein Berliner mittelständisches Unternehmen Personal sucht. "Andererseits kann auch der Angler ein idealer Kandidat sein, wenn ich für ein kniffliges Forschungsprojekt einen beharrlichen Einzelkämpfer suche."

Beliebt ist auch die Frage nach dem sozialen Engagement. Denn wer ehrenamtlich tätig ist, der bringt einerseits eine gehörige Portion Idealismus mit und schaut andererseits möglicherweise auch im Beruf weniger auf Überstunden, so die einfache Rechnung vieler Arbeitgeber. "Gerade, wer sich in Vereinen engagiert, ist mit Sicherheit eher bereit, Verantwortung zu übernehmen als beispielsweise der Kandidat, der Wochenende für Wochenende für sich allein nur zum Surfen das Haus verlässt", weiß Bauer aus eigener Leitungserfahrung.

Sich genau vorbereiten

Das Problem vieler junger Bewerber: Im Gegensatz zu berufs- und ausbildungsbezogenen Fragen werden solche weichen Aspekte in Bewerbungsgesprächen oft nicht ernst genommen. "Doch auch hier muss man sich genau vorbereiten und sich schon im Vorab einige Antworten auf mögliche Fragen zurechtlegen", weiß die Bewerbungstrainerin.

Wichtig sei, dass das Hobby nicht im Gegensatz zur übrigen Außenwirkung des Bewerbers stehe. "Wer eher nachdenklich und introvertiert auftritt, sorgt für Überraschungen, wenn er zugleich Karnevalspräsident ist." Und derartige Gegensätze führten fast immer zu Nachfragen, ist sich Wendt sicher: "In einigen Fällen machen sie den Bewerber sicherlich interessant, in den meisten Fällen aber führen derartige Widersprüche zu schnellen Ablehnungen."

Lügen sind tabu

Absolut tabu müsse aber das Flunkern sein, fordert die Bewerbungstrainerin. Aus zweierlei Gründen. "Zum einen hat jeder Mensch irgendein Hobby, über das es sich lohnt, ehrlich zu berichten. Und zum anderen spürt er guter Personalchef sofort, ob das Gesagte authentisch ist." Denn wer zu dick auftrage, könne schnell Schiffbruch erleiden.

Wie Thomas Schnur*, der sich um einen Job in der PR-Branche bewarb. Ausbildung und Zeugnisse sprachen für den jungen Mann, als der Personalchef noch die Standard-Frage nach den Hobbys stellte. Schnur, der in der Schule zehn Jahre lang Russisch gelernt hatte, betonte seine besondere Fähigkeit für Sprachen im Allgemeinen und seine hervorragenden Russisch-Kenntnisse im Besonderen. Das hätte er lieber lassen sollen, denn die nächste Frage stellte der Personaler selbst auf Russisch - und Schnur konnte keine Antwort geben.

Wenn sich Bewerber selbst disqualifizieren

"So disqualifiziert man sich als Bewerber selbst", beurteilt Anne Wendt. "Denn dem Interviewer geht es ja nicht nur um die zu dick aufgetragenen Sprachkenntnisse. Er sieht vielmehr einen Mann vor sich, der etwas vorgibt, was er nicht ist. Und das kann später vielleicht sogar wichtige Kunden verprellen, wenn dieser Mitarbeiter im Außendienst eingestellt würde."

Eine der Grundregeln der Stuttgarter Beraterin lautet darum: "Legen Sie in Bewerbungsgesprächen nicht gleich alles auf den Tisch. Es ist besser, ein einzelnes Hobby detailliert und mit Begeisterung zu beschreiben, als dem Gegenüber ein riesiges Bündel von Interessen unreflektiert vorzusetzen."

Andere begeistern

Auch die Berliner Personalerin Kathrin Bauer gibt gern zu, dass sie sich von den Antworten auf derartige weiche Fragen mitunter beeindrucken lässt: "Wenn ein Bewerber mir richtig vorschwärmt, warum Handball der ideale Ausgleich für einen geistig anstrengenden Job ist, dann wirkt das glaubhaft. Und wenn der Kandidat mich vielleicht sogar von seinem Hobby zu überzeugen sucht, dann macht das auf jeden Fall ein gutes Bild. Denn Menschen, die andere begeistern können, kommen meiner Erfahrung nach auch im Arbeitsleben gut zurecht."

VON Hagen Kunze MONSTER.DE

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