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Wenn Volker Christ ein anschauliches Bild seines Jobs zeichnen soll, dann bemüht er den Vergleich mit einer Rallye: "So wie der Beifahrer anhand der Streckeninformationen dabei den Fahrer leitet, kommt Controllern eine Lotsenfunktion im Unternehmen zu." Christ ist ein solcher Lotse, und zwar für den Unternehmensbereich Haushaltsprodukte des Weinheimer Mischkonzerns Freudenberg. Freudenberg Haushaltsprodukte erwirtschaftet einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro und beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter weltweit.
Dafür muss er mit seinen elf Mitarbeitern sämtliche wichtige Kennzahlen zusammentragen - aus dem Berichtswesen, der Forschung und Entwicklung, der Produktion, dem Vertrieb und dem Marketing. "Diese Kennzahlen müssen wir regelmäßig kontrollieren und für die Geschäftsleitung aufbereiten sowie interpretieren", sagt Christ, der direkt an den Finanzchef berichtet. "Die Aufgabe meines Teams ist es, der Bereichsleitung Entscheidungshilfen an die Hand zu geben, damit diese Unternehmensziele und -strategien ausarbeiten und deren Erfolg überprüfen kann." Es gehe also nicht einfach darum, Kosten zu sparen, sondern um die richtige Balance zwischen Wachstum, Gewinn sowie effektivem Kapital- und Ressourceneinsatz.
Immer den Markt im Auge behaltenWenn beispielsweise der Markt nach billigeren Produkten verlangt, führen Christ und seine Mitarbeiter mit Hilfe der betreffenden Kollegen aus Vertrieb, Marketing, Produktion und Entwicklung Kalkulationen für das betreffende Produkt durch. "Dann weiß die Unternehmensbereichsleitung, ob sie den Marktforderungen nachgeben kann, und was sich dazu in den internen Strukturen und Abläufen eventuell ändern müsste", sagt Christ, der solche Empfehlungen auch mit Wettbewerbs- und Trendanalysen untermauert.
Wie viele Controller in Deutschland arbeiten, lässt sich nicht sagen. Laut Conrad Günther, Geschäftsführer des Internationalen Controller Vereins (ICV), liegt dies daran, dass "Controller kein geschützter Begriff ist, und es gerade in kleineren Unternehmen fließende Übergänge zwischen Buchhaltung und Controlling geben kann". Der ICV zählt im deutschsprachigen Raum rund 4000 Mitglieder. Rosita Blaha, Geschäftsführerin des auf Finanz- und Rechnungswesen spezialisierten Personaldienstleisters Treuenfels München und im ICV für Karrierethemen zuständig, ergänzt: "Ein Unternehmen mit 500 bis 1000 Mitarbeitern beschäftigt im Schnitt zwischen drei und zehn Controllern, Konzerne mehr als hundert." Und Renate Adler, Vizepräsidenten des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC), weist darauf hin, dass kleine Unternehmen sich Controlling häufig auch als Dienstleistung einkaufen - "entweder projektbezogen oder als ständigen Auftrag". Im BVBC sind rund 7500 Mitglieder organisiert.
Wirtschaftswissenschaftliches Studium ist die RegelDer klassische Hintergrund eines Controllers ist ein wirtschaftswissenschaftliches Studium. Viele Hochschulen, Fachhochschulen und Berufsakademien bieten Controlling dabei als Vertiefungsrichtung an. Wer sich fürs Controlling interessiert, sollte dabei auch die notwendigen Programme kennen lernen - zuvorderst die Tabellenkalkulation mit Excel, aber zunehmend auch so genannte Business-Intelligence-Software.
An verschiedenen Hochschulen können Berufstätige auch einen Master-Studiengang "Controlling" draufsatteln. Daneben gibt es eine große Zahl von Weiterbildungsanbietern, bei denen die einschlägigen Schulungen von kurzen bis mehrmonatigen Seminaren reichen. "Bei der Auswahl eines Lehrgangs sollte man darauf achten, dass die Dozenten aus der Praxis kommen und der Weiterbildungsanbieter am Markt etabliert ist", empfiehlt BVBC-Vizepräsidenten Adler. Wer unüberlegt an einem Lehrgang teilnehme, werde sich hinterher schwer tun, eine entsprechende Stelle zu finden.
Gute BerufsaussichtenDie Berufsaussichten für Controller bewerten die Experten unisono als gut, da Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Notwendigkeit des Controllings als besonders hoch einschätzen und neue internationale Bilanzierungsrichtlinien sowie Anforderungen an die Berichterstattung börsennotierter Unternehmen die Firmen zu mehr Transparenz zwingen. "Und genau dies leistet ein Controller", sagt ICV-Vertreterin Blaha: "Er sorgt für Transparenz."
Der klassische Einstieg ins Controlling erfolgt laut Blaha über das Rechnungswesen, beispielsweise als Bilanzbuchhalter oder über eine Tätigkeit bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. In bestimmten Bereichen seien jedoch auch "Fachfremde" gefragt: "Als Controller beispielsweise im Krankenhaus müssen sie etwas von der medizinischen Seite verstehen, um die Zahlen richtig einordnen zu können."
Die Einstiegsgehälter sind gesunkenICV-Geschäftsführer Günther weist darauf hin, dass Controllerstellen oft typische Durchgangspositionen sind: "Sie dienen als Sprungbrett für eine Karriere als kaufmännischer Leiter, als Finanz- oder Vertriebschef oder als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft." Schließlich besäßen solche Mitarbeiter einen guten Überblick über die Firma. Auch Freudenberg-Manager Christ bestätigt, dass Controller denselben Gesamtblick aufs Unternehmen haben wie die Firmenleitung: "Man kennt alle Zahlen."
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