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Sandra, Studentin der Europäischen Kulturgeschichte an der Uni Augsburg, ist mit ihrem Praktikum in einem Museum zufrieden: "Gut war's", schreibt sie auf der Seite ihrer Fachschaft. "Wenn man sich einbringt, lernt man viel und kann sehr eigenständig arbeiten." Zum Thema Vergütung bemerkt sie knapp: "Natürlich keine." Auch das Praktikum bei einer Gesellschaft für Stadtmarketing hat Sandra in guter Erinnerung: "Insgesamt sehr interessant." Vergütung? "Wieder nichts."
Vergütung von Praktika selten geregelt
Sven, der in Mannheim BWL studiert, schaute hinter die Kulissen des Risk Managements einer Bank. "Eine tolle Erfahrung, gute Betreuung", lautet sein Fazit. Er bekam 400 Euro im Monat. "Ganz ordentlich", findet er, wenn auch nicht überragend, denn von Kommilitonen weiß er, dass zuweilen 500, 600 Euro oder mehr gezahlt werden.
Nur in wenigen Unternehmen sowie einigen Tarifverträgen sei die Vergütung von Praktika klar geregelt, berichtet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Dabei sollte für Studienpraktika eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden, die sich an den Gehältern der Auszubildenden orientiere – schließlich verrichteten beide Gruppen zum Teil "normale Arbeit", auch wenn das Lernen im Vordergrund stehe. Mindestens 300 Euro monatlich hält der DGB für angemessen. Und Vollzeitpraktika nach dem Studium müssten "natürlich den Lebensunterhalt sichern".
Nicht mal ein Euro die Stunde
Die Realität sieht anders aus. Nach einer Untersuchung der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) gehen 68 Prozent der Praktikanten leer aus. Pflichtpraktika werden seltener vergütet als freiwillige Praktika; deutlich mehr Uni- als FH-Studierende arbeiten für "Gotteslohn".
Und wenn Unternehmen zahlen, dann meist aus der Portokasse: HIS hat ausgerechnet, dass 83 Prozent der Praktikanten, die überhaupt eine Vergütung erhalten, auf einen "Stundenlohn" von weniger als einem Euro kommen. Nur ein Prozent kassiert mehr als drei Euro. Industrie, Banken und Handel sind vergleichsweise spendabel, während in Kunst und Kultur, bei vielen Behörden sowie in Medien, Werbung und Gesundheitswesen der Euro mitnichten rollt. Das ist Pech gerade für Geistes- und Sozialwissenschaftler, weil sie dort bevorzugt suchen.
Auch bezahlte Praktikanten müssen scharf kalkulieren
Ein Lichtblick ist eine Resolution des Europaparlaments vom Juni 2010, in der die EU-Kommission und der Ministerrat aufgefordert werden, eine "europäische Charta für die Qualität von Praktika" zu erarbeiten. Darin sollen eine Mindestzuwendung zur Deckung der Lebenshaltungskosten, außerdem Sozialleistungen festgeschrieben werden. Die Resolution ist nicht bindend, dürfte aber den Druck auf Unternehmen erhöhen, ihre Praktikanten fair zu behandeln.
Wer zu den Glücklichen gehört, die ein bezahltes Praktikum ergattert haben, muss dennoch scharf kalkulieren. Sozialabgaben, unter Umständen auch Steuern, mindern den Verdienst, außerdem drohen Einbußen beim Bafög.
Praktika und der Anspruch auf Bafög
Ungefährlich sind Praktika, die die Studien- oder Prüfungsordnung vorschreibt: Es fallen keine Sozialversicherungsbeiträge an; das Bafög läuft weiter, allerdings wird die Vergütung auf das Einkommen angerechnet. Auch das Finanzamt hält die Hand auf, sofern der jährliche Einkommensfreibetrag überschritten wird. Die Kosten, die durch das Praktikum entstehen, etwa für Fahrt und Unterkunft, sind steuerlich abzugsfähig.
Bei freiwilligen Praktika geht der Anspruch auf Bafög verloren. Die Sozialversicherungspflicht hängt davon ab, wie sehr das Studium in den Hintergrund tritt. Für ein Praktikum während des Semesters und im Umfang von mehr als 20 Wochenstunden werden die vollen Sozialabgaben fällig. Nach dem Examen gelten die gleichen Regeln wie für Arbeitnehmer.
Praktikumsvergütung selten verhandelbar
Ob Student oder Absolvent: Verhandlungsspielraum gibt es kaum, was die Höhe der Praktikumsvergütung betrifft. Allerdings lohnt es sich, nach "unbaren" Leistungen zu fragen. Manche Unternehmen schießen einen Teil zu den Fahrt- oder Unterbringungskosten zu. Oder sie laden Praktikanten, ähnlich wie Besucher, zum Essen in die Kantine ein. Sogar die angehenden Kulturwissenschaftler aus Augsburg gingen nicht völlig leer aus: Mancher von ihnen erhielt Freikarten für Kulturveranstaltungen.